Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters

Diese für Audio optimierte Kompaktfassung des täglichen Spotlight-Newsletters ist von einer KI-Stimme eingelesen und von Redakteuren erstellt und geprüft.

Autor Bild Anette Dowideit

Liebe Leserinnen und Leser, 

Julia Klöckner ist momentan die wichtigste Frau im Land. Als Bundestagspräsidentin bekleidet sie das zweithöchste Staatsamt (ja, in der offiziellen Rangfolge kommt Bundestagspräsident/in nach Bundespräsident/in und vor Bundeskanzler/in). 

Immer wieder stehen ihre Äußerungen und Handlungen im Fokus hitziger Diskussionen: Als sie zum Beispiel das Hissen von Regenbogenfahnen auf dem Reichstag verbot, fragte sich so mancher: Machte sie das wirklich, weil ihr Amt sie zu Neutralität verpflichtete? Zumal ihre Vorgängerinnen und Vorgänger es anders handhabten. Viele Leute würden gern mal hinter die Kulissen der Julia Klöckner schauen – und erfahren: Wie tickt sie politisch wirklich?

Wir von CORRECTIV haben uns gesagt: Wir lassen Klöckner selbst sprechen. Sie tut das in unserer heute veröffentlichten Story. Aber nicht im wortwörtlichen Sinne – für ein Interview konnten wir sie nicht begeistern, obwohl ich wirklich lange versucht habe, ihren Sprecher zu überzeugen, dass wir nichts „Böses“ im Schilde führen.

Stattdessen lassen wir Klöckner nun durch ihre Handlungen sprechen. Genauer gesagt: durch ihre Social-Media-Aktivitäten. 

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen! Und schreiben Sie mir bitte unbedingt, welche Hoffnungen und Sorgen Sie mit unserer Bundestagspräsidentin verbinden: anette.dowideit@correctiv.org.

Heute außerdem wichtig und Thema im SPOTLIGHT: der Digitalgipfel, über den wir gestern ausführlich berichteten; die Klimakonferenz in Brasilien, zu der unsere Reporterin Elena Kolb in der „Werkbank“ einen Überblick gibt. Und: Ein Gerichtsverfahren, bei dem einer der Teilnehmer am Geheimtreffen von Potsdam gegen unsere Berichterstattung vorgeht. Wir erklären in diesem Kurzvideo, worum es geht.

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Grafik des Tages: Tut unsere Politik genügend gegen den Klimawandel?

Denn die Partei von Bundeskanzler Friedrich Merz steht vor einer Schicksalsfrage: Soll sie mit der AfD zusammenarbeiten? Sei es durch informelle Abstimmungen, Tolerierung oder gar Koalitionen. Oder bleibt sie bei der strikten Ablehnung jeder Zusammenarbeit? Dieser Richtungsstreit dominiert die internen Debatten.

Wir wollten wissen, wie unsere Bundestagspräsidentin in diesen Fragen tickt.

Bundestagspräsidentin Klöckner – hier im Sommer zu Besuch bei der CompuGroup, der Firma von Nius-Finanzier Frank Gotthardt. Quelle: picture alliance/dpa | Sascha Ditscher


Was wir gemacht haben:
Weil wir von CORRECTIV immer versuchen, ein bisschen was anders zu machen als andere Medien, haben wir uns gesagt: Lasst uns nicht nur möglichst viele Gespräche mit Leuten führen, die Klöckner kennen – das haben wir auch gemacht, aber eben nicht nur.

Sondern wir lassen Klöckner quasi selbst sprechen. Unser Team (Annika Joeres, Stella Hesch, Isabel Knippel und Sebastian Haupt) hat Klöckners Tweets, Retweets und Beiträge auf X, Instagram und Facebook seit der letzten Legislatur ab September 2021 analysiert, rund 3.100 Stück.

Nach dem Motto: Zeige mir deinen Content, und ich sage dir, wie du denkst. Hier geht es zum Text.

Das kam heraus:
Neben Hundebildern und unpolitischen Beiträgen teilt Klöckner auffällig oft Inhalte von rechtspopulistischen Akteuren – vor allem während des letzten Bundestagswahlkampfes. 

So finden sich unter den rund 1.200 Posts, die Klöckner zwischen November 2024 und März 2025 verfasst oder verbreitet hat, mehr als 80 Beiträge von Medien wie Apollo News, von Nius-Reportern oder von anderen rechtskonservativen bis rechtspopulistischen Konten. 

Allerdings: Das war vor ihrer Zeit als Bundestagspräsidentin. Seit sie das Amt angetreten hat, hält sie sich zurück.

Woran liegt es?
Jedenfalls nicht daran, dass Social-Media-Mitarbeiter aus ihrem Team die rechtslastigen Posts zu verantworten hätten. 

Wir haben ihren Pressesprecher gefragt (den, der das Interview mit uns abgelehnt hat), und der schrieb: Ihre persönlichen Social-Media-Profile verwalte Klöckner selbst. Lediglich den Instagram-Account „Bundestagspräsidentin“ betreue ihr Presseteam. 

