Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters
Autor Bild Justus von Daniels

Die heiße Phase des Wahlkampfs beginnt jetzt und seit dieser Woche ist auch klar, wer alles kandidiert. Mehr als 6.000 Personen bewerben sich.

Seit Langem schon gibt es ja den Wahl-O-Mat, der Ihnen eine grobe Einschätzung gibt, welche Parteien eher mit Ihrer politischen Haltung übereinstimmen.

Das Portal Abgeordnetenwatch bietet nun auch einen Check für die Kandidierenden in allen Wahlkreisen an. Dort können Sie die politischen Positionen der Kandidierenden mit Ihren Erwartungen abgleichen.

Wir nehmen die Bundestagswahl auch zum Anlass, um Kandidierende für Sie transparenter zu machen. Dafür bauen wir unser Projekt Correctiv.Sunlight auf, in dem wir jetzt und langfristig zu Kandidierenden recherchieren. Etwa, ob es Interessenskonflikte gibt, ob sie in dubiosen Netzwerken aktiv sind, oder auch wie ehrlich sie bei ihren Selbstangaben im Lebenslauf, etwa beruflichen Stationen, sind. Auch Sie werden sich daran beteiligen können. Wenn Sie Hinweise haben, können Sie sich auch direkt melden.

Als dominierendes Thema hat sich ja in den vergangenen Wochen die Migrations-Debatte in der medialen Aufmerksamkeit ziemlich weit nach vorn geschoben. Reden wir stattdessen mal über die Herausforderungen, die Sie beschäftigen: Mein Kollege Finn Schöneck hat einige Ihrer Antworten auf eine Umfrage von uns vor zwei Wochen am Ende dieses Spotlights ausgewertet.

Ihnen wünsche ich ein erholsames Wochenende und inspirierende Lektüre unserer Empfehlungen der Woche. Haben Sie Anregungen, Lob oder Kritik? Schreiben Sie mir gern.

Ihr
Justus von Daniels

Größtes Mahnmal gegen das Vergessen
Mehr als 100.000 Stolpersteine in über 30 europäischen Ländern erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus – das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Der Künstler Gunter Demnig rief das Projekt in den 1990er-Jahren ins Leben, seither wächst es stetig. Die Dokumentation von Arte zeigt die persönlichen Schicksale hinter den Steinen und beleuchtet die Herausforderungen, die das Erinnern mit sich bringt.
Stolpersteine – Gegen das Vergessen (arte.tv, Video)

Wo stehen bald Windräder?
Neue Daten im Spiegel zeigen, wie viel und wo Windkraft ausgebaut wird. Sie können, sofern die Daten vorliegen, im Tool ihre Gemeinde suchen und schauen, ob es bei Ihnen vorangeht. Auch die Zeit wertet in ihrem Artikel die Daten aus.
Hier sehen Sie, ob bei Ihnen bald Windräder stehen (spiegel.de, €)

Parteispenden-Tracker
Kaum war das Ampel-Bündnis Geschichte, flossen Millionen: Seit dem Bruch der Koalition haben Parteien in Deutschland Großspenden von fast 23 Millionen Euro erhalten. In Wahljahren zeigen sich besonders viele  politische Spender – doch wer gibt, wer profitiert, und welche Rolle spielen dabei Intransparenz und Einflussnahme? 
Das nehmen CDU, SPD und Co. im Wahlkampf ein (spiegel.de)

Trumps Kabinett der Millionäre
Stellen Sie sich vor, das Kabinett für die nächste Bundestagswahl stünde fest, und fast alle Minister wären Millionäre. In den USA ist genau das die neue Realität. Eine Bloomberg-Recherche enthüllt: Mit Ausnahme von Außenminister Marco Rubio besitzen alle Kabinettsmitglieder ein Millionenvermögen. Wie sie zu ihrem Reichtum gelangten, erfahren Sie in der Recherche:
Trump’s Cabinet Made Its Money in Banking, Oil, WWE and Fox News (bloomberg.de, Englisch)

