In eigener Sache

So war das Campfire Festival 2022

Nach zwei Jahren Pandemie konnte das Campfire Festival endlich wieder stattfinden. Wir blicken zurück auf einen Tag voller spannender Diskussionen, Workshops, Lesungen und Gespräche.

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Am 27. August war es endlich soweit: Das Campfire Festival ging wieder los. Nach zwei Jahren, in denen das Festival aufgrund der Pandemie nicht stattfinden konnte, freuten wir uns riesig, unser Zeltdorf vor dem Landtag in Düsseldorf zu öffnen und mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Zusammen mit unseren Partnern hatten wir ein vielfältiges und üppiges Programm zusammengestellt: In 28 Zelten konnten die Besucherinnen und Besucher aus 125 Programmpunkten wählen. Neben den 2 Hauptbühnen von CORRECTIV und der Rheinischen Post, gab es dieses Jahr auch 5 Themeninseln zu entdecken. Dort sprachen wir über Klima, Demokratie, Internationales, Digitalisierung und natürlich auch über CORRECTIV.

Der Klimawandel und wie wir damit umgehen, war eines der Themen, die an dem Tag im Fokus standen. Beim Klima-Barcamp veranstalteten wir offene Diskussionsrunden, zu denen sich die Teilnehmenden mehrfach zusammen fanden. Die Themen reichten von Verkehrs- und Energiewende über Dramatik der Klima-Kommunikation bis zu konstruktivem Journalismus. Hanna Guggenberger, Organisatorin des Klima-Barcamps, gefiel besonders, „dass wir ganz unterschiedliche Perspektiven hören konnten: von Menschen aus unterschiedlichen Wohnorten, die sich in ganz unterschiedlichen Bereichen engagieren. Und dass die Teilnehmenden sich aktiv miteinander vernetzt haben.“ Aus den Diskussionen ergaben sich auch vertiefende Gespräche in Kleingruppen, so sprach beispielsweise CORRECTIV-Klimareporterin Gesa Steeger mit Interessierten über unsere Recherche zu Wasserknappheit in Deutschland und Menschen berichteten von der Wasserversorgung bei ihnen zu Hause.

Spannend war, wie viele Menschen darüber gesprochen haben, was sie von Journalismus erwarten. Was er leisten sollte. Was sie abholt. Was sie stört. „Dabei ging es beispielsweise um Klimajournalismus – wie er es einerseits schaffen muss, die Dramatik der Klimakrise zu vermitteln. Und gleichzeitig die Menschen nicht in einem Gefühl der Ohnmacht allein zu lassen. Er muss auch vermitteln, was es bereits für Lösungsansätze gibt, was schon umgesetzt wird – und woran es liegt, wenn es stockt.“ erzählt CORRECTIV-Reporterin Katarina Huth.

Man spürte insgesamt, ob bei den großen Podien oder bei den kleineren, wie stark das Bedürfnis nach Austausch und Debatte ist. Die Gespräche waren immer lebhaft, die Meinungen dabei durchaus kontrovers: Wird künstliche Intelligenz künftig die Arbeit von Akademikerinnen und Akademikern ersetzen? Was kann Desinformation in Europa stoppen? Wie weit darf der Protest für das Klima gehen? Teilweise ging es hoch her – auf manchen Podien wurde richtig gestritten. Wie sinnvoll ist konstruktiver Journalismus? Bei diesem Streitgespräch prallten zum Beispiel sehr kontroverse Meinungen aufeinander. Das Schöne daran: Nicht nur Journalistinnen und Journalisten diskutierten miteinander, auch Menschen aus anderen gesellschaftlichen Bereichen mischten sich ein. Und gerade daraus entstand in den besten Momenten ein Forum, das es in Zeiten von Filterblasen und Echokammern selten gibt: Ein offener Raum, wo sich alle möglichen Menschen, unabhängig von persönlicher Einstellung und Hintergrund, miteinander über drängende aktuelle Themen austauschten.

Eines dieser Themen war und ist der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und seine Auswirkungen. Unser Chefredakteur Justus von Daniels diskutierte mit NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur und NRW-Europaminister Nathanael Liminski über die Energieabhängigkeit von Russland: Wieso sind wir so von Russland abhängig? Und wie kommen wir über den Winter? Egal ob junge Familie oder großes Unternehmen – die steigenden Preise machen sich an vielen Stellen bemerkbar und bereiten den Menschen Sorgen. 

Bei den Diskussionen spudelten Fragen, Anregungen und Input geradezu. Dass die Welt in den Medien zunehmend verblasst, nur noch wenige Länder überhaupt nachrichtlich abgebildet werden, wie ein Arbeitspapier der Otto-Brenner-Stiftung zeigt: Das hatten viele schon im Alltag wahrgenommen und waren dankbar, über die Ursachen zu diskutieren. Der Renditedruck in vielen Medienhäusern wurde ebenso genannt wie das Missverständnis, Leserinnen und Leser interessierten sich nicht fürs Ausland. 

Ganz im Gegenteil. Neben den innerdeutschen Themen, wie der Frage, was vom 9 Euro Ticket bleibt, stießen die internationalen Themen auf großes Interesse bei den Besucherinnen und Besuchern des Festivals: CORRECTIV-Gründer David Schraven sprach vor einem interessierten Publikum mit Kirill Martynow, dem Chefredakteur von Nowaja Gazeta Europa, über russische Staatspropaganda. Und die Hauptbühne füllte sich bis über den Rand des Zeltdaches hinaus, als der Journalist Can Dündar gemeinsam mit Mohamed Anwar und David Schraven darüber diskutierte, wie der Ukraine-Krieg die politische Rolle der Türkei in Europa verändert. 

Neben den Podiumsdiskussionen, Workshops und Lesungen gab es noch weitere Möglichkeiten, Neues zu entdecken und zu lernen: Mit der Jugendredaktion von CORRECTIV, Salon5, konnten Jugendliche lernen, wie sie einen Podcast aufnehmen. In der Ausstellung „Menschen – Im Fadenkreuz des rechten Terrors“ zeigten wir Porträts von Menschen, die auf sogenannten Feindeslisten von Rechtsextremisten stehen. Und im CORRECTIV-Zelt konnten Interessierte nicht nur in den Büchern aus unserem Verlag blättern, sondern auch in die Rolle von Faktencheckern schlüpfen und selbst Falschinformationen entlarven. 

Was bei einem guten Festival natürlich nicht fehlen darf, ist Musik. So ließen wir den Abend mit Musik unter freiem Himmel ausklingen, tanzten und erfreuten uns am Zusammensein. Nach den Jahren der sozialen Beschränkung tat das ganz besonders gut. 

Unser Ziel war es, einen Ort zu schaffen, an dem alle über das diskutieren und reden können, was sie gerade am meisten interessiert. Über die wichtigen Themen, die für unser Zusammenleben entscheidend sind. Sich zuhören, einander Impulse geben, Ideen austauschen für eine bessere Gesellschaft. All das ist wertvoll und lässt uns optimistisch in die Zukunft blicken. 

Wir danken allen, die das Campfire Festival möglich machen. Wir freuen uns schon auf das nächste Jahr!