Faktencheck

Amoklauf in Texas: Nein, Medien verwendeten nicht das Foto eines Mannes namens Bernie Gores, der angeblich 2021 starb

Benutzen Medien nach dem Amoklauf in der US-Kleinstadt Uvalde das Foto eines Mannes, der schon 2021 in Afghanistan starb? Nein, aktuell kursierende Bilder angeblicher Medienberichte sind manipuliert. Der Mann auf dem Bild lebt und wird immer wieder für Falschmeldungen instrumentalisiert.

von Sophie Timmermann

Collage Faktencheck manipulierte Medienberichte von Bernie Gores
In Sozialen Netzwerken verbreiten sich angebliche Meldungen zum Tod von Bernie Gores. Der Mann auf dem Bild ist jedoch ein anderer – und am Leben. (Quelle: Twitter; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ein Grundschullehrer namens Bernie Gores, der bei dem Amoklauf in Uvalde, Texas ums Leben gekommen sei, wäre derselbe Mann wie in einem Twitter-Beitrag von „CNN Afghanistan“. Dort werde er als Journalist Bernie Gores bezeichnet, der 2021 von den Taliban hingerichtet worden sei.
Bewertung
Manipuliert. Beide Meldungen sind frei erfunden, die angeblichen Medienberichte manipuliert. Bei dem Amoklauf in Uvalde kam kein Lehrer namens Bernie Gores ums Leben und der angebliche Twitter-Beitrag stammt nicht von CNN. Der Mann auf dem Foto ist ein Gamer namens Jordie Jordan, dessen Foto schon mehrfach für Falschmeldungen instrumentalisiert wurde.

Am 24. Mai stürmte ein 18-Jähriger eine Grundschule in der US-Kleinstadt Uvalde in Texas und erschoss 19 Kinder und zwei Lehrerinnen. Noch am gleichen Tag verbreiteten sich diverse Beiträge in Sozialen Netzwerken, in denen behauptet wurde, unter den Toten sei ein Lehrer namens Bernie Gores. Dazu wird ein Bild eines Mannes geteilt und unter anderem mit einem angeblichen Tweet des US-Senders CNN verglichen. Dort heißt es jedoch, Bernie Gores sei ein CNN-Journalist und 2021 in Kabul von den Taliban hingerichtet worden. 

Einige Nutzerinnen und Nutzer machen sich über die angebliche Medienberichterstattung lustig: „Armer Typ ist zweimal gestorben“. Andere nehmen den Beitrag ernster: „Scheiß auf die Medien“ oder „das sollte dir zu denken geben“, heißt es in den Kommentaren. 

Fakt ist jedoch: Die Meldungen sind frei erfunden; die Bilder manipuliert. Der Mann auf dem Foto ist weder CNN-Journalist noch Lehrer und heißt auch nicht Bernie Gores – es handelt sich um einen Youtuber namens Jordie Jordan. Er starb auch nicht in Afghanistan oder bei dem Amoklauf.

 

Manipulierte Beiträge über "Bernie Gores"
In Beiträgen auf Facebook werden die beiden angeblichen Meldungen vom angeblichen Tod Bernie Gores beim Amoklauf in Texas und in Afghanistan gegenübergestellt. Beide Meldungen sind frei erfunden und wurden verschiedenen Medien angedichtet. (Quelle: Facebook; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Behauptungen über Gores’ angebliche Rolle beim Amoklauf kursiert in diversen Formaten

Die Behauptungen kursieren in verschiedenen Formaten und werden unterschiedlichen Medien angedichtet. So soll der US-amerikanische Sender NBC von dem angeblichen Tod Bernie Gores beim Amoklauf auf Twitter berichtet haben. Der Tweet wurde von einem mittlerweile gesperrten Fake-Account abgesetzt. 

In einem anderen Screenshot ist ein angeblicher Beitrag vom verifizierten Account des texanischen Nachrichtensenders CBS Austin zu sehen, wo Gores als möglicher Mittäter des Amoklaufs gehandelt wird. Der Beitrag ist manipuliert, in dem tatsächlichen Twitter-Beitrag ist nicht von Bernie Gores die Rede und auch das Foto ist nicht enthalten. 

Tatsächlich starben bei dem Amoklauf in Uvalde zwei Lehrkräfte. Es handelt sich um die Lehrerinnen Eva Mireles und Irma Garcia. Die Namen der Opfer sind bekannt und wurden von mehreren Medien veröffentlicht. Ein Mann namens Bernie Gores ist nicht dabei.

Manipulierte Medienberichte über "Bernie Gores"
Das Foto des angeblichen Bernie Gores wurde schon mehrfach für Falschmeldungen benutzt (Quelle: Twitter; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Angeblicher Beitrag von CNN Afghanistan stammt von einem Fake-Account

Nicht nur die Meldung zu Gores Beteiligung am Amoklauf ist frei erfunden, auch die angebliche CNN-Meldung von 2021 ist gefälscht. Offizielle Accounts des Senders sind mit einem blauen Haken verifiziert. Der nicht verifizierte Twitter-Account „@CNNAfghan“, der in der Collage zu sehen ist, wurde gesperrt. CNN teilte der Faktencheck-Redaktion von Reuters zudem schon letztes Jahr mit: „Es handelt sich um eine erfundene Geschichte und einen gefälschten Beitrag.“ 

Laut Reuters handelt sich bei dem Mann auf dem Foto um den Youtuber Jordie Jordan. Jordan ist einer Youtube-Fanseite zufolge in der Gaming-Szene aktiv und streamt regelmäßig Videos auf seinem Kanal. In der Vergangenheit sei er während seiner Übertragungen immer wieder Opfer von sogenanntem Trolling geworden – also Störungen und Provokationen von anderen Nutzerinnen und Nutzern. Nach Jordans Einschätzung sollte sich mit der CNN-Fälschung über ihn lustig gemacht werden. 

Youtuber Jordie Jordan schon 2020 Gegenstand von Falschinformation

Es ist zudem nicht das erste Mal, dass Jordan unter dem erfundenen Namen Bernie Gores zum Gegenstand von Falschmeldungen wurde. Ende Februar verbreitete sich etwa auf Telegram ein Bild, das den Beitrag vom erfundenen Sender „CNN Afghanistan“ mit einem angeblich aktuellen Beitrag von „CNN Ukraine“ vergleicht. In diesem wird Gores als Aktivist bezeichnet und behauptet, er sei das erste amerikanische Zivilopfer in der Ukraine gewesen – eine Falschmeldung, Twitter sperrte den Account. CNN bestätigte gegenüber der Faktencheck-Redaktion der AFP, dass die Twitter-Konten auf dem geteilten Bild „keine offiziellen CNN-Konten“ sind.

Die Geschichte der Bernie-Gores-Falschmeldungen reicht sogar noch weiter zurück. Schon bei der Explosion im Hafen von Beirut 2020 wurde „Bernie Gores“ – ebenfalls mit einem Foto vom Youtuber Jordie Jordan – sogar fälschlich von France24 in einem Video als einer der Vermissten aufgeführt.

Redigatur: Matthias Bau, Steffen Kutzner

Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:

  • Artikel der New York Times vom 5. Juni über den Amoklauf in Uvalde: Link
  • Faktencheck von Reuters vom 18. August 2021, „Fabricated story about a journalist killed in Kabul“: Link
  • Faktencheck der AFP vom 4. März 2022, „Dieser CNN-Tweet über einen Toten in der Ukraine ist gefälscht“: Link