Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters

Diese für Audio optimierte Kompaktfassung des täglichen Spotlight-Newsletters ist von einer KI-Stimme eingelesen und von Redakteuren erstellt und geprüft.

Autor Bild Anette Dowideit

Liebe Leserinnen und Leser,

Deutschland ächzt unter der Sommerhitze – und auch das SPOTLIGHT-Team musste sich heute besonders mühen, bei 30 Grad oder mehr in manchen Home Offices so klar und kühl wie gewohnt den Newsletter zu formulieren. 

Auch in mehreren unserer Rubriken geht es heute um die Hitze: In der „Werkbank“ erklärt Klima-Reporterin Gesa Steeger: Was tut sich gerade in Brüssel, um die Klimaziele der EU bis 2040 zu erreichen? Es gibt nämlich Hinweise, dass die EU-Entscheidungsträger hier gerade auf einen Holzweg abbiegen. 

Und in unserer Rubrik „Endlich verständlich“ zeigt unsere Jugendredaktion Salon5, wo diese Woche in den Schulen hitzefrei ist, wo nicht (und warum nicht).

Nun zum heutigen Thema des Tages: Russland macht jetzt neuen Druck auf Deutschland – über die Macht der Energiekonzerne. Das haben unsere Reporter Alexej Hock und Marcus Bensmann herausgefunden.

Danke für Ihre zahlreichen Rückmeldungen zu unserem neuen SPOTLIGHT zum Hören! Schreiben Sie uns gern auch heute wieder, was Ihnen an unserem Podcast gefällt und was Sie verbessern würden: samira.joy.frauwallner@correctiv.org.

Thema des Tages: Putin zündelt schon wieder

Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste

CORRECTIV.Faktenforum: Ja, diese Bücher sind in manchen US-Schulen und Bibliotheken verboten

Gute Sache(n): Hitzefrei? So unterschiedlich sind die Regelungen in den Bundesländern • Früher Öko-Spinner, heute gutes Beispiel • Was Jens Spahn fordert

CORRECTIV-Werkbank: EU-Klimaziele mit Hintertüre

Grafik des Tages: Kreative Ideen gegen Rechtsextreme

Da sind die mehr oder weniger verhohlenen militärischen Drohkulissen, die er gerade gegen den Westen aufbaut: Zum Beispiel das große Manöver „Sapad“. Bei diesem Manöver im Herbst will Putins Militär gemeinsam mit Belarus Raketen in Stellung bringen, die bis nach Deutschland reichen. Wir von CORRECTIV hatten darüber vor ein paar Tagen berichtet.

Collage:Ivo Mayr/CORRECTIV (Fotos:picture alliance)
Was ist vom kommenden Sapad-Manöver in Belarus zu erwarten?(Collage: Ivo Mayr/CORRECTIV / Fotos:picture alliance)

Wir berichten auch immer wieder über Putins Desinformations-Kampagnen gegen den Westen

Und nun hat unser Reporterteam einen weiteren Baustein in dieser Strategie unter die Lupe genommen: Wir zeigen, wie Russland derzeit auch noch seinen wirtschaftlichen Druck auf Deutschland erhöht.

Darum geht es:
Im Zentrum unserer Recherche steht das deutsche Stromhandelsunternehmen Uniper. Die Firma kaufte früher große Mengen Gas in Russland ein – Energie, die in Deutschland viele Firmenkunden und auch Privatleute nutzten.

Als Russland in die Ukraine einmarschierte, standen sich nun auch Westeuropa und Russland offen feindselig gegenüber. Damals, 2022, stellte der staatsnahe russische Energiekonzern Gazprom die Gaslieferungen an Uniper ein. Daraufhin verklagte Uniper Gazprom auf Schadenersatz: mehr als 13 Milliarden Euro. 

Uniper bekam vor rund einem Jahr vor Gericht Recht. Schon damals war aber klar: Es würde schwer für Uniper, tatsächlich an dieses Geld von Gazprom zu kommen. Denn wer sollte den russischen Staatskonzern zwingen zu zahlen?

Was wir nun herausgefunden haben:
Unsere Recherche zeigt: Russland erkennt die Entscheidung des internationalen Schiedsgerichts nicht an.

Stattdessen wurde dort, also in Russland, jetzt einfach ein eigenes Gerichtsurteil in dieser Auseinandersetzung gefällt. Und dieses Urteil besagt: Nicht Gazprom müsse milliardenschwere Beträge an Uniper bezahlen. Sondern umgekehrt. 14,3 Milliarden Euro werden Gazprom im russischen Urteil zugesprochen.

