
Diese für Audio optimierte Kompaktfassung des täglichen Spotlight-Newsletters ist von einer KI-Stimme eingelesen und von Redakteuren erstellt und geprüft.
Liebe Leserinnen und Leser,
mit kaum einem anderen Thema tun wir bei CORRECTIV uns derzeit so schwer: Israel und Gaza. Weshalb? Weil wir als vergleichsweise kleine Redaktion kein eigenes Netz an Auslandskorrespondenten haben.
Wenn wir über andere Länder berichten, dann meistens über Russland, die Türkei, manchmal Afghanistan. Der Grund ist, dass wir – in unserer Sparte CORRECTIV.Exile – Reporterinnen bei uns haben, die aus diesen Ländern kommen. Sie mussten aus politischen Gründen von dort flüchten, und sie können sehr gut beurteilen, was dort vor sich geht. Bei uns arbeiten dagegen derzeit keine Kolleginnen, die aus Gaza kommen.
Das bedeutet, dass wir nur aus „zweiter Hand“ berichten können und uns auf andere Medien verlassen müssen – oder zum Beispiel auf Berichte von Helfern, die vor Ort waren. Das aber entspricht nur sehr begrenzt unserem Anspruch. Ich erkläre dies so ausführlich, weil ich jeden Tag Lesermails bekomme, in denen ich gefragt werde: Warum berichtet ihr nicht mehr über Gaza?
Was wir aber tun: über Desinformation zu Israel und Gaza aufklären, die im Netz kursiert. Das machen unsere Faktenchecker unermüdlich. Und es ist auch nötig: Faktencheck-Chefin Sophie Timmermann berichtete hier in einem TV-Interview, dass sie noch nie zuvor eine solche Masse an Desinformation im Netz erlebt habe, wie zu diesem Thema.
Heute jedenfalls kommt an Israel und Gaza niemand vorbei – denn zum zweiten Mal jährt sich der Jahrestag der Hamas-Attacke auf Israel, bei dem die Terroristen auf einen Schlag 1.200 Menschen umbrachten. Seither gab es unglaublich viel Leid und nun wird endlich, mal wieder, über einen Friedensplan verhandelt. Darum geht es im Thema des Tages.
Auch unser gestriges Hauptthema hat viele von Ihnen umgetrieben: die heikle Frage, ob Jugendliche mit arabisch-muslimischem Hintergrund homophober sind als andere. Wir sammeln weiter Ihre Erfahrungen an Schulen – auch mit anderen Formen von Diskriminierung.
Besonders, wenn Sie aus Nordrhein-Westfalen kommen, freuen wir uns über Ihre Schilderungen. Hier können Sie teilnehmen:

Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend – und schreiben Sie mir gern: anette.dowideit@correctiv.org.
Thema des Tages: Bringt Trump den Frieden?
Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste
Faktencheck: Nein, die „Simpsons“ haben Charlie Kirks Tod nicht vorhergesagt
CORRECTIV-Werkbank: Was wir ausgerechnet von Le Pen lernen könnten
Grafik des Tages: Wärmewende bis 2040: Nicht ohne Energiesparen – vor allem zuhause
Die Bilanz zwei Jahre nach dem Terroranschlag der Hamas auf Israel – und Israels Vergeltungsmaßnahmen bisher: viele, viele Tote, eine ungewisse Zukunft für Israel und Gaza, ein US-Präsident, der Frieden verspricht. Der Reihe nach:
In Zahlen:
65.000 Menschen sollen durch Israels Vergeltungsstrategie in Gaza getötet worden sein. Eine unfassbare Zahl. Wie glaubwürdig sie ist, darüber gibt es ständig Diskussionen – denn die Zahl stammt vom Gesundheitsministerium in Gaza, das der Hamas unterstellt ist.
Im Juli erschien eine unabhängige Studie von Forschern aus London. Sie besagte: Zwischen Oktober 2023 und Januar 2025 seien sogar noch mehr Menschen in Gaza einen gewalttätigen Tod gestorben: etwa 75.200. Eine im Februar im Wissenschaftsmagazin The Lancet erschienene Studie war bereits zu vergleichbaren Ergebnissen gekommen.

Und in dieser Zahl sind noch nicht die sogenannten indirekten Kriegstoten enthalten – also jene, die durch Hunger starben oder durch Krankheiten, die der Krieg auslöste. Dazu empfehle ich Ihnen diesen Bericht der Deutschen Welle.
Eine weitere Empfehlung: Die Vereinten Nationen (UN) veröffentlichen einmal pro Woche ein Update zur Lage in Gaza und im Westjordanland. Hier finden Sie eine Übersicht. Im aktuellen Bericht steht unter anderem:
- Für mehr als eine Million Menschen in Gaza wird gerade das Trinkwasser knapp.
- 90 Prozent der Wohnhäuser sind zerstört – mehr dazu hier: Zwei US-Forscher untersuchen das Ausmaß der Zerstörung mit Hilfe von Satellitenbildern und sagen: „Die Zerstörung in Gaza ist schlimmer als jene in Dresden 1945“.
- 1,9 Millionen Menschen leben als Binnenflüchtlinge im eigenen Land.
Übrigens wird im Internet viel mit Falschbehauptungen zur Hungersnot in Gaza gezündelt. Hier zeigt unser Faktencheck-Team ein Beispiel dafür, wie Stimmung gegen die Menschen dort gemacht wird.

