Es geht gegen uns alle: Rechtsextreme und Neonazis greifen das Kostbarste an, das unsere Gesellschaft hat – Menschen
Sie haben sich vielen von uns schmerzhaft ins Gedächtnis gebrannt: die Morde des NSU. Der Mord an Walter Lübcke. Die rechtsterroristischen Anschläge in Halle und jüngst in Hanau.
Noch immer morden Neonazis und Rechtsextreme in Deutschland. Sie reißen Menschen aus unserer Mitte. Sie attackieren unsere Demokratie. Seit der Gründung von CORRECTIV beschäftigen wir uns deshalb mit Rechtsterrorismus, seinen Ausprägungen und seinem Vorfeld. Mit der grafischen Reportage „Weisse Wölfe“ rekonstruierten wir 2015 etwa die Gewalttaten der Neonazis in Dortmund. Mit der investigativen Datenrecherche „Kein Filter für Rechts“ zeigten wir 2020, wie netzaffine Rechtsextreme junge Menschen mittels Instagram in ihre Ideologie ziehen.
Auch mit diesem Projekt wollen wir aufklären, über Strategien, über Kontinuitäten, über die Ideologie der Rechtsextremen. Dafür arbeiteten wir mit mehr als 15 Journalistinnen und Journalisten renommierter Medienhäuser zusammen, die alle seit Jahren zu diesen Themen recherchieren und hier ihre Ergebnisse teilen. Vor allem aber wollen wir Aufmerksamkeit auf die richten, die hauptsächlich betroffen sind.
Auf diejenigen, die durch rechte Gewalt geliebte Familienmitglieder verloren. Deren Tage sich durch die Taten Rechtsextremer verdunkelten. Auf die, die Rechtsextreme als Feinde markieren, mit Namen auf Listen setzen, die dann in der Szene kursieren, quasi zum Abschuss freigegeben sind. Wir nennen sie „Feindeslisten“. Monatelang haben wir recherchiert, wer in Deutschland auf solchen Listen steht und wen die Neonazis da eigentlich auslöschen wollen. Die Menschen auf diesen Listen bilden nicht weniger als einen Querschnitt unserer Gesellschaft. Frauen, Männer, jung, alt, Lehrerinnen, Politiker, Journalistinnen, Aktivisten, Wissenschaftler und immer wieder solche, die man gar nicht als ein solches Ziel vermuten würde: Menschen wie Du und ich.
Der Fotograf Ivo Mayr hat 57 dieser Menschen besucht, die bedroht werden. Er hat mit ihnen über ihr Leben, ihre Wünsche und Pläne gesprochen und sie porträtiert. Ihre Bilder bilden das Herzstück unseres Projekts. Sie sind die „Menschen – Im Fadenkreuz des rechten Terrors“.
In drei Kapiteln informieren wir darüber hinaus über die rechtsextreme Szene, geben Einblick in ihre hasserfüllte Welt, zeigen auf, welches Ausmaß ihr Handeln erreicht hat, wie schwerwiegend die Auswirkungen sind – und wie lückenhaft die Aufklärung und Aufarbeitung zum Thema.
Wir sind der Überzeugung, dass man sich durch Engagement gegen rechten Terror nicht auf „eine Seite“ schlägt, wie rechtsideologische Vordenker das gerne darstellen.
Das Grundgesetz bestimmt das Fundament unseres Rechtsstaates. Es ist ein Dokument der Freiheit: Menschenrechte und der Wert einzelner Leben sind nicht diskutier- oder verhandelbar.
Wir haben alle das Recht auf Unversehrtheit und die Achtung unserer Würde. Diese Grundlage unserer Demokratie gilt es zu verteidigen, gerade in Zeiten, in denen die Gesellschaft unter dauerhaftem Beschuss steht. Das verstehen wir unter dem antifaschistischen Auftrag des Grundgesetzes. Die Morde des NSU und all der anderen
rechten Terroristen erinnern uns daran, dass die freiheitlich-demokratische Grundordnung und die Sicherheit der Menschen in unserem Land nicht selbstverständlich sind.
Unser Projekt ist deshalb – vor allem anderen – eines: eine Warnung.
Wir danken Ihnen für Ihre Unterstützung.