Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters

Diese für Audio optimierte Kompaktfassung des täglichen Spotlight-Newsletters ist von einer KI-Stimme eingelesen und von Redakteuren erstellt und geprüft.


Thema des Tages: Abrissbirne macht Wohnen teurer

Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste

Denkanstoß: Presse unter Verdacht – Ermittlungen wegen Landesverrat

Faktencheck: Keine Belege für Verbrennungsöfen im US-Abschiebegefängnis „Alligator Alcatraz“

Gute Sache(n): Wandern in den Alpen: schön, aber gefährlich • Kiel führt Unisex-Toiletten an Schulen ein • Alkoholtest im Bundestag

CORRECTIV-Werkbank: Nius: Unabhängige Redaktion oder politische Kampagnenschleuder?

Grafik des Tages: Umfrage: So denken SPOTLIGHT-Lesende über die Pflichtversicherung gegen Unwetterfolgen

Ein Bagger vor einem halb abgerissenen Haus
„Durch den Abriss und Neubau entstehen Unmengen an Abfall und Co2“, sagt ein Professor für Baubetriebswesen. Foto von Haley Hamilton auf Unsplash

Das Problem: Steigende Mieten
Vielerorts werden Bestandsgebäude abgerissen, um moderne Wohnungen zu schaffen oder bestehenden Wohnraum nachzuverdichten. Neubauten führen jedoch oft zu deutlich höheren Mietpreisen. Einige der bisherigen Bewohnerinnen und Bewohner können sich das nicht mehr leisten. 

Anschaulich aufgearbeitet hat diesen Mechanismus unser Team von CORRECTIV in der Schweiz (hier nachzulesen). Basierend auf einer neuen Studie zeigen sie, wie stark sich das Einkommensniveau durch Abriss und Neubau verändert. In Basel oder Bern hat es sich durchschnittlich verdoppelt, wie die Grafik zeigt. Das heißt im Klartext: Mieterinnen und Mieter von einst werden verdrängt.  Mehr Wohnraum für alle? Eher für die, die es sich leisten können. Dabei wäre eine Sanierung oft die umwelt- und mieterfreundlichere Lösung. 

Es fehlen Zahlen
Auch in Deutschland gibt es ähnliche Fälle, wie wir hier dokumentiert haben. Doch um das Problem seriös zu bewerten, fehlen Daten. Erfasst werden nur genehmigungspflichtige Abrisse – und das ist die Minderheit. Deshalb sammeln wir gemeinsam mit Recherche-Partnern seit einiger Zeit Fälle im Abrissatlas. Unser Team von CORRECTIV.Europe hat die Recherche nun auf ganz Europa ausgeweitet. Jeder kann helfen, die interaktiven Karten mit Daten zu füllen.  

Wie lässt sich mehr bezahlbarer Wohnraum schaffen?
Das Bundesbauministerium (BMWSB) verweist CORRECTIV gegenüber auf den „Bau-Turbo“ – will also durch Neubau und Nachverdichten mehr Wohnungen schaffen. Die Bauvorschriften sollen gelockert werden, sodass unnötige Standards – und dadurch unnötige Kosten – vermieden werden. Zudem soll der Etat für sozialen Wohnungsbau schrittweise ansteigen: von 3,5 Milliarden Euro (2025) auf 5,5 Milliarden bis 2029.  Diese Erhöhung begrüßt der Deutsche Mieterbund auf CORRECTIV-Nachfrage. Allerdings dürfte das nicht reichen. Jedes Jahr gehen etwa 40.000 Sozialwohnungen verloren. Deshalb fordert die Vereinigung unter anderem, die Sozialbindung auf Dauer zu stellen. Bislang läuft sie meist nach 15 bis 30 Jahren aus. 

Radikale Unterstützer drohen der AfD mit einer Konkurrenzpartei 
Der Streit um die völkische Ideologie in der AfD weitet sich zum innerparteilichen Machtkampf aus. Die Konfliktlinien dahinter haben wir hier beschrieben. Die völkischen Ideologen in der Partei wehren sich gegen die Mäßigung und drohen der AfD mit einer Konkurrenzpartei. Dabei ist auch Alice Weidel eher dem völkischen Lager zuzuordnen.  Auslöser des Machtkampfes sind nicht zuletzt die Enthüllungen durch die CORRECTIV-Recherchen rund um das verfassungsfeindliche Konzept der „Remigration“, das auch auf Staatsbürger zielt.
gmuender-tagespost.de / tagesspiegel.de (€) / correctiv.org (Hintergrund)

Lokal: Ermittlungen zum Solinger Brandanschlag werfen Fragen auf  
Anfangs erklärten die Polizei und die Staatsanwaltschaft den Fall für aufgeklärt. Erst Monate später kam es im Laufe des Prozesses nochmal zu ausführlichen Ermittlungen. Während für die Opfer des Anschlages der rechtsextreme Hintergrund des Täters auf der Hand liegt, wollen die Ermittler das nicht als Tatmotiv erkennen. 
taz.de 

CORRECTIV: Hunderte Millionen Fördergeld für barrierefreie Bahnhöfe ungenutzt
Jeder fünfte Bahnhof ist nicht barrierefrei. Der Bundesrechnungshof wirft dem Verkehrsministerium Untätigkeit vor. Jetzt soll eine Reform kommen – doch der Plan bleibt vage.
correctiv.org


Mittags lag ein Einschreiben des Generalbundesanwalts im Briefkasten. Darin: die Mitteilung, dass seit Monaten gegen mich als damaligen Chefredakteur von netzpolitik.org, gegen meinen Redakteur Andre Meister und gegen unsere Quellen ermittelt werde. Vorwurf: Landesverrat – ein Delikt, das bei Verurteilung mindestens ein Jahr Haft bedeutet.

