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Autor Bild Anette Dowideit

Liebe Leserinnen und Leser,

Huch!, das war unsere erste Reaktion heute Vormittag in der Redaktion – als sich die Nachricht verbreitete, dass Bundeskanzler-Kandidat Friedrich Merz im ersten Wahlgang nicht die erforderliche Mehrheit erhielt.

Im Thema des Tages erklären wir, welche Konsequenzen die (zwischenzeitliche) Nicht-Wahl hat, warum auch die Einigung auf einen zweiten Wahlgang eine wichtige Neuerung darstellt – und, was über die Gründe für das Scheitern bekannt ist.

Außerdem noch eine Leseempfehlung: AfD-Verbotsverfahren-Reporterin Marie Bröckling hat eine Chronik erstellt, wie die Debatte um ein Verbotsverfahren ins Rollen kam.

Was halten Sie davon, dass Friedrich Merz im ersten Durchgang nicht zum Bundeskanzler gewählt wurde? Schreiben Sie mir: anette.dowideit@correctiv.org.

Thema des Tages: Merz nur zweite Wahl

Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste

Faktencheck: Koalitionsvertrag: Wie Union und SPD gegen Desinformation vorgehen wollen

Gute Sache(n): Verständlich erklärt: Was bedeutet der Plan, den Gazastreifen zu besetzen? • Klimaneutral baden gehen • Hier digitale Umarmung abholen

CORRECTIV-Werkbank: Der Stopp des Bundesaufnahmeprogramms für gefährdete Afghanen dürfte ein schwerer Fehler sein

Grafik des Tages: Die knappsten Kanzlerwahlen – und das historische Scheitern von Friedrich Merz

Friedrich Merz kurz nach dem verlorenen Wahlgang im Reichtstagsgebäude. Quelle: picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow

Wie hat es dann doch noch funktioniert?
Genau hier gab es nun das zweite bemerkenswerte Ereignis: Um eine zweite Abstimmung noch heute abzuhalten, musste sich der Bundestag mit Zweidrittelmehrheit auf eine Ausnahme der üblichen Regeln (sogenannte Ladungsfrist) einigen. Andernfalls wäre eine Wahl erst in den kommenden Tagen möglich gewesen.

Den notwendigen Antrag reichten Union und SPD gemeinsam mit Grünen und der Linken ein. Eigentlich gibt es bei der Union seit vielen Jahren ein Kooperationsverbot mit der Linken. Mindestens für diese historische Wahl aber wurde das nun ausgesetzt.    

Warum wurde Merz im ersten Durchgang nicht gewählt?
CDU und CSU haben zusammen 208 Abgeordnete im neuen Bundestag, die SPD hat 120. Zusammen verfügen die Partner also über 328 Stimmen. Das bedeutet, 18 Abgeordnete aus den Koalitionsparteien haben Merz nicht zum Kanzler gewählt.

Bloß wer? Der designierte Vizekanzler, Lars Klingbeil von der SPD, hatte Merz vor der Wahl zugesichert, alle Stimmen der SPD-Fraktion zu bekommen. Nach dem Scheitern gebe es „Entsetzen“ in der SPD-Fraktion.

Waren es also Unionsabgeordnete, die Merz die Stimme nicht gaben? Für diese Theorie spricht, dass unsere kürzlich veröffentlichte Recherche über Merz zeigte: Es gibt einige in der Fraktion, die mit Merz äußerst unzufrieden sind. Den Arbeitnehmer-Flügel in der Partei zum Beispiel lässt er demnach links liegen.

Die Fraktion weist das aber weit von sich. Wir von CORRECTIV haben heute zwölf der wichtigsten Unions-Abgeordneten gefragt, wie sie abgestimmt haben, darunter Jens Spahn, Alexander Dobrindt und Philipp Amthor. Spahns Pressesprecher sagte uns: „Selbstverständlich hat Jens Spahn für Friedrich Merz gestimmt!“ Andere Abgeordnete haben bis Redaktionsschluss noch nicht geantwortet.

Vielleicht wird nie herauskommen, wer die Abweichler waren, denn die Stimmabgabe ist geheim.

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(Foto: picture alliance/dpa / Kay Nietfeld)

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An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Till Eckert, Samira Joy Frauwallner, Sebastian Haupt und Jule Scharun.