
Diese für Audio optimierte Kompaktfassung des täglichen Spotlight-Newsletters ist von einer KI-Stimme eingelesen und von Redakteuren erstellt und geprüft.
Liebe Leserinnen und Leser,
es sind Ereignisse, von denen man hofft, dass sie niemals eintreten: wenn die eigene Wohnung oder das eigene Grundstück unter Wasser steht – oder die berufliche Existenz von Wassermassen fortgerissen wird. Neben dem menschlichen Leid gibt es dann die Frage, wer für die materiellen Schäden aufkommt. Denn viele Menschen in Deutschland sind gegen Flut oder Starkregen nicht ausreichend versichert. Eine neue Recherche meiner Kollegin Elena Kolb zeigt: Das gilt nicht nur für Privathaushalte. Auch viele Kommunen haben ihre Gebäude nicht ausreichend versichert. Und zwar ausgerechnet in Regionen, die besonders gefährdet sind – heute unser Thema des Tages.
Außerdem im SPOTLIGHT: Die humanitäre Lage im Gazastreifen bewegt viele Menschen auch hierzulande. Bundeskanzler Friedrich Merz kündigte eine Luftbrücke gemeinsam mit Jordanien an. Und: Ob man für Chats mit Anwendungen künstlicher Intelligenz rechtlich belangt werden kann, interessiert meine Kollegin Samira Joy Frauwallner in der Werkbank.
Viele Leserinnen und Leser haben mir gestern mit Recherche-Hinweisen geantwortet. Vielen Dank dafür – mit dem Antworten werde ich allerdings noch etwas brauchen. Schreiben Sie mir trotzdem immer gern unter sebastian.haupt@correctiv.org.
Thema des Tages: Extremwetter: Organisiertes Ignorieren
Der Tag auf einen Blick: das Wichtigste
CORRECTIV.Faktenforum: Video zeigt kein Steak aus dem Labor oder dem 3D-Drucker
CORRECTIV-Werkbank: (Generative) KI mit Vorsicht genießen
Grafik des Tages: Umweltministerium: Großteil des Geldes für Atommüll
Tragische Ereignisse wie das Bahnunglück in Baden-Württemberg vor wenigen Tagen demonstrieren die zerstörerische Kraft der Natur. Ein Erdrutsch, ausgelöst durch Starkregen, brachte den Zug zum Entgleisen. Starkregen – das Wort ruft unweigerlich auch die Ahrtal-Katastrophe vor vier Jahren ins Gedächtnis, bei der 135 Menschen starben. Neben dem menschlichen Leid stellt sich danach immer die Frage: Wer zahlt? Denn viele Menschen in Deutschland sind nicht ausreichend versichert. Eine neue CORRECTIV-Recherche zeigt: Auch zahlreiche Kommunen sind es nicht.

Das überraschende Ergebnis:
Meine Kollegin Elena Kolb hat Landkreise untersucht, die in den letzten 20 Jahren die höchsten Schäden durch Extremwetter erlitten. Das Ergebnis: Einige versichern ihre Gebäude gar nicht oder nur unzureichend. Der Grund? Die Versicherungsprämien sind offenbar zu teuer. Man wolle den Haushalt nicht mit diesen Kosten belasten. Stattdessen, so heißt es etwa aus dem thüringischen Gera, fließe das Geld lieber in Schulen.
Das Hauptproblem: der hohe Preis
Elementarschäden durch Überflutung oder Starkregen sind in Gebäudeversicherungen meist nicht enthalten. Eine zusätzliche Absicherung kostet – und zwar je nach Risikolage. In gefährdeten Gebieten können die Prämien für Privathäuser mehrere tausend Euro im Jahr betragen. Viele verzichten deshalb darauf. Kommunen geht es offenbar ähnlich.
Die Folge:
Wer nicht versichert ist, bleibt im Schadensfall auf den Kosten sitzen – oder die Allgemeinheit zahlt. Beispiel Ahrtal: Bund und Länder steuerten 30 Milliarden bei. Umgerechnet kostete das jeden Steuerzahlenden in Deutschland 360 Euro.
Der gleiche Preis für alle – kann das helfen?
Die schwarz-rote Koalition plant eine Pflichtversicherung für Elementarschäden, doch die Details sind noch offen (wir berichteten). Gegen die unerschwinglich hohen Versicherungsprämien in Risikogebieten könnten deutschlandweit einheitliche Preise helfen – unabhängig vom Standort. Das schlägt die SPD vor. Das Vorbild liefert Frankreich, wo es eine solche allgemeine Pflichtversicherung gibt – zu erschwinglichen Preisen. Ob der Vorschlag eine Mehrheit findet, ist noch unklar. Union und Versicherungswirtschaft müssten überzeugt werden.
Was denken Sie?
Natürlich erfordert ein solches System auch Solidarität untereinander. Deshalb möchten wir von Ihnen wissen, was Sie von einer solchen Versicherungspflicht halten. Fänden Sie es gut, wenn alle gleich viel zahlen müssten? Und haben Sie sich selbst gegen Elementarschäden bislang versichert – oder ist Ihnen der Preis zu hoch? Sagen Sie uns hier Ihre Meinung.