Immer wieder wird behauptet, die Hungersnot sei gar nicht so schlimm. Teilweise werden Fotos aus ganz anderen Situationen fälschlicherweise als Aufnahmen aus Gaza verbreitet – wie hier, als es eigentlich um ein Fußballspiel ging. Politikern werden falsche Worte in den Mund gelegt, dazu kursieren mit KI generierte Bilder von Zerstörungen.
In unserer Linksammlung Nahost finden Sie noch viel mehr Beispiele für Desinformation zu Gaza. Der Krieg in Nahost tobt also auch als Desinformationskrieg im Netz.
Die politischen Auswirkungen in Deutschland:
Zu Beginn des Gaza-Kriegs stand das politische Deutschland noch zu großen Teilen hinter Israel und verwies strikt auf die „Staatsräson“ – also auf das Leitmotiv, dass wir uns mit Blick auf unsere Nazi-Vergangenheit gesetzt haben: stets zu Israel als souveränem Staat stehen.
Schon länger bröckelt diese geschlossene Haltung, und die Kritik an Israels Regierung wird immer lauter. Wohlgemerkt: Kritik an der aktuellen Regierung bedeutet nicht, dass Deutschland nicht zum Staat Israel als solchem und seinen rund zehn Millionen Einwohnern steht.
Die Auswirkungen für jüdische Menschen in Deutschland:
Der Terroranschlag der Hamas – und der folgende Krieg, den Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und seine Regierung in Gaza führen – belasten das Leben für Jüdinnen und Juden in Deutschland.
Gestern sagte Bundeskanzler Friedrich Merz besorgt in einer Videobotschaft, Deutschland erlebe gerade eine neue Welle des Antisemitismus.
„Er zeigt sich in altem und neuem Gewand – in den sozialen Medien, an den Universitäten, auf unseren Straßen; immer lauter, immer unverschämter und immer öfter auch in Form von Gewalt.“
Friedrich Merz
Bundeskanzler
Gestern haben wir in unserer Grafik des Tages gezeigt, wie die Zahl antisemitischer Versammlungen in Deutschland seit dem Terroranschlag der Hamas auf Israel zugenommen hat. Hier noch einmal:

Wie es weitergeht:
Die Kriegsparteien verhandeln derzeit in Ägypten über einen Waffenstillstand – auf Vorschlag von US-Präsident Donald Trump. Die Gespräche sollen konstruktiv verlaufen, heißt es einerseits. Und andererseits setzte Israel seine Angriffe in Gaza offenbar auch gestern und heute fort.
Die Welt blickt gebannt nach Ägypten – und bangt darum, dass das Blutvergießen in Nahost bald ein Ende hat.
Hier berichteten wir übrigens im SPOTLIGHT ausführlich darüber, wie Hilfsorganisationen vor einer Hungersnot warnten. Und in einem offenen Brief forderten rund 200 Kulturschaffende aus Deutschland einen härteren Kurs vom Kanzler gegenüber der israelischen Regierung.
Und hier berichteten wir von Nahrungsmitteln im Gaza per Fallschirm – eine umstrittene Praxis, die Regierungen in die Zwickmühle brachte. Dazu sprachen wir mit dem Aktivisten Ruben Neugebauer, dessen Team vor Ort war. In der Grafik des Tages stellten wir dar, wie groß der Bedarf an Hilfsgütern im Gazastreifen zu diesem Zeitpunkt schon war.
Deutschland gedenkt Opfern der Hamas
Zum zweiten Jahrestag des Hamas-Überfalls gibt es in Deutschland heute Trauerbeflaggung, Mahnwachen und Ausstellungen, um den Opfern und Geiseln zu gedenken. Bundeskanzler Friedrich Merz warnt in einer Videobotschaft auf X von einer „neuen Welle“ des Antisemitismus in Deutschland.
tagesschau.de / deutschlandfunk.de
Drei Quantenforscher erhalten Physik-Nobelpreis
John Clarke, Michel Devoret und John Martinis erhalten heute den Physik-Nobelpreis der Schwedischen Akademie der Wissenschaften – und zwar für ihre Forschung zu Quantencomputern. Die Physiker forschen in den USA.
spiegel.de
Lokal: Neu gewählte Bürgermeisterin wird mit Messer angegriffen
In Herdecke im Ruhrgebiet wurde die neu gewählte Bürgermeisterin Iris Stalzer (SPD) vor ihrem Wohnhaus mit einem Messer angegriffen. Stalzer wurde mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Über den Täter ist bislang nichts gesichert bekannt – laut WELT hat die Polizei aber den 15-jährigen Adoptivsohn von Stalzer mitgenommen.
tagesschau.de / welt.de
CORRECTIV-Recherche: Wohngesellschaften verdrängen Mieter für Abrisspläne
In Essen wehren sich Mieter gegen den Abriss ihrer Häuser. Hier soll günstiger Wohnraum verschwinden, um Platz für teure Neubauten zu schaffen. Dafür greifen kommunale Wohnungsgesellschaften zu harten Methoden.
correctiv.org

