Polizei

„Philosphia Perennis“ veröffentlicht irreführende Liste von Fällen, bei denen angeblich Ausländer Personen vor Züge stießen

In einem Beitrag von „Philosophia Perennis“ werden 21 Fälle aufgelistet, in denen Menschen vor Züge oder auf Gleise gestoßen wurden. Dazu wird behauptet, dass es sich um eine Liste „ausländischer Gleisschubser“ handele. Das ist jedoch falsch. 

von Philip Steeg

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Der Artikel von „Philosophia Perennis” mit der angeblichen „Liste ausländischer Gleisschubser“. (Screenshot: CORRECTIV)
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Falsch. Die 21 aufgezählten Fälle waren nur 19 Fälle, da zwei doppelt aufgelistet wurden. Bei etwa der Hälfte waren die Täter entweder unbekannt oder deutsche Staatsbürger. Die Behauptung, dass ausschließlich Ausländer an den Delikten beteiligt seien, stimmt nicht. 

In dem Artikel von Philosophia Perennis vom 30. Juli 2019 werden Fälle aufgeführt, in denen angeblich Ausländer andere Menschen vor Züge stießen. Der Text wurde mittlerweile laut dem Analysetool Crowdtangle mehr als 1.100 Mal geteilt. Er wurde von der Website Haolam wortgleich übernommen, auch hier wurde er bisher mehr als 1.100 Mal auf Facebook geteilt.

Bei dem Artikel wurden offenbar unter anderem Teile einer Liste übernommen, die in einem Facebook-Beitrag aufgestellt wurde. Zu diesem Beitrag hat CORRECTIV bereits einen Faktencheck veröffentlicht. 

Wir haben zum einen recherchiert, ob es die von Philosophia Perennis genannten Fälle überhaupt gab, und zum anderen überprüft, ob die Aussage, es handele sich bei den mutmaßlichen Tätern ausschließlich um Ausländer, so stimmt. 

Ob die beteiligten Personen einen Migrationshintergrund haben, wird von der Polizei nicht erfasst. Menschen mit deutschem Pass sind Deutsche und werden auch in der polizeilichen Kriminalstatistik so aufgeführt. In der PKS 2018 steht (Seite 8): „Die PKS differenziert zwischen deutschen und nichtdeutschen Tatverdächtigen. Kriterium ist die Staatsangehörigkeit, dabei wird ein eventueller Migrationshintergrund nicht berücksichtigt.“

Alle 21 Fälle im Detail

1. Angeblicher Fall in Hamburg im August 2012 

Zitat: Hamburg-Veddel: Mann von Südländer in Gleisbett geschubst (08.08.2012)“ 

Faktencheck: Wie die Pressestelle der Staatsanwaltschaft Hamburg auf Anfrage von CORRECTIV per E-Mail mitteilte, fand die Tat wie im PP-Beitrag beschrieben statt. Zudem teilte die Pressestelle mit, dass der Täter türkischer Staatsangehöriger sei. 

Fazit: Die Tat fand so statt, der Täter ist kein deutscher Staatsbürger. 

2. Angeblicher Fall in Siegburg im August 2013 

Zitat: Siegburg: Türkisch-russische Gruppe trat 18-Jährigen ins Gleisbett (26.08.2013)“ 

Faktencheck: Zu diesem Fall gibt es eine Pressemitteilung der Stadt Siegburg. Demnach fand die Tat wie angegeben statt. Sie geschah allerdings in der Nacht vom 23. zum 24. August 2013. Der Staatsanwaltschaft Bonn liegen zu dem Vorfall keine Daten mehr vor, wie sie CORRECTIV telefonisch mitteilte. Daten der Staatsanwaltschaft, die nicht mit Kapitalverbrechen in Verbindung gebracht werden, werden nach fünf Jahren gelöscht. Auch die Bundespolizei kann nach Aussage eines Sprechers dazu keine Auskunft mehr geben, da „entsprechende Unterlagen grundsätzlich nach fünf Jahren gelöscht“ würden. 