Sie leben selbst in einem Risikogebiet und bekommen überhaupt keine Angebote für Elementarschadenversicherungen mehr? Schreiben Sie unserer Reporterin Elena Kolb unter elena.kolb@correctiv.org.
Versicherungen verhindern keine Schäden
Klar ist: Unwetterereignisse nehmen aufgrund der Erderwärmung weiter zu. Nicht irgendwo. Sondern hier bei uns. Deshalb ist es richtig, das Thema anzugehen. Doch Versicherungen allein helfen nicht, um die Folgen zu begrenzen. Natürlich muss einerseits der Klimaschutz angekurbelt werden. In der Klimapolitik hinterlassen Welt- und Bundespolitik aber aktuell alles andere als einen entschlossenen Eindruck. Es erweckt eher den Anschein organisierten Trödelns. Regierungen lavieren, die Klimaziele wackeln und auch die Bundesregierung macht eine Rolle rückwärts.
Kommunen tragen außerdem auch eine hohe Verantwortung bei der Anpassung an die Klimakrise. Sie können zum Beispiel Dämme zum Schutz vor Hochwassern bauen. Aber viele Kommunen sind schlecht auf den Klimawandel vorbereitet. Es gibt also Luft nach oben.
Merz will gemeinsam mit Jordanien Luftbrücke in den Gazastreifen einrichten
Die Kritik an der humanitären Lage im Gazastreifen wächst weiter. Bundeskanzler Merz kündigte gestern an, gemeinsam mit Jordanien eine Luftbrücke einzurichten. Hilfsorganisationen begrüßen zwar mehr Unterstützung; besonders das Abwerfen von Gütern aus der Luft stößt jedoch auch auf Kritik.
deutschlandfunk.de
Über 30 Todesopfer bei Überschwemmung in Peking
Starke Regenfälle führten zu Überschwemmungen in der chinesischen Hauptstadt Peking. 80.000 Menschen mussten evakuiert werden. Umliegende Provinzen Pekings sind ebenfalls von der Naturkatastrophe betroffen. Laut staatlichen Medien starben 34 Menschen.
zdfheute.de
Lokales: „Wilderei“ im eigenen Zoo
Der Nürnberger Tiergarten plant seit Monaten die Tötung von einigen Guinea-Pavianen. Der Grund für die Tötung sei Platzmangel im eigenen Gehege. Heute war der Zoo geschlossen. Tierschutzaktivisten vermuteten jedoch, der Zoo könnte heute die Paviane töten – sie lagen offenbar richtig.
br.de
Recherche: Sicherheitsfirma für Geflüchtetenunterkünfte beschäftigt Rechtsextremen
Ein verurteilter Rechtsextremist arbeitet in leitender Funktion bei einer Chemnitzer Sicherheitsfirma, die auch Polizeistationen und Flüchtlingsunterkünfte bewacht. Recherchen von MDR Investigativ und FragDenStaat zeigen: Die Behörden wussten Bescheid – und dennoch hat die Sicherheitsfirma Aufträge erhalten.
mdr.de