Falls Sie sich erinnern: Vor einigen Wochen teilte sie auf ihrem persönlichen Instagram-Account einen feixenden Post „Merz macht Dunja Hayali fertig“, der später für einige Diskussionen sorgte. Den hat Klöckner also eigenhändig geteilt. 

Vielleicht nur „mausgerutscht“?
Achtung, Wortspiel: Das Wort „Mausrutschen“ etablierte sich 2016, als AfD-Politikerin Beatrix von Storch sich mit einem angeblichen Ausrutschen mit der Computermaus für einen schlimmen Post rechtfertigte.

Bei aller gerechtfertigten Kritik, Julia Klöckner lässt sich absolut nicht mit von Storch vergleichen. Sie ist Demokratin. 

Umso wichtiger ist es uns, die Fakten sprechen zu lassen: An welchen Stellen lädt sie möglicherweise durch ihr Handeln in Sozialen Netzwerken Rechtsaußen-Liebhaber zu sich ein? Und: Wie gezielt agiert sie bei Social Media?

Politische Freunde und auch Gegnerinnen bescheinigten ihr im Gespräch mit unserem Team: Sie sei sehr strategisch und werde „oft unterschätzt“. Als sie kürzlich TV-Moderator Markus Lanz auf ihre Weiterverbreitung eines Posts mit der Überschrift „Merz macht Dunja Hayali (ZDF) fertig“ ansprach, antwortete sie: „Jetzt lassen Sie mal die Kirche im Dorf!“

Start des Digitalgipfels in Berlin
Heute startet der „Gipfel zur Europäischen Digitalen Souveränität“. Ziel ist es, einen Weg Europas aus der Abhängigkeit von großen Tech-Konzernen zu finden. Eingeladen haben Frankreichs Präsident Macron und Bundeskanzler Friedrich Merz. Warum der Gipfel so wichtig ist, haben wir gestern im SPOTLIGHT beschrieben.   
tagesschau.de / correctiv.org

Lokal: AfD-Vize-Bürgermeisterin in Bad Salzuflen (NRW) soll wieder abgewählt werden 
Die Vize-Bürgermeisterin Sabine Reinknecht (AfD) aus Bad Salzuflen soll nach ihrer überraschenden Wahl am 5. November wieder abgesetzt werden. Vor zwei Wochen wurde Reinknecht mit 16 Stimmen gewählt, obwohl die AfD im Rat nur 13 Sitze hat. Ihr wird vorgeworfen, rassistische Beiträge auf Facebook geteilt zu haben. 
welt.de / lz.de (€)

Collage mit einem Sceeenshot aus dem KI-Video
Quelle: Tiktok / krolli395; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck
Elena Kolb

Ein positives Signal aus der Blue Zone – dort wird verhandelt – kommt direkt zu Beginn der Woche aus Deutschland. Umweltminister Carsten Schneider (SPD) sagte gestern 60 Millionen Euro für den internationalen Klimanpassungsfonds zu.

Damit sollen Länder unterstützt werden, die besonders hart von der Klimakrise betroffen sind und oft am wenigsten dazu beigetragen haben. Mit dem Geld aus Deutschland ist der Fonds zwar noch nicht voll, aber solche finanziellen Zusagen sind wichtige Grundlagen auch für andere Verhandlungen. Sie versichern, dass sich Gespräche bei der COP nicht im Vakuum bewegen und am Ende auch ins Konkrete übersetzt werden können.

Konkret werden will der brasilianische Präsident Lula auch bei einem anderen Thema: dem Ausstieg aus fossilen Energien wie Kohle, Öl und Gas. Beschlossen wurde dieser zwar schon bei der COP 2023 in Dubai. Lula will jetzt aber einen klaren Fahrplan für die nächsten Jahre. Über 60 Länder haben sich der Initiative mittlerweile angeschlossen.

Die Zahl der Wohnungslosen in Deutschland ist auf einem Rekordhoch. Mehr als eine Million Männer, Frauen und Kinder sind ohne festes Wohnverhältnis. Ein Teil kommt beispielsweise bei Freunden oder in Hilfseinrichtungen unter. Ein anderer Teil versucht, auf der Straße durchzukommen. Für letztere ist der aktuelle Kälteeinbruch besonders gefährlich. Was jede und jeder Einzelne tun kann, um obdachlose Menschen zu unterstützen, erklärt der WDR hier: In vielen Städten gibt es beispielsweise Kältebusse, die bei Bedarf angerufen werden können. 
wdr.de 

So geht’s auch
Alle reden immer von Spaltung und Polarisierung. Aber was können wir für mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt tun? Unsere Salon5-Jugendredaktion hat drei Tipps. Einer davon ist: Teilhabe ermöglichen. Denn dort, wo Menschen konstruktiv miteinander um Lösungen streiten, wächst das Vertrauen zueinander.
instagram.com 

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Till Eckert, Samira Joy Frauwallner, Sebastian Haupt, Ulrich Kraetzer, Rose Mintzer-Sweeney und Jule Scharun.