Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters
Autor Bild Anette Dowideit

Liebe Leserinnen und Leser,

dies ist das letzte Mal, dass ich Ihnen vor der Bundestagswahl schreibe. Vielleicht lesen wir uns am Montag erleichtert wieder an dieser Stelle, weil die Wählerinnen und Wähler dann so entschieden haben, dass wir mit Zuversicht in die nächsten vier Jahre starten.

Vielleicht zeichnen sich am Sonntag um kurz nach 18 Uhr Mehrheitsverhältnisse im Bundestag ab, die mehr Stabilität versprechen als zuletzt. Und die dafür sorgen, dass die neue Regierung uns auch ohne die Unterstützung der USA als starke, ernstzunehmende Nation gegenüber Putin positioniert. Als ein Land, das wirtschaftlich stark ist und es schafft, jene in der Gesellschaft mitzunehmen, die wenig haben. Als ein Land, das den Schutz von Klima und Arten als das Problem sieht, das es ist: das dringendste des Planeten.

Wir von CORRECTIV haben in den vergangenen Wochen unser Möglichstes getan, Sie so gut es geht auf diese Wahl vorzubereiten. Jetzt blicken wir mit Spannung, mit Sorge, aber auch mit Hoffnung auf diesen Sonntag.

Im Thema des Tages gebe ich Ihnen einen Überblick, was meine Kolleginnen und Kollegen aus dem gesamten CORRECTIV-Kosmos am kommenden Wochenende anbieten, um Sie weiterhin zu informieren.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wahlwochenende. Morgen schreibt Ihnen Justus von Daniels im Samstags-SPOTLIGHT, was in den Tagen nach der Wahl wichtig wird. Was sind die Fragen, die Sie kurz vor der Wahl umtreiben? Schreiben Sie es unserer Reporterin: jule.scharun@correctiv.org.

Thema des Tages: Am Wahl-Wochenende bei uns informiert

Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste

Bundestagswahl-Spezial: So stehen die Parteien zur doppelten Staatsbürgerschaft

Leserfrage der Woche: Strategisches Wählen und verlorene Stimmen

Faktencheck: Bundestagswahl: Russische Desinformation und Tiktoks ausbleibende Reaktion gegen Falschbehauptungen

Gute Sache(n): Ausgerechnet: Die Wirtschaftspläne der Parteien – Hunderte Milliarden Verlust durch AfD-Vorschläge • KI hilft bei Suche nach Geisternetzen • Aufgeschlüsselt: Welche Parteien die meisten Spenden bekommen haben

CORRECTIV-Werkbank: Und wieder ein öffentlicher Hitlergruß in den USA

Grafik des Tages: Wer Parteien am politischen Rand wählt, hält die Inflation für besonders hoch

Warum sind gerade die Faktenchecker gefragt?
Stehen Wahlen an, ist Desinformation nicht weit – so war es auch in den Wochen vor der Bundestagswahl. Das Faktencheck-Team hatte dabei Fakes im Visier, die sich zu Themen wie Migration, Energiewende oder Ukraine-Krieg verbreiteten; teilweise wurden Politikerinnen und Politiker direkt diffamiert oder gefälschte Wahlumfragen verbreitet. Auch Einflussnahme aus dem Ausland spielte eine Rolle, wie unsere Recherche zur russischen Kampagne „Storm-1516“ belegt.

Auch die Spitzenkandidatinnen und -kandidaten selbst argumentieren immer mal wieder mit falschen oder aus dem Kontext gerissenen Tatsachenbehauptungen, wie zum Beispiel ein genauer Blick in die TV-Duelle zeigt

Briefwahl: ein Thema, um das sich Falschinformationen im Wahlkampf ranken (Quelle: hamburg.de; Screenshots und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)

Vor allem rund um Wahltage selbst verbreiten sich erfahrungsgemäß zunehmend Fakes, die die Integrität des Wahlprozesses in Frage stellen sollen. Deshalb arbeitet das Faktencheck-Team auch am Wochenende und bietet Wählerinnen und Wählern Orientierung. 

