Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters
Autor Bild Justus von Daniels

Ein rechtsradikaler, verurteilter Straftäter Mitarbeiter in der AfD-Fraktion? Und dazu noch aus dem Wahlkreis von Alice Weidel. Na und? Es gab kaum Reaktionen, höchstens ein kurzes öffentliches Schulterzucken.

Um welche Gefahren geht es?
Genau das ist ein Problem. Denn im Bundestag tummeln sich zunehmend Rechtsradikale, die im Windschatten von Abgeordneten als Mitarbeiter versuchen, den Diskurs innerhalb der AfD und durch vorbereitete Reden oder Anträge sogar das Parlament zu beeinflussen. In ihren Funktionen haben sie teilweise auch Zugänge zu sensiblen Parlaments-Informationen.

Ein Beispiel ist Mario Müller. Er war einer der Teilnehmer des Potsdam-Treffens im letzten Jahr. Auch er ist vorbestraft, zudem gut vernetzt in der rechtsextremistischen Szene und er war einer der führenden Köpfe der Identitären Bewegung.

Warum wir für Transparenz im Bundestag kämpfen
Wir haben vor einiger Zeit ein Projekt begonnen, um mehr Transparenz im Bundestag herzustellen. Mit unserem Sunlight-Team haben wir dazu eine große Anfrage zu Mitarbeitenden im Bundestag gestartet.

Bisher gibt sich die Verwaltung des Bundestages zugeknöpft. Auskunft über Mitarbeiter gibt sie nicht. Das liegt auch daran, dass es bisher in der Regel nicht gerade brisant war, wer die Reden schreibt, die Termine organisiert oder die Ausschüsse für die Abgeordneten vorbereitet. Aber jetzt zieht ein politisches Vorfeld ganz systematisch in den Bundestag. Offenbar auch Straftäter, die Menschen mit Waffen bedrohen. Wir hatten schon vor einiger Zeit die Verwaltung konkret nach Straftätern unter Mitarbeitenden von Abgeordneten gefragt. Selbst dazu wollte die Verwaltung nichts sagen.

Wir finden, dass es relevant ist, mehr Informationen über Mitarbeiter im Maschinenraum des Bundestages zu erhalten, wenn es um ein öffentliches Interesse geht. 

Die Potsdam-Recherche von Anfang 2024 wirkt auch bei diesem Thema bis heute nach. Gestern ging es im SPOTLIGHT um Ulrich Siegmund, den AfD-Chef von Sachsen-Anhalt, der einer der Teilnehmer war. Ein zentrales Anliegen damals war ja, das „Remigrationskonzept“ Sellners in die Partei zu tragen und zu etablieren. Genau hier verbindet sich das radikale Vorfeld mit der Partei. Mit Mario Müller war ein Mitarbeiter eines AfD-Abgeordneten einer der aktiven Teilnehmer damals.

Wir halten Sie auf dem Laufenden, wie sich unser Anliegen für mehr Transparenz im Bundestag entwickelt. Und bleiben Sie gespannt auf Mittwoch, wenn wir Neues zu dem Geheimtreffen in Potsdam veröffentlichen. 

Empfehlen möchte ich Ihnen besonders den Denkanstoß am Ende dieses SPOTLIGHT des Digital-Experten Markus Beckedahl. Unser Gastautor schreibt, wie der Handelskrieg mit Trump droht, die wenigen klugen EU-Regulierungen für soziale Netzwerke zu schreddern. Und was es jetzt braucht. 

Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende, auch und gerade mit unseren Empfehlungen der Woche – dabei spannende Stücke aus unserer Redaktion, etwa über einen grenzüberschreitenden Müllskandal und einen schillernden Russland-Berater.

Herzlich,

Das Netzwerk der Frauenhasser
Aggressive Vertreter von Männlichkeits-Ideologien erreichen auf Youtube und Tik Tok Millionen. Doch wie geraten junge Menschen in ihren Bann? Diese Dokumentation begleitet zwei betroffene User und taucht in das Netzwerk der Frauenfeinde ein.
Shut Up, Bitch! Der Kampf um Männlichkeit (wdr.de)

Collage: Ivo Mayr/CORRECTIV (Fotos: KI generiert mit Dall E, picture alliance, unsplash.com)
Collage: Ivo Mayr/CORRECTIV (Fotos: KI generiert mit Dall E, picture alliance, unsplash.com)

Wo Deutschland seinen Problemmüll versenkt
In Tschechien hat die Atomindustrie strahlende Uranschlammteiche hinterlassen. Unternehmen verdienen gut daran: Sie stopfen die kontaminierten Löcher mit Müll, darunter Altreifen aus Deutschland und andere, teils giftige Abfälle.
correctiv.org


Zugegeben: Die Regeln kamen zu spät, um Monopole rechtzeitig zu verhindern. Aber immerhin rechtzeitig genug, um noch Wirkung entfalten zu können.

Die Macht der Tech-Oligarchen
Es war die Zeit, als Elon Musk Twitter übernahm und zu X umbaute. Plötzlich wurde deutlich, wie abhängig unsere digitalen Öffentlichkeiten von wenigen Privatakteuren sind – die über Nacht die Spielregeln ändern, wenn es ihren ideologischen oder wirtschaftlichen Interessen dient. Musk nutzte seine neue Macht, um rechtsradikale Akteure und Positionen zu verstärken. Ermittlungen der EU-Kommission folgten. Und dann kam Trump zurück ins Amt.

Seitdem ist es still geworden um die Plattformregulierung. Trump demonstrierte seine Macht, indem er bei seiner Amtseinführung die Tech-Oligarchen hinter sich aufreihte. Diese dankten es ihm mit Tributzahlungen und öffentlichen Unterwerfungsszenen – ein Signal, dass sie künftig gemeinsame Sache machen würden.

Stillhalten aus Angst vor Zöllen 
Die Öffentlichkeit nahm die Macht dieser Oligarchen nun deutlicher wahr. Nur die Politik wurde leiser. Man versprach zwar immer wieder, die europäischen Regeln würden selbstverständlich durchgesetzt. Doch abseits der Rhetorik geschah wenig. Spätestens als Trump mit Zöllen drohte und damit die Autoindustrie ins Visier nahm, wurden Verfahren gegen US-Konzerne auf die lange Bank geschoben. Lebenszeichen der Regulierung gab es nur noch gegen Porno-Plattformen und TikTok.

… Das ist die Vorschauversion. Den kompletten Denkanstoß finden Sie hier auf der Webseite.

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Sebastian Haupt.