CORRECTIV.Faktenforum

Ein Video von einem Steak soll zeigen, dass „Drucker-Steaks“ aus dem Labor ohne entsprechende Kennzeichnung verkauft würden. Zwei Experten für kultiviertes Fleisch erklären, warum das nicht stimmen kann.
faktenforum.org
Endlich verständlich
Ist das das neue Normal? Der Klimawandel wütet auf der ganzen Welt. In den letzten 30 Jahren verursachten 9.400 Extremwetterereignisse Zerstörung und Leid. Auch in Deutschland häufen sich Überflutungen und Waldbrände. Die hohe Niederschlagsrate im Sommer entsteht durch verdunstetes Wasser aus dem Mittelmeer, das durch Hitze aufsteigt und als Regen in Europa niedergeht. Seit den 80er Jahren erwärmt sich Europa zudem doppelt so schnell wie der globale Durchschnitt. Diese Doku fragt, warum wir trotzdem so wenig dagegen tun.
zdf.de
So geht’s auch
Bildung ist alles, oder? Was machen aber die Menschen, denen Bildung vorenthalten wird? Der Bildungsdirektor der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Andreas Schleicher, kritisiert das deutsche Bildungssystem. Gerade Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund werde zu wenig Hilfe geboten. Sein Vorschlag: Gut ausgestattete Kitas mit klarem Bildungsauftrag seien der beste Weg, um sicherzustellen, dass alle Mädchen und Jungen die Sprache ausreichend beherrschen.
spiegel.de
Fundstück
Am Freitagabend haben Unbekannte die WDR-Maus-Figur in Köln in Brand gesetzt. Einige Maus-Fans waren inzwischen vor Ort und haben „erste Hilfe“ geleistet: Auf der Brandstelle an der Schulter kleben inzwischen zahlreiche Pflaster.
wdr.de
Neulich schrieb mir SPOTLIGHT-Leserin Christa H. zum Thema KI: „Für sich betrachtet, war mit der Entwicklung der Atombombe noch nichts Schlimmes passiert. Aber abgeworfen wurde sie von Menschen.“ Ich dachte lange darüber nach.
Insbesondere, da ich mich intensiv mit KI auseinandersetze, die Entwicklungen rund um OpenAI, Nvidia-Chips und Co. verfolge – die Technologie ist beeindruckend. Doch werde auch ich das Gefühl nicht los, wir müssten alle ein wenig mehr aufpassen – á la: Nicht alles ist Gold, was glänzt.
Das Gefühl bestätigte sich jetzt: Sam Altman, Chef von OpenAI (dem Unternehmen hinter ChatGPT), erklärte kürzlich, dass Gesprächsverläufe mit dem KI-Tool nicht vollständig rechtlich geschützt seien. Sie könnten zum Beispiel vor Gericht als Beweismittel verwendet werden. Das ist eine brisante Entwicklung. Gerade weil viele Nutzer der KI ihre hoch privaten Gedanken anvertrauen, den Bot gar als „Therapeutin“ nutzen. Nur, dass OpenAI offenbar keiner Schweigepflicht unterliegt.
Parallel warnen Organisationen wie Hate Aid vor der „Datenkrake“ ChatGPT. Empfohlen werden zum Schutz einfache Maßnahmen, etwa die Nutzung der KI ohne Account oder das Deaktivieren der „Memory-Funktion“.
SPOTLIGHT-Leserin Petra S. schrieb mir: „Die naive Freude an der Technologie kann gefährlich sein, wenn ihre Auswirkungen nicht verstanden werden.“ KI solle als Instrument betrachtet werden – „eine mächtige Werkbank, deren Werkmeister wir sein müssen“.
Wo übersehen wir gerade blinde Flecken beim Einsatz von KI – privat, politisch, gesellschaftlich? Und teilen auch Sie ihr halbes Leben mit der KI? Schreiben Sie mir gerne: samira.joy.frauwallner@correctiv.org

Das Bundesumweltministerium verfügte 2024 über ein Budget von rund 2,4 Milliarden Euro. Allerdings geht ein großer Teil des Haushalts für Atommüll drauf, wie unsere Grafik des Tages zeigt.
An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Tristan Devigne, Till Eckert, Samira Joy Frauwallner und Jule Scharun.
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