Was war passiert?
Monate zuvor hatten wir bei netzpolitik.org Auszüge aus Budgetplänen des Bundesamtes für Verfassungsschutz veröffentlicht und so den heimlichen Ausbau seiner Internetüberwachung offengelegt. Wir stellten die Dokumente bewusst online, weil wir überzeugt waren: Nur wer unsere Quellen prüfen kann, kann unsere Arbeit wirklich hinterfragen.

Zwei Jahre nach den Snowden-Enthüllungen behandelte die Bundesregierung diese eher als Machbarkeitsstudie denn als Warnung. Unser Ziel war deshalb klar: Wir wollten eine öffentliche Debatte darüber ermöglichen, ob im Geheimen beschlossene Pläne zur Internetüberwachung überhaupt mit dem Grundgesetz vereinbar sind.

Hans-Georg Maaßen, damals Präsident des Verfassungsschutzes, passte das nicht.

Er konstruierte eine Veröffentlichung von Staatsgeheimnissen, zeigte uns beim Generalbundesanwalt Harald Range an – und brachte ihn dazu, Ermittlungen wegen Landesverrats einzuleiten. Ein absurder Vorwurf. Es waren die ersten seit Jahrzehnten gegen Journalistinnen in Deutschland. …

Wie sich dieser Vorgang zur Staatsaffäre entwickelte – und warum das ein Warnschuss war, der heute wie eine düstere Vorankündigung erscheint: Das lesen Sie hier in der vollständigen Version des Denkanstoßes.

US-Präsident Donald Trump besuchte am 1. Juli 2025 das neu errichtete Abschiebegefängnis „Alligator Alcatraz“ im US-Bundesstaat Florida. Seither kursiert ein schwerwiegendes Gerücht über die Haftanstalt, für das es jedoch keine Belege gibt. (Foto: Evan Vucci / Associated Press / Picture Alliance)
US-Präsident Donald Trump besuchte am 1. Juli 2025 das neu errichtete Abschiebegefängnis „Alligator Alcatraz“ im US-Bundesstaat Florida. Seither kursiert ein schwerwiegendes Gerücht über die Haftanstalt, für das es jedoch keine Belege gibt. (Foto: Evan Vucci / Associated Press / Picture Alliance)

So geht’s auch
Bald soll es an jeder Schule in Kiel (Schleswig-Holstein) genderneutrale Toiletten geben. Dies erwirkt eine Initiative des Jungen Rates der Stadt. Der Rat vertritt die Interessen junger Menschen in Kiel. Gerade non-binäre Schüler fühlen sich bei der Benutzung von strikt aufgeteilten Toiletten unwohl, so wurde der Umbau von Alt- und Neubau beantragt. 
spiegel.de

Fundstück
Sollte es einen Alkoholtest im Bundestag geben? In unserem Nachbarland Polen ist das schon fast Realität. Nach einem fragwürdigen Auftritt eines Abgeordneten von einer rechtsextremen Partei in Polen will der Parlamentspräsident Szymon Hołownia einen Alkoholtest für Abgeordnete durchsetzen. Die deutsche Bundestagspräsidentin Julia Klöckner ist der Meinung: „Für derartige Überlegungen gab und gibt es keinen Anlass.“ 
n-tv.de

Autor Box Jean Peters

Heute sehen wir: Es war eine politische Investition, in Meinungsmacht.

Und in Deutschland? Da läuft ein ähnliches Spiel, nur leiser. Der Software-Millionär Frank Gotthardt finanziert ein Medium, das kaum Einnahmen, aber massive Werbeausgaben hat – und zwar gezielt politisch. Das recherchierten wir bei CORRECTIV kürzlich

Besagtes Medium, Nius, richtet sich häufig gegen Einzelpersonen. Etwa gegen die Juristin Brosius-Gersdorf. Ich habe mir die Zahlen aus dem Nius-Leak angeschaut: 350.000 Euro Abo-Einnahmen seit 2023, mehr nicht. Dagegen stehen mindestens 1,4 Millionen Euro Werbekosten.

Ende 2023 lag der Jahresfehlbetrag bei über 13 Millionen Euro Verlust. Chefredakteur Julian Reichelt bekam ein persönliches Darlehen vom Millionär: 345.000 Euro. Frank Gotthardt hat 520.000 Stimmanteile, Reichelt 52.000.

Ist das also eine unabhängige Redaktion – oder doch viel mehr politisches Kampagnenmedium?

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Tristan Devigne, Till Eckert, Samira Joy Frauwallner und Jule Scharun.