Polizei

Falscher Suchaufruf in Koblenz: Nein, dieses Mädchen wird nicht vermisst

Eine junge Frau veröffentlichte auf Facebook das Foto eines vermeintlich vermissten Mädchens aus dem Raum Koblenz. Innerhalb von 24 Stunden wird der Beitrag von 9000 Nutzern geteilt. CORRECTIV ist der Sache nachgegangen.

von Simon Wörz

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Das Foto des angeblich vermissten Mädchens (Screenshot und Unkenntlichmachung CORRECTIV)
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Falsch. Das Mädchen wurde in Russland vermisst, ist aber wieder aufgetaucht.

Am 3. April teilte eine Facebook-Nutzerin das Bild eines blonden Mädchens, welches angeblich im Raum Koblenz vermisst werde. Bei dem Foto handelt es sich offensichtlich um einen Screenshot von dem Foto-Messenger Snapchat. In einem kurzen Text wird zur Verbreitung des Bildes aufgerufen: „Dieses Mädchen wird seit gestern im Raum Koblenz vermisst. Wer sie gesehen hat bitte melden. Bitte teilt dieses Foto! Danke.“

Innerhalb weniger Stunden kamen tausende Nutzer dem Aufruf nach. Knapp einen Tag später wurde das Foto bereits 9000 Mal geteilt.

Der Polizei Koblenz ist der Fall nicht bekannt

Auf Nachfrage von CORRECTIV teilte das Polizeipräsidium Koblenz mit, dass das Mädchen nicht als vermisst gemeldet wurde und ein entsprechender Fall nicht bekannt sei.

Die schriftliche Antwort der Polizei Koblenz (Screenshot CORRECTIV)

Das Foto zeigt eine kurzzeitig vermisste 14-Jährige in Russland

Mithilfe der umgekehrten Bildersuche der Suchmaschine Yandex recherchierte CORRECTIV den Ursprung des Originalbildes: Das Foto zeigt ein Mädchen, das vor wenigen Tagen in Russland als vermisst galt. Am Abend des 28. März berichteten russische Lokalmedien wie astv.ru und Sakhalin.info über eine Teenagerin, die nach einem Einkaufsbummel mit einer Freundin nicht nach Hause zurückgekehrt sei. Dabei handele es sich um eine 14-jährige, die auf der Insel Sachalin im Südosten Russlands lebe.

Am Vormittag des 29. März ergänzten die lokalen Medien die Meldung. Das Mädchen sei gefunden worden und wieder bei ihren Eltern.

Die Vermisstenmeldung auf astv.ru (Screenshot und Unkenntlichmachung CORRECTIV)
Die Vermisstenmeldung von Sakhalin.info (Screenshot und Unkenntlichmachung CORRECTIV)

CORRECTIV kontaktierte die Facebook-Nutzerin, die das Bild veröffentlicht hat und konfrontierte sie mit der Tatsache, dass es sich um eine Falschmeldung handelt. Die Nutzerin antwortete, sie stamme aus Koblenz und habe den Screenshot von dem Snapchat-Bild eines anderen Mädchens aus Koblenz gemacht. Woher ihre Bekannte das Bild habe, könne sie nicht sagen. Mittlerweile hat die Nutzerin das Bild gelöscht.