Wie aus der Pressemitteilung der Stadt Siegburg hervorgeht, gaben die Opfer an, dass es sich bei den Tätern um russisch- und türkischstämmige Jugendliche gehandelt habe. Da es zu dem Fall keine Pressemeldung der Polizei gibt, kann die Nationalität der Täter nicht endgültig belegt werden. 

Fazit: Die Tat fand so statt, die Nationalität der mutmaßlichen Täter ist nicht mehr feststellbar. 

Die Stadt Siegen berichtete auf ihrer Webseite über den Fall. (Screenshot: CORRECTIV)

3. Angeblicher Fall in Berlin im Januar 2017 

Zitat: Am 13.1.17 schubsen Migranten einen 28-jährigen in Berlin ins Gleisbett.“ 

Faktencheck: Wie die Pressestelle der Staatsanwaltschaft Berlin auf Anfrage von CORRECTIV per E-Mail mitteilte, fand die Tat am 14. Januar 2017 wie beschrieben statt. Allerdings teilte die Pressestelle mit, dass die Täter deutsche Staatsbürger waren. 

Fazit: Die Tat fand so statt, die Täter sind jedoch deutsche Staatsbürger.

4. Angeblicher Fall in Hamburg im Januar 2017 

Zitat: Am 18.1.17 stößt ein polizeibekannter 16-jähriger Marokkaner in Hamburg, S-Bahnstation Reeperbahn eine Frau ins Gleisbett.“ 

Faktencheck: Wie die Pressestelle der Staatsanwaltschaft Hamburg auf Anfrage von CORRECTIV per E-Mail mitteilte, fand die Tat am 18. Januar 2017 wie beschrieben statt. Außerdem teilte die Pressestelle mit, dass der Täter marokkanischer Staatsbürger war.

Fazit: Die Tat fand statt, der Täter ist kein deutscher Staatsbürger.

5. Angeblicher Fall in Wuppertal im April 2018

Zitat: „13.4.2018 Wuppertal: Ein Mann entreißt der Mutter das Kind – und springt vor den Zug.

Faktencheck: Wie aus der Pressemitteilung der Polizei Wuppertal hervorgeht, fand die Tat am 12. April 2018 wie beschrieben statt. Die Pressestelle bestätigte auf Anfrage von CORRECTIV per E-Mail, dass der Täter indischer Staatsbürger sei, der in Gelsenkirchen lebte. In der Mitteilung heißt es außerdem, Hinweise dafür, dass es sich um eine religiös oder politisch motivierte Straftat handelt, lägen nicht vor. 

Fazit: Der Fall hat sich so zugetragen, der Täter ist kein deutscher Staatsbürger. 

Die Polizei Wuppertal veröffentlichte eine Pressemitteilung (Screenshot: CORRECTIV)

6. Angeblicher Fall in Nürnberg im Januar 2019 

Zitat: „26.1./27.1.2019 Türke und Grieche stoßen drei 16-jährige Deutsche auf Gleis – zwei tot.“ 

Faktencheck: In dem Artikel von Philosophia Perennis ist kein Tatort angegeben. Da der Fall auch in einem anderen Faktencheck recherchiert wurde, war er CORRECTIV bereits bekannt. Wie die Pressestelle der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth auf Anfrage per E-Mail mitteilte, gab es am 27. Januar 2019 in Nürnberg eine Tat, die zu der Beschreibung passt. Zur Staatsangehörigkeit der Täter schreibt die Pressestelle: „Beide Angeschuldigten haben die deutsche Staatsangehörigkeit und sind in der Region geboren. Beide haben Migrationshintergrund, einer einen griechischen, der andere einen türkischen. Sie besitzen jeweils auch die zweite Staatsangehörigkeit.“

Fazit: Den Fall gab es, beide Täter sind Deutsche, haben allerdings die doppelte Staatsbürgerschaft. 

7. Angeblicher Fall in Dortmund im Juli 2019 

Zitat: 17.7.19 Dortmund 12- und 13-Jährige stoßen Jungen ins Gleisbett und quälen ihn.

