
Liebe Leserinnen und Leser,
ist Ihnen oder jemandem aus Ihrem Umfeld das schon mal passiert: Diskriminierung, weil man vermeintlich zu alt für etwas ist? Das wollen wir heute von Ihnen wissen. Sagen Sie es uns, per Klick auf die Umfrage.

Der Anlass für unsere Frage an Sie: Die Antidiskriminierungsbeauftragte der Bundesregierung sagt aktuell, es sei ein unterschätztes Problem im Land, dass Ältere ausgeschlossen werden – und nicht für voll genommen. Mehr dazu im Thema des Tages.
Gestern hatte ich Sie gefragt, ob Sie der Tod von Papst Franziskus berührt und warum. Ihre Antworten haben mich wiederum teilweise sehr berührt. Einige unter Ihnen schreiben, ihnen sei das so was von egal – weil doch der Papst für ein verkorkstes System stehe, das über Jahrzehnte hinweg mehr oder weniger über Kindesmissbrauch hinweg gesehen habe.
Andere aber finden, Franziskus sei ein besonderer, warmer Kirchenvertreter gewesen, der die Nähe zu bitterarmen Menschen gesucht habe, ein Mensch mit „moralischem Kompass und Visionen für ein gutes Miteinander“, wie Leserin Christa H. formuliert.
In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen! Heute empfehle ich Ihnen besonders die Grafik des Tages, für die unsere AfD-Verbotsverfahren-Reporterin Marie Bröckling Fakten zusammengetragen hat. Und wenn Sie mehr über unseren Journalismus erfahren mögen: In diesem Kurzvideo erkläre ich, wie wir arbeiten.
Thema des Tages: Gehören Sie schon zum „alten Eisen“?
Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste
Faktencheck: Nach Tod von Papst Franziskus: Fake-Video mit Donald Trump kursiert erneut auf Tiktok
CORRECTIV-Werkbank: Was bedeutet das C in der CDU noch?
Grafik des Tages: AfD und NPD: Die Verbotsdebatte im Zeitstrahl
Ferda Ataman ist die Antidiskriminierungsbeauftragte der Bundesregierung. Bei ihrer Antidiskriminierungsstelle kann man sich melden, wenn man – aus welchem Grund auch immer – zurückgesetzt oder benachteiligt wird. Sei es im Beruf oder allgemein im öffentlichen Leben.

Jetzt hat sie in einem Interview gesagt: Altersdiskriminierung sei ein Problem, das wenig beleuchtet, aber in Deutschland durchaus relevant sei.
„Es ist von den bisherigen Regierungen – völlig zu Unrecht – konsequent vernachlässigt worden.“
Ferda Ataman
Antidiskriminierungsbeauftragte der Bundesregierung
Was sie damit meint:
Bei ihrer Anlaufstelle gab es 1.091 Anfragen, die sich um diesen Komplex drehten. Das ist nicht wenig: Laut dem letzten offiziellen Bericht Atamans an die Bundesregierung gehen pro Jahr etwa 8.000 Beschwerden bei ihrer Stelle ein. Andere häufige Themen, zu denen Menschen Hilfe suchen, sind rassistische und geschlechtsbezogene Diskriminierung.
Worum sich die Anfragen zu Altersthemen drehen:
Häufig geht es um den Arbeitsplatz: Ältere Beschäftigte erfahren demnach häufig, dass sie eher als Belastung und nicht als Bereicherung wahrgenommen und behandelt werden.
Erst im März war eine Studie veröffentlicht worden, die Atamans Aussagen unterstützt. Darin sagten 35 Prozent der über 65-Jährigen, sie hätten bereits Altersdiskriminierung erlebt.
Welche Rolle bestehende Gesetz spielen:
Laut Ataman sind diskriminierende Gesetze ein Problem – denn sie seien für dieses Klima mitverantwortlich. Ein Beispiel: Per Gesetz darf man ab 70 nicht mehr als Notar arbeiten. Das findet sie unlogisch und fragt: Warum ist es dann aber ok, dass man im selben Alter noch Bundeskanzler sein darf?
Was sie fordert:
Die Gesetze müssten von der neuen Bundesregierung überprüft werden. Vor allem müsse es leichter werden, rechtlich gegen Altersdiskriminierung vorzugehen.
Leichnam von Papst Franziskus wird in den Petersdom überführt
Gläubige nehmen Abschied von Papst Franziskus. Er starb am Morgen des Ostermontags im Alter von 88 Jahren, nun haben Gläubige drei Tage Zeit, sich im Petersdom vom katholischen Kirchenoberhaupt zu verabschieden.
zdf.de
Kein Sitz für AfD bei Gremium für Geheimdienstaufsicht
In der Diskussion um den Umgang mit der AfD im Bundestag haben sich führende Politiker von Union und SPD gegen die Wahl von AfD-Abgeordneten in das Parlamentarische Kontrollgremium ausgesprochen. Das PKGr überwacht unter anderem den Verfassungsschutz, der seinerseits die AfD beobachtet. Ausgelöst wurde die Debatte von CDU-Politiker Jens Spahn, der vorschlug, die AfD zu behandeln wie alle anderen Parteien. Einen Sitz im PKGr meinte er damit allerdings nicht, wie er auf CORRECTIV-Nachfrage mitteilte.
taz.de / correctiv.org (SPOTLIGHT)
Oldenburg: Zweifel an polizeilicher Notwehr
Ein 21-jähriger Schwarzer ist in Oldenburg durch mehrere Schüsse aus einer Polizeiwaffe tödlich verletzt worden. Der junge Mann soll zuvor Reizgas versprüht haben. Die Umstände werfen allerdings Fragen auf, laut Obduktionsbericht trafen drei der vier Kugeln den Mann von hinten.
ndr.de
Investigativ: Stecken russische „Wegwerf-Agenten“ hinter Frachtpost-Anschlägen?
Eine Recherche der Süddeutschen Zeitung legt die Funktion von sogenannten „Wegwerf-Agenten“ offen und zeigt, dass sie für mehrere Fälle explodierter Frachtpost und den Absturz eines DHL-Flugzeugs verantwortlich sein könnten.
süddeutsche.de (€) / t-online.de