Faktencheck

Immer wieder wird behauptet, die Cartoon-Serie „Simpsons“ würde wichtige Weltereignisse vorwegnehmen. In einer aktuellen Version der Erzählung soll es Folgen geben, die das Attentat auf Charlie Kirk zeigen. Das ist falsch.
Endlich verständlich
Rechtsruck – ein Thema nur für den Osten? Unsere Jugendredaktion Salon5 zeigt auf Instagram: Das stimmt nicht. Rechte Ideologien sind überall in Deutschland auf dem Vormarsch – und sie werden zu einem immer größeren Problem.
instagram.com
So geht’s auch
Klimaschutz ist nicht nur ökologisch wichtig, sondern auch ökonomisch. Denn Nichtstun kostet mittelfristig enorm viel Geld – das haben Studien klar beziffert. Nicht nur das: Investitionen in den Klimaschutz können sich sogar finanziell lohnen. Claudia Kemfert, eine Ökonomin vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), hat das Kosten-Nutzen-Verhältnis von Klimaschutzmaßnahmen unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Jeder in den Klimaschutz investierte Euro erzielt einen Nutzen von 1,80 bis 4,80 Euro.
forschung-und-wissen.de
Fundstück
Wie gut können Sie eigentlich Schweizerdeutsch – pardon: „Schwyzerdütsch“? Falls Sie mit Worten wie dem „Blötterliwasser“ nichts anfangen können, gibt es hier Nachhilfe:
alpenjoy.de.
Apropos Schweiz: Wussten Sie, dass unser Team in der Schweiz einen eigenen Newsletter hat? An diesem Sonntag gibt es die neueste Ausgabe. Hier können Sie ihn abonnieren.
In Frankreich gibt es keine Regierung mehr – und selbst Parteifreunde von Präsident Emmanuel Macron fordern seinen Rücktritt. Das Chaos ist also perfekt. Ich wohne in Frankreich und mein südfranzösisches Dorf freut sich – hier wählt die Mehrheit seit Jahren die Rechtsextreme Marine Le Pen. Laut Umfragen ist ihre Partei die große Gewinnerin im derzeit kopflosen Land.
In Gesprächen spürt man schnell: Es geht weniger um Le Pen selbst oder ihr unmenschliches Programm gegenüber Geflüchteten – auch, wenn meine Nachbarinnen und Nachbarn besonders patriotisch ticken. Vielmehr wollen sie die etablierten Politiker abstrafen, ihnen eins auswischen, sie für ihre Privilegien zur Rechenschaft ziehen. Das erklärt auch, warum Le Pens Ziehsohn, Jordan Bardella, ähnlich hohe Zustimmungswerte erreicht. Es scheint egal, wer die Partei führt – Hauptsache, jemand ersetzt die alte Garde.
Le Pen hat es geschafft, sich als volksnah zu inszenieren: eine Frau, die im Schloss geboren wurde, aber ihre Zeit mit Fischern, Verkäuferinnen und Lieferanten verbringt.
Meine persönliche Meinung: Le Pen schürt gezielt den Hass, natürlich. Und die Ablehnung der politischen Klasse hat unzählige Ursachen. Aber man könnte in dieser dramatischen Stunde etwas von Le Pen lernen. Etwa Fischer, Verkäuferinnen und Lieferanten nicht nur zu besuchen, sondern sie auch als Kandidaten und Kandidatinnen aufzustellen. Das wird sie nämlich tun bei den Neuwahlen in Frankreich, die mit ziemlicher Sicherheit bald anstehen.
Damit ist Le Pen, ausgerechnet, diverser als andere Parteien. Zumindest in meinem 5000-Seelen-Dorf gilt dies als starkes Argument, für sie zu stimmen. Wäre, inmitten der Chaostage, einen Gedanken wert. Auch für Deutschland.

Nur wenn der Wärmeverbrauch von Unternehmen, öffentlichen Gebäuden und Wohnhäusern sinkt, kommen die Städte und Gemeinden auch ohne Öl und Erdgas aus. Die Auswertung der Wärmepläne zeigt: Den größten Anteil müssten die Bürgerinnen und Bürger in Baden-Württemberg zuhause einsparen. Denn bislang entweicht zu viel Wärme durch schlechte Wände, alte Dächer und einfache Fenster.
An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Leonie Georg, Ulrich Kraetzer, Maximilian Billhardt und Samira Joy Frauwallner.
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