Faktencheck: Die Pressestelle der Polizei Dortmund teilte auf Anfrage von CORRECTIV per E-Mail mit, dass die Tat am 10. Juli 2019 wie beschrieben stattgefunden habe. Einer der Täter sei spanischer, der andere deutscher Staatsbürger. Zu der Tat hat die Polizei Dortmund eine Pressemitteilung herausgegeben. 

Fazit: Die Tat gab es, einer der Täter ist kein deutscher Staatsbürger. 

Die Polizei Dortmund veröffentlichte eine Pressemitteilung (Screenshot: CORRECTIV)

8. Angeblicher Fall in Voerde im Juli 2019 

Zitat: 20.7.19 28-jähriger Serbe stößt 34-jährige Mutter vor den einfahrenden Zug – tot.

Faktencheck: In dem Artikel von Philosophia Perennis gibt es keine Ortsangabe. Da der Fall aber auch in einem anderen Faktencheck recherchiert wurde, war er CORRECTIV bereits bekannt. Auf Anfrage teilte die Pressestelle der Polizei Duisburg per E-Mail mit, dass es am 20. Juli 2019 eine Tat in Voerde gab, die zu der Beschreibung passt. Der Täter sei serbischer Staatsbürger. Zu dem Vorfall veröffentlichte die Polizei Duisburg eine Pressemitteilung und eine nachfolgende Ergänzung, in der steht, dass ein Haftbefehl wegen Mordes gegen den Beschuldigten erlassen worden sei. Er und das Opfer hätten sich zuvor nicht gekannt, es habe auch keinen Streit gegeben.

Fazit: Den Fall gab es, der Täter ist kein deutscher Staatsbürger. 

Die Polizei Duisburg veröffentlichte eine Pressemitteilung (Screenshot: CORRECTIV)

9. Angeblicher Fall in Dresden im März 2017 

Zitat: Zwei polizeibekannte Asylbewerber aus Marokko und Libyen stießen deutschen Familienvater ins Gleisbett und verhinderten seine Rettungsversuche – Vollbremsung des Lokführers verhindert Tragödie.

Faktencheck: Auf Anfrage von CORRECTIV teilte die Pressestelle der Staatsanwaltschaft Dresden per E-Mail mit, dass die Tat so geschehen sei. Die Täter seien marokkanische und libysche Staatsbürger. 

Fazit: Die Tat fand statt, die Täter sind nicht deutsche Staatsbürger.

10. Angeblicher Fall in Köln im Juli 2017

Zitat: „‘26-Jähriger ohne festen Wohnsitz’ stieß 18-jährige Touristin völlig unvermittelt gegen eine einfahrende Straßenbahn, Opfer wurde leicht verletzt!

Faktencheck: Die Pressestelle des Polizeipräsidiums Köln teilte auf Anfrage von CORRECTIV per E-Mail mit, dass die Tat am 24. Juli 2017 stattgefunden habe. Der Täter sei deutscher Staatsangehöriger. Medienberichte, zum Beispiel von der Rheinischen Post, liefern auch keine Anhaltspunkte für einen möglichen Migrationshintergrunds. 

Fazit: Die Tat fand so statt. Der Täter ist deutscher Staatsbürger. 

11. Angeblicher Fall in Gerlingen im Oktober 2017

Zitat: „21-jähriger Algerier […] schlug und trat mit seiner Bekannten einen jungen Gerlinger bewegungsunfähig, um ihn dann ins Gleisbett der Stadtbahn zu stoßen […].“ 

Faktencheck: Wie die Pressestelle des Polizeipräsidiums Ludwigsburg per E-Mail auf Anfrage von CORRECTIV mitteilte, fand die Tat am 6. Oktober 2017 statt. Laut Pressestelle war „ein Zug […] zu diesem Zeitpunkt nicht in der Nähe“. Der Täter sei algerischer Staatsbürger, die Mittäterin sei deutsche Staatsangehörige. 

Fazit: Die Tat fand statt. Einer der Täter ist kein deutscher Staatsbürger. Die zweite Täterin ist deutsche Staatsbürgerin.

12. Angeblicher Fall in Berlin-Charlottenburg im November 2017  

Zitat: 28-jähriger Iraner trat 20-jährige Frau mit Anlauf vor die einfahrende U-Bahn, Opfer wurde überrollt und verstarb noch am Unfallort.