Faktencheck

Kaum verbreitet sich die Nachricht, dass Papst Franziskus gestorben ist, kursiert eine alte Falschbehauptung in Sozialen Netzwerken. Ein manipuliertes Comedy-Video soll zeigen, wie der Papst die Hand von Donald Trump ausgeschlagen habe.
correctiv.org
Endlich verständlich
Es war eines der Topthemen der letzten Monate: Messerangriffe. Den Daten zufolge ist die Anzahl solcher Körperverletzungen tatsächlich gestiegen. Doch in der öffentlichen Debatte herrscht ein verengter Blick auf die Herkunft von Tätern. Was sich über die Ursachen sagen lässt und unter welchen Umständen Messerverbotszonen wirklich helfen, erklärt Kriminologe Stefan Kersting.
t-online.de
So geht’s auch
Seit fünf Jahren ziehen sie jede Woche durch seinen Wohnort und behaupten, dass man nichts mehr sagen dürfe, vergleichen die Corona-Maßnahmen mit dem Dritten Reich und werben für Putin. Zeit, Gegenrede zu leisten, dachte der Zehntklässler Max – und konfrontierte die „Querdenker“ am offenen Mikro auf deren eigener Veranstaltung. „Ihr seid nicht Sophie Scholl“, stellt er klar.
x.com (kein Account nötig)
Fundstück
Womöglich gibt es Leben außerhalb der Erde. Ob die potentiellen Aliens aber je Menschen kennenlernen? Zweifelhaft. Mit etwas Glück finden Außerirdische aber irgendwann eine der goldenen Schallplatten, die seit den 70ern mit den Voyager-Raumsonden durchs All fliegen. Sie enthalten unter anderem Musik aus aller Welt – von deutscher Seite dabei sind Bach und Beethoven, sogar mehrfach.
science.nasa.gov
Wie politisch darf denn das Religiöse sein? Ausgerechnet an Ostern hat Bundestagspräsidentin und CDU-Politikerin Julia Klöckner in der Frage Streit angezettelt: Die Kirchen sollten sich bitte raushalten aus der Politik, sagte Klöckner, und sich nicht einmischen in tagesaktuelle Debatten. Damit traf sie offenbar einen Nerv und auf heftigen Widerspruch – auch aus ihrer Partei, und so mancher merkte an, dass Haltung zu brisanten Themen, zu Ungerechtigkeit und Ausbeutung, ja zu den Kernaufgaben der Kirche zähle.
Womit wir beim Kontext wären. Denn schon länger gärt in der CDU ein Streit darüber, was das C noch bedeutet. Für manche ist es ein Relikt, das man wegmodernisieren kann. Das schlug etwa der frühere Chef der Wertekommission Andreas Rödder vor. Gerade die Rechten in der CDU würden die Partei lieber als „bürgerlich“ denn als „christlich“ definieren.
In einigen Punkten – etwa einer Verschärfung der Flüchtlingspolitik – liegen sie mit den Kirchen über Kreuz. Seit einiger Zeit hebelt der Abschiebedruck auch das Kirchenasyl aus, wie CORRECTIV berichtete. Andere sehen die Debatte mit Sorge. In der Kirche, so sagte mir ein überzeugter Christsozialer, treffen sich alle Schichten. Bürgerlich aber bedeutet, sich auf bestimmte soziale Klassen festzulegen – und andere bewusst außen vor zu lassen.

Für manche ist es verfrüht, für andere längst überfällig: Immer wieder stellen uns Leserinnen und Leser die Frage, warum ein AfD-Verbotsverfahren noch nicht eröffnet wurde.
Ein Blick zurück im ersten Teil unseres Zeitstrahls zeigt: Als sich die AfD 2013 gegründet hat, diskutierte Deutschland noch über ein NPD-Verbotsverfahren. Im April 2013 stimmte der Bundestag über das (zweite) NPD-Verbotsverfahren ab. Die AfD galt zu dieser Zeit noch als liberal-konservativ.
2017 scheiterte das NPD-Verbot vor dem Bundesverfassungsgericht: Die Partei sei zwar verfassungsfeindlich, aber zu unbedeutend. Im selben Jahr zog die AfD erstmals in den Bundestag ein – inzwischen deutlich radikalisiert. Die AfD trat zunehmend muslim- und fremdenfeindlich auf, einige ihrer Mandatsträger vertraten bereits ein offen völkisch-nationalistisches Bild.
Forderungen nach einem AfD-Verbotsverfahren gab es bereits seit 2015. Erst im Jahr 2019 erklärte der Verfassungsschutz die Partei offiziell zu einem „Prüffall“, weil sie womöglich verfassungsfeindliche Ziele verfolgt.
Wie die Behörde das aktuell einschätzt, soll eigentlich ein Gutachten klären – das aber seit vielen Monaten nicht fertiggestellt wird.
Übrigens: Nur der Bundesrat stimmte 2013 für das NPD-Verbotsverfahren. Der Bundestag und die Bundesregierung waren dagegen.
An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Mohamed Anwar, Marie Bröckling, Till Eckert, Sebastian Haupt und Jule Scharun.
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