Architekt der politischen Grausamkeit 
In dieser Person vereinigen sich zwei der größten Befürchtungen aus dem US-Wahlkampf: Russell Vought soll künftig für Trump dafür sorgen, Verwaltungsangestellte zu feuern. Und er ist einer der Architekten des „Projects 2025“ – des Planes, von dem sich Trump lange öffentlich distanziert hatte, der aber all die Grausamkeiten enthält, um die US-Demokratie auszuhöhlen. Vor zwei Jahren sagte dieser Mann: „Wir wollen Bürokraten traumatisch treffen.“ Das dürfte nun Wirklichkeit werden.
Senate Confirms Russell Vought as Office of Management and Budget Director (nytimes.com)

Warum Menschen AfD wählen
Eine aktuelle Studie des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft in Jena zeigt, aus welchen politischen Motiven Menschen in Thüringen 2024 die AfD – Unzufriedenheit mit der Demokratie und nationalistische Haltungen trugen maßgeblich zumErfolg der AfD bei. Alter, Bildung und Einkommen beeinflussten die Wahlentscheidung dagegen kaum.
Warum sich Menschen für die AfD entschieden (mdr.de)


Warum überwiegt das schlechte Gefühl, wenn es einem selbst gut geht? Ihren Antworten zufolge hängt der Blick auf die deutsche Wirtschaft eng mit der aktuellen weltpolitischen Lage zusammen. „Deutschland spürt als Exportland die politisch unsicheren Zeiten direkt“, schreibt ein Leser. Eine Leserin ergänzt: Obwohl ihre wirtschaftliche Situation gut sei, fühle sie sich unsicher, da die Rahmenbedingungen unkalkulierbarer denn je seien. Häufig genannt werden der drohende Handelskrieg mit Trump und der anhaltende Krieg in der Ukraine. Das trage zur Verunsicherung bei.

Viele von Ihnen trennen klar zwischen der eigenen wirtschaftlichen Lage und der Einschätzung der Gesamtsituation. Ein Leser spricht von zwei psychologischen Ebenen. Dabei fiel etwas Interessantes auf: Sowohl Befragte, die der Umfrage zustimmen, als auch jene, die widersprechen, kritisieren die negative Berichterstattung in den Medien. „Ständig ist von einer Wirtschaftskrise die Rede, was Angst vor sozialem Abstieg schürt – selbst wenn die eigene Lage stabil ist“, schreibt eine Leserin. Wann haben Sie zuletzt etwas Positives oder zumindest Optimistisches über die deutsche Wirtschaft gelesen?

Hier stellt sich auch die Frage, wer diese Ängste in der Politik aufgreift und in seine Erzählungen einbindet. „Es war schon immer beliebt, von schlechten Zeiten zu sprechen. Heute wird das oft von Populisten verstärkt“, heißt es in einer Antwort. Solche Narrative verkaufen sich besser als echte Lösungsansätze, lockieren aber den Raum für konstruktive Ideen.

Plakatspenden AfD
Es ist für uns ein Deja-Vu: Tausende Plakate für die AfD, bezahlt aus dem Ausland. Wir hatten 2021 zusammen mit dem Spiegel und ZDF Frontal aufgedeckt, wie eine dubiose Millionenspende für AfD-Werbeplakate gebucht wurde. Seither ermittelt die Staatsanwaltschaft – bisher ohne sichtbaren Erfolg. Die neue Spende, über die die Tagesschau zuerst berichtete, ist ganz legal deklariert, wirft aber Fragen auf. In die Buchung war eine Firma involviert, die schon bei der früheren umstrittenen Plakataktion auftauchte.
correctiv.org

Video: Das ist CORRECTIV.Sunlight
Wählerinnen und Wähler sollten wissen, wen sie wählen und ob es stimmt, was Kandidierende über sich selbst behaupten. Dafür gibt es bei uns den Check zum Lebenslauf, über politische Äußerungen, aber auch mögliche Interessenkonflikte bei denen, die in Parlamente wollen. Unser Reporter Martin Böhmer erklärt im Video, was wir mit CORRECTIV.Sunlight erreichen wollen.
instagram.com

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Max Bernhard und Finn Schöneck.