Zum Beispiel vor typischen Falschbehauptungen, die sich rund um angeblichen Wahlbetrug, Unstimmigkeiten bei der Briefwahl oder gefälschte Stimmzettel verbreiten. Hier entlarvt das Faktencheck-Team die gängigsten Narrative. 

Wenn Ihnen am Wochenende selbst eine potenzielle Falschbehauptung unterkommt, schicken Sie diese gerne via Whatsapp an das Faktencheck-Team unter dieser Nummer: +49-(0)151-17535184.

Außerdem im Einsatz: das Faktenforum
Das Faktenforum kennen Sie vielleicht noch gar nicht, es ist eine unserer neueren Einheiten. Dort geht es darum: Mitglieder unserer Faktenforum-Community – dabei können auch Sie mitmachen – tragen Falschbehauptungen zusammen und unternehmen gemeinsam etwas dagegen.

Sie wollen selbst mithelfen, irreführende Behauptungen aufzudecken und erfahren, wie sich Falschinformationen am Wahltag verbreiten? Dann schauen Sie am Sonntag beim Live-Faktencheck-Spezial im Faktenforum vorbei. 

Während Deutschland wählt, analysiert die Community, welche Falschbehauptungen im Umlauf sind. Den ganzen Tag über recherchieren wir gemeinsam auf der Plattform und sammeln Fakten – Sie können jederzeit dazukommen. Auch Mitglieder aus unserem Faktencheck-Team sind zwischendurch dabei, geben Einblicke in ihre Arbeit und beantworten Ihre Fragen.

Live on air: die Jugendredaktion
Salon5 kennen Sie hier aus dem SPOTLIGHT. Das Team begleitet die Bundestagswahl live im Radio (hier geht’s zum Programm): Wie sehen die ersten Hochrechnungen aus? Wer hat die besten Chancen, Kanzler zu werden – und wie blickt die Jugend auf die Wahlergebnisse? Das läuft im Salon5-Radio: am Sonntag von 18 bis 20 Uhr und am Montag von 16 bis 18 Uhr.

Ostsee: Wieder Unterseekabel beschädigt
Zum dritten Mal in Folge soll es einen Schaden an einem Datenkabel zwischen Deutschland und Finnland gegeben haben. Die schwedische Polizei ermittelt nun wegen möglicher Sabotage.
ndr.de

Brandenburg: Russe wegen möglicher Anschlagspläne festgenommen 
Der 18-Jährige soll einen politisch motivierten Anschlag in Berlin vorbereitet haben, so die Generalstaatsanwaltschaft Brandenburg und die Polizei Potsdam. Er wurde bereits am Donnerstagnachmittag festgenommen. 
rbb24.de

Investigativ: Österreicher verkaufte Flugzeugteile über Indien an Russland 
Mehr als 700 Lieferungen sollen laut Investigate Europe zufolge über diesen Weg aus den USA in russische Hände gelangt sein. Obwohl die Güter sanktioniert sind. Auch ein österreichischer Unternehmer soll an dem lukrativen Geschäft beteiligt sein. 
investigate-europe.eu

Mehr Informationen zur Bundestagswahl von CORRECTIV finden Sie hier:

Symbolbild Leserfrage der Woche

„Ist eine Stimme für eine kleine Partei wie Volt wirklich verloren?“

Bei der Bundestagswahl am Sonntag stehen insgesamt 29 Parteien auf den Wahlzetteln. Nicht alle werden am Ende im 21. Bundestag vertreten sein. Um überhaupt Sitze zu bekommen, muss eine Partei mindestens fünf Prozent der Zweitstimmen bundesweit bekommen. Liegt ihr Ergebnis unter der Fünfprozenthürde, schafft es eine Partei nur in den Bundestag, wenn sie mindestens drei Direktmandate über die Erststimme holt.

Mit der Wahlrechtsreform, durch die der Bundestag auf 630 Abgeordnete begrenzt wird, ist die Zweitstimme nun entscheidend dafür, wie viele Sitze eine davon eine Partei bekommt. Die Sieger der 299 Wahlkreise sind nicht mehr automatisch sicher im Bundestag, sondern nur, wenn ihre Partei auch ausreichend Zweitstimmen in ihrem Bundesland bekommen hat.