Faktencheck: Wie die Pressestelle der Staatsanwaltschaft Berlin auf Anfrage von CORRECTIV per E-Mail mitteilte, fand die Tat zwar so statt. Allerdings weicht das angegebene Datum erheblich vom tatsächlichen Zeitpunkt der Tat ab. Sie fand nicht wie behauptet im November 2017, sondern am 19. Januar 2016 statt. Außerdem teilte die Pressesprecherin mit, dass der Täter iranischer Staatsbürger sei. Laut Medienberichten wurde er in Hamburg geboren. 

Fazit: Es gab einen entsprechenden Fall, allerdings an einem anderen Datum. Der Täter ist kein deutscher Staatsbürger. 

13. Angeblicher Fall am Centralbahnplatz in Basel (Schweiz) im November 2018 

Zitat: Flüchtiger dunkelhäutiger Täter stieß 73-Jährigen vor die Straßenbahn.

Faktencheck: Auf Anfrage von CORRECTIV teilte die Staatsanwaltschaft Basel per E-Mail mit, dass es am 6. November 2018 einen Vorfall am Centralbahnplatz gegeben habe, bei dem ein älterer Mann gegen eine Straßenbahn fiel. Der Pressesprecher berichtete jedoch auf weitere Nachfrage, „dass bisherige Ermittlungen davon aus[gehen], dass keine Mutwilligkeit hinsichtlich des Stoßens vor die Tram vorliegt, sondern es sich offensichtlich um eine Rempelei gehandelt hat“. Der mutmaßliche Täter wurde nicht ermittelt. 

Fazit: Die Polizei geht von einer Rempelei aus, der nicht die Absicht zugrunde lag, den Mann vor die Straßenbahn zu stoßen. Die Nationalität des mutmaßlichen Täters ist nicht bekannt. 

Die Staatsanwaltschaft Basel geht bei diesem Fall nicht von Mutwilligkeit aus (Screenshot: CORRECTIV)

14. Angeblicher Fall in Nürnberg im Februar 2019 

Zitat: Von den drei deutschen Jugendlichen, die ins Gleisbett der S-Bahn von Jugendlichen mit Migrationshintergrund gestossen wurden, sind zwei dabei getötet worden!“ 

Faktencheck: Dieser Fall befindet sich zweimal in der Liste von Philosophia Perennis. Die Beschreibung passt zu dem Fall, der unter Punkt sechs bereits überprüft wurde. Dieser trug sich Ende Januar 2019 in Nürnberg zu. In diesem Fall haben beide Täter die doppelte Staatsbürgerschaft. 

Fazit: Dieser Fall ist zweifach in der Auflistung. Den Fall gab es, die Täter haben die doppelte Staatsbürgerschaft. 

15. Angeblicher Fall in Leipzig im März 2019 

Zitat: 62-jährige von Unbekannten aus der Straßenbahn geschubst, Opfer schwer verletzt!“ 

Faktencheck: Auf Anfrage von CORRECTIV teilte die Pressestelle der Polizei Leipzig mit, dass die Tat am 26. März 2019 wie beschrieben stattgefunden habe. Laut Pressesprecher liegen „zum Tatverdächtigen […] keinerlei Erkenntnisse/Beschreibungen vor“.

Fazit: Die Tat fand statt, aber zum Täter gibt es bisher keine Erkenntnisse.

16. Angeblicher Fall in Blaubeuren im April 2019 

Zitat: „Zwei männliche Personen schwarzafrikanischem Typus ohne Fahrschein schubsten Bahnmitarbeiterin nach einem schon im Zug vorausgehenden Gerangel bei einem Halt in das Gleisbett und flüchteten.

Faktencheck: Die Pressestelle der Bundespolizei Stuttgart teilte auf Anfrage von CORRECTIV per E-Mail mit, dass die Tat am 4. März 2019 wie beschrieben stattgefunden habe. Zudem teilte die Pressesprecherin mit, dass „durch die Bundespolizei letztlich zwei tatverdächtige Personen ermittelt werden [konnten]. Das Ermittlungsverfahren ist derzeit noch nicht abgeschlossen.“ Daher können „zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine darüber hinausgehenden Auskünfte“ erteilt werden. Zu der Tat veröffentlichte die Bundespolizei Stuttgart eine Pressemitteilung. Darin steht, die beiden Männer seien schwarz gewesen, aber es wird keine Nationalität angegeben.

