Amoklauf an Schule: Video mit „Allahu Akbar“-Rufen zeigt nicht Angriff in Graz
Nach einem Amoklauf an einer österreichischen Schule kursieren online auch Videos im falschen Kontext. Worauf in Krisensituationen zu achten ist, wenn man Inhalte teilt.

Hinweis: In diesem Artikel werden Beiträge verlinkt, in denen Bildmaterial zu sehen sein kann, das die Folgen von Gewalt zeigt.
Bei einem mutmaßlichen Amoklauf an einer Schule in Graz, Österreich, starben am 10. Juni 2025 elf Menschen (Stand: 11. Juni 2025, 10 Uhr). Auch der Schütze sei unter den Toten, hieß es vom österreichischen Innenminister Gerhard Karner. Die Polizei und das Innenministerium sprechen von einem Amoklauf. Der mutmaßliche Täter ist laut Polizei ein 21-jähriger Österreicher aus dem Bezirk Graz-Umgebung, zur Motivlage gab ein Polizeisprecher am Nachmittag des Tattages keine Auskunft.
Schnell machten in Sozialen Netzwerken auch Falschbehauptungen die Runde. So teilten mehrere internationale X-Accounts ein Video, in dem ein Mann über einen Rasen läuft und offenbar Schüsse abgibt. Zu hören ist der Ruf „Allahu Akbar“ („Gott ist groß“). Zehntausende sahen die Aufnahme in diesem Kontext. Teils werden in den Beiträgen auch weitere Aufnahmen gezeigt, diese konnten wir noch nicht verifizieren.

Das Video zeigt jedoch nicht den Angriff in Graz, sondern kursiert schon seit Tagen im Internet. Wie der ORF berichtet, entstand sie Ende Mai in einem Wiener Skatepark. Verletzt worden sei niemand, wird ein Polizeisprecher zitiert, in der Nähe seien Patronenhülsen aus einer Schreckschusspistole gefunden worden.
Tipps, wie authentisches Bildmaterial erkennbar ist
Nach Krisenereignissen kursiert immer wieder Video- oder Bildmaterial im falschen Kontext. Häufig hilft in solchen Fällen eine Bilder-Rückwärtssuche, um den Ursprung einer Aufnahme zu finden. Hilfreich ist auch, auf den Absender oder die Absenderin einer Nachricht oder eines Beitrags zu achten: Handelt es sich um ein etabliertes Medium oder eine Behörde, ist dem Material mehr zu trauen als unbekannten Online-Accounts. Ratsam ist es auch, Informationen mit anderen Quellen zu vergleichen.
Fachleute raten dazu, kurz nach Ereignissen wie Amokläufen Bildmaterial erst nach einer Überprüfung zu teilen. „Schockierende Videos profitieren davon, dass sie Menschen aufwühlen und Gesprächsbedürfnis auslösen. Doch solche Videos können verletzend für Opfer oder Angehörige sein“, schreibt etwa Digitalexpertin Ingrid Brodnig nach dem Angriff in Graz auf Bluesky.
Auch das Innenministerium bat nach dem Angriff darum, keine Fotos oder Videos des Einsatzes zu veröffentlichen und Informationen stattdessen in ein eingerichtetes Upload-Portal zu laden.
Update, 11. Juni 2025: Wir haben die Zahl der Todesopfer aktualisiert und ergänzt, dass die Polizei von einem Amoklauf spricht.
Redigatur: Max Bernhard, Steffen Kutzner