Dadurch hat sich auch das „taktische Wählen“ verändert. Zuvor hat die Erststimme häufig die Kandidatin oder der Kandidat bekommen, die oder der zwar nicht hundertprozentig die eigenen politischen Werte vertritt, ihnen aber zumindest nahe ist und größere Chancen auf einen Wahlsieg hat. Die Zweitstimme bekommt dann die Partei, die einem zusagt. 

Laut Kai Arzheimer, Politikwissenschaften an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, war das in den Achtzigern und Neunzigern entscheidend, um etwa schwarz-gelbe Koalitionen zu ermöglichen. „Mittlerweile sind alle Konstellationen in Koalitionen denkbar“, sagt der Wahlforscher im Gespräch mit CORRECTIV.

Symbolbild: Wolfgang Filser / Chromorange / Picture Alliance

Wie kann also eine mögliche Strategie an der Wahlurne aussehen? Eine Partei sollte die Fünfprozenthürde knacken oder zumindest drei Direktmandate holen können. Bei einer Partei wie Volt sieht Kai Arzheimer „nur wenig Chancen“. Stattdessen empfiehlt er, eine Partei zu wählen, die es auch sicher ins Parlament schafft und zumindest ähnliche Inhalte vertritt. Denn ein Kreuz bei einer Partei mit geringen Chancen ist eine Stimme, die bei der Mandatsverteilung fehlt. „Das hilft am Ende der AfD, weil diese Stimme dann einer anderen Partei im Bundestag fehlt“, sagt Arzheimer. 

Allerdings: Wer sich für eine kleine Partei entscheidet, verschafft ihr vielleicht nicht direkt mehr politischen Einfluss, eine Stimme unterstützt sie jedoch gegebenenfalls zukünftig finanziell. Denn ab einem Wahlergebnis von 0,5 Prozent haben Parteien Anspruch auf die staatliche Parteienfinanzierung.

Wichtig ist uns von CORRECTIV diese Klarstellung: Wir geben keine Wahlempfehlung für oder gegen Parteien ab – sondern unterstützen Ihre Wahlentscheidung mit Informationen und Einordnungen.

Rund um die Bundeswahl gibt es wieder eine Reihe von Falschinformationen. Auch auf Tiktok erreichen Videos damit Millionen. Wir haben 200 Fälle gemeldet, aber Tiktok handelt kaum und undurchsichtig. Mit seinem Umgang mit Meldungen verstößt Tiktok mutmaßlich gegen EU-Recht. Das lesen Sie in unserem Hintergrund-Bericht:
CORRECTIV.Faktencheck

So geht’s auch
Für einen gewichtigen Teil des Plastikmülls im Meer ist die Fischerei verantwortlich – durch verlorenes Gerät und im Wasser verbliebene Fischernetze. Gerade diese „Geisternetze“ werden für viele Meereslebewesen zum tödlichen Verhängnis. Ein KI-Projekt, an dem der WWF Deutschland beteiligt ist, soll helfen, sie effizienter aufzuspüren. 
thb.info 

Fundstück
Wer gewinnt die Bundestagswahl – und zwar nicht nach Stimmen, sondern nach Spenden großer Unternehmen? Ganz klar die Union, gefolgt von FDP und AfD. Das hat Abgeordnetenwatch zusammengerechnet. 
x.com


Die CPAC gibt es seit den 70ern, sie war früher eine Plattform der alten Republikaner-Partei; in den vergangenen Jahren wandelte sie sich zur Maga-Bastion. Nun geben sich dort Rechtspopulisten und Rechtsradikale aus aller Welt die Hand: Nigel Farage aus Großbritannien, Viktór Orban aus Ungarn. Aus Deutschland waren der AfD-Politiker Petr Bystron und Hans-Georg Maaßen von der Werteunion vor Ort. 

Dass die wahrgenommene Inflation insgesamt von der Realität abweicht, dürfte mit der Entwicklung der Verbraucherpreise der vergangenen Jahre zu tun haben. Nun klettern diese zwar langsamer, aber von einem recht hohen Niveau aus.

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Robin Albers, Till Eckert und Sebastian Haupt.