Fazit: Den Fall gab es, die Nationalität der mutmaßlichen Täter ist bisher nicht bekannt. 

Die Bundespolizei veröffentlichte eine Pressemitteilung. (Screenshot: CORRECTIV)

17. Angeblicher Fall in Berlin im Mai 2019 

Zitat: „Täter Gruppe junger Männer flüchtig: 25-Jähriger vor Straßenbahn gestoßen und schwer verletzt.

Faktencheck: Die Pressestelle der Staatsanwaltschaft Berlin teilt CORRECTIV auf Anfrage per E-Mail mit, dass ihr dieser angebliche Fall nicht bekannt sei. Allerdings gebe es eine zu der Beschreibung passende Tat am 22. Oktober 2017 in Berlin-Marzahn. Bei dieser Tat seien die Täter deutsche Staatsbürger gewesen.

Fazit: Für diesen Vorfall gibt es in der angegebenen Zeit keine Belege. Womöglich ist ein Fall gemeint, der im Oktober 2017 stattfand. Bei diesem waren die Täter allerdings deutsche Staatsbürger. 

18. Angeblicher Fall in Wien (Österreich) im Mai 2019

Zitat: Ein 20-jähriger Iraker stieß den ihm unbekannten 36-jährigen Mann unmittelbar vor den einfahrenden Zug.

Faktencheck: Wie die Pressestelle der Polizei Wien auf Anfrage von CORRECTIV per E-Mail mitteilte, fand die Tat am 8. Mai 2019 wie beschrieben statt. Außerdem bestätigte die Pressestelle Medienberichte, nach denen es sich um einen irakischen Staatsangehörigen gehandelt habe. 

Fazit: Der Fall hat sich so zugetragen, der Täter ist irakischer Staatsbürger. 

Die Pressemitteilung der Polizei Wien. (Screenshot: CORRECTIV)

19. Angeblicher Fall in Köln-Ehrenfeld im Juni 2019 

Zitat: „18-jähriger Täter stieß einen 42-Jährigen, der am Bahnsteig wartete, so heftig, dass dieser ins Gleisbett stürzte.

Faktencheck: Die Pressestelle der Kölner Polizei teilt CORRECTIV auf Anfrage per E-Mail mit, dass ihnen der angebliche Fall mit diesen Zeitangaben nicht bekannt sei. Allerdings habe es eine Tat, die mit der Beschreibung übereinstimmt, im Juni 2018 in Köln-Ehrenfeld gegeben. Bei dieser Tat sei der Täter deutscher Staatsbürger gewesen. 

Fazit: Diesen Fall gab es in der angegebenen Zeit nicht. Womöglich ist hier ein Fall gemeint, der im Juni 2019 stattfand. Bei diesem war der Täter allerdings deutscher Staatsbürger. 

20. Angeblicher Fall in Voerde im Juli 2019 

Zitat: Ein der Polizei und Justiz bestens bekannter 28-jähriger Kosovare, dessen Gemeingefährlichkeit seit langem bekannt war, schubste eine 34-jährige Mutter direkt vor einen einfahrenden Zug! Opfer verstarb sofort an der Unfallstelle.

Faktencheck: Dieser Fall befindet sich zweimal in der Liste. Unter Punkt acht wurde die Tat bereits überprüft. Der Täter ist kein Kosovare, sondern serbischer Staatsbürger. 

Fazit: Dieser Fall ist doppelt in der Auflistung. Den Fall gab es, der Täter ist kein deutscher Staatsbürger. 

21. Angeblicher Fall in Essen im Juli 2019

Zitat: 20-Jähriger wurde brutal in die U-Bahngleise gestoßen, Opfer leicht verletzt, gegen Jugendliche mit laut Bildern Migrationshintergrund wird ermittelt.“ 

Faktencheck: Die Pressestelle der Polizei Essen teilte auf Anfrage von CORRECTIV per E-Mail mit, dass die Tat am 22. Juni 2019 wie beschrieben stattfand. Die Täter wurden nach einer Fahndung mit Fotos identifiziert, zu der Nationalität macht die Polizei zum aktuellen Zeitpunkt aber keine Angaben. Zu der Tat veröffentlichte die Polizei Essen eine Pressemitteilung. Demnach gab es „mindestens sieben“ Tatverdächtige, dem Vorfall sei ein Streit zwischen zwei Gruppen Jugendlicher vorausgegangen. Es sei unklar, ob der 20-Jährige auf der Flucht ins Gleisbett gestoßen wurde oder selbst sprang.

Fazit: Die Tat fand statt, über die Nationalität der Täter gibt die Polizei jedoch derzeit keine Auskunft. 

Die Polizei Essen veröffentlichte eine Pressemitteilung (Screenshot: CORRECTIV)

Die Behauptung, die Täter seien ausschließlich Ausländer, ist falsch

Es stimmt nicht, dass bei den hier aufgelisteten 21 Fällen von 2012 bis 2019, in denen Menschen vor Züge gestoßen wurden, ausschließlich Ausländer als Täter beteiligt waren. In etwa der Hälfte der Fälle sind die Täter entweder unbekannt oder deutsche Staatsbürger.

Zwei der Fälle waren doppelt in der Liste enthalten. Bei zwei anderen Fällen wurde ein völlig falsches Datum angegeben. In drei Fällen wurden die Täter noch nicht ermittelt, zu ihnen kann also keinerlei Angabe gemacht werden. In zwei Fällen macht die Polizei aufgrund der andauernden Ermittlungen keine Angabe zur Nationalität. 

Bei sieben weiteren Fällen wurden als mutmaßliche Täter deutsche Staatsbürger ermittelt. Darunter sind ein Fall, in dem die zwei Beschuldigten die doppelte Staatsbürgerschaft hatten, und zwei weitere, bei denen sowohl deutsche als auch nichtdeutsche Täter beteiligt waren. 

Auflistung ist bei weitem nicht vollständig

Die Auflistung ist zudem nicht vollständig – wie Philosophia Perennis auch selbst schreibt. Wie oft jemand vor einen Zug gestoßen wird, wird nicht statistisch erfasst, wie mehrere Pressesprecher der Polizei und Staatsanwaltschaften CORRECTIV bestätigten. Eine Suche im Presseportal, in dem Pressemitteilungen der Polizei in ganz Deutschland zu finden sind, vom 1. Januar 2017 bis 11. September 2019 mit den Begriffen „Zug“ und „gestoßen“, förderte allein sieben Treffer zutage, die nicht in der Auflistung vorkommen. Auf Nachfrage von CORRECTIV teilten die zuständigen Behörden per E-Mail mit, dass bei sechs dieser Fälle die Täter Deutsche seien. Bei einem Fall konnte der Täter nicht ermittelt werden. 

Im Juli 2019 schubste ein deutscher Mann in Seelze seine Ex-Freundin nach einem Streit ins Gleis. Im April 2019 schubste in Zweibrücken eine 18-jährige Deutsche ihre 19-jährige Begleiterin nach einem Streit ins Gleisbett. Im Juli 2017 wurde ein 26-jähriger Deutscher von vier Deutschen ins Gleisbett vor einen stehenden Zug gestoßen. Und im Juni 2017 stieß ein polizeibekannter, betrunkener Essener einen 28-Jährigen gegen eine fahrende S-Bahn. Außerdem gab es weitere Fälle in Köln und Eutingen, in denen die Täter laut Polizei ebenfalls deutsche Staatsbürger waren. Bei einem weiteren Fall in Buchloe konnte der Täter nicht ermittelt werden.

Auch dies sind nur Beispiele und keine vollständige Darstellung aller Fälle in Deutschland. Es ist also nicht möglich, einen Zusammenhang herzustellen zwischen Menschen, die andere vor Züge stoßen, und ihrer Nationalität.