Zur vollständigen Recherche geht es hier.

Gazprom hat vor einem russischen Gericht eine Milliarden-Strafen gegen Uniper erwirkt – ein Druckmittel? (Foto: Alexander Demianchuk/picture alliance/dpa/TASS)
Gazprom hat vor einem russischen Gericht eine Milliarden-Strafen gegen Uniper erwirkt – ein Druckmittel? (Foto: Alexander Demianchuk/picture alliance/dpa/TASS)

Was das für uns in Deutschland bedeutet:
Das russische Gerichtsurteil schwebt nun wie ein Damoklesschwert über Uniper. Denn Uniper ist, wie Gazprom, ein Staatsunternehmen. 

Das heißt, es ist Spielmasse bei wirtschaftspolitischen Verhandlungen zwischen Deutschland und Russland. Zum Beispiel, wenn jetzt darüber verhandelt wird, ob die Gaspipeline Nord Stream wieder in Betrieb genommen wird. Oder auch: Was passiert mit den Anteilen des russischen Staatskonzerns Rosneft an der Ölraffinerie im brandenburgischen Schwedt?

Stromsteuer-Senkung: Diskussion um Entlastung für Privatverbraucher
Die Entscheidung, die Stromsteuer für Verbraucherinnen und Verbraucher entgegen dem Koalitionsvertrag nicht zu senken, entfacht eine Debatte in der neuen Koalition. Laut Finanzministerium würde dies zusätzliche Kosten von 5,4 Milliarden Euro verursachen.
zeit.de

Göttingen: Gehaltskürzung nach Anklage wegen Belästigung 
Ein Professor an der Universität in Göttingen soll jahrelang Studentinnen und Mitarbeitende belästigt haben. Die Universität hatte ihm Haus- und Arbeitsverbot erteilt und wollte gerichtlich seine Entlassung erwirken. Das Oberverwaltungsgericht Lüneburg verhängte aber eine Gehaltskürzung. 
goettinger-tagesblatt.d/spiegel.de

Recherche: In Hongkong zu Unrecht verurteilt
Laut einer Recherche von Amnesty International wurden mehr als achtzig Prozent der verurteilten Personen nach dem Hongkonger Sicherheitsgesetz zu Unrecht strafrechtlich verfolgt. Durch das Gesetz „National Security Law “ hat sich die Menschenrechtslage in Hongkong in kürzester Zeit verschlechtert.
amnesty.at

So geht’s auch
Wie kann man Städte so gestalten, dass sie den Folgen des Klimawandels gewachsen sind? Eine Öko-Siedlung in Düsseldorf-Unterbach hat es bereits vor über 30 Jahren probiert: mit Naturmaterialien, Gründächern und autofreien Wegen. Damals als „Öko-Spinner“ verschrien, heute Beispiel für Nachhaltigkeit.
lokaldirekt.de  

Fundstück
Unter einigen Politikerinnen und Politikern sehr beliebt: Öffentlichkeitswirksam möglichst plakative Forderungen stellen. Das soll das eigene Profil schärfen und bleibt dennoch meist folgenlos. Einmal, weil sich die Forderungen oft gar nicht so einfach realisieren lassen – und weil sie sich meist an andere richten. Besonders aufgefallen ist der Plattform FragDenStaat dabei ein Spitzenpolitiker der Union: Jens Spahn. Sie listet hier auf, was er so fordert:
https://jens-spahn-fordert.de


Doch der EU-Vorschlag kommt mit einer Hintertüre: Um die nun gesteckten Ziele für 2040 zu erreichen, sollen die EU-Staaten ab 2036 auch auf CO2-Zertifikate aus dem Ausland zurückgreifen können. Konkret heißt das: Emissionen müssen dann nicht in der EU eingespart werden, sondern können auch im Ausland kompensiert werden – durch Wiederaufforstungsprojekte oder den Bau von Windparks. Auch die Regierung unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) will „hochqualifizierte und glaubwürdige CO2-Minderungen in außereuropäischen Partnerländern“ nutzen, um die deutschen Klimaziele zu erreichen. 

Zwar sieht die EU-Kommission vor, dass nur maximal drei Prozent der Emissionen so eingespart werden. Trotzdem ist dieses Instrument mehr als fraglich. Denn viele CO2-Zertifikate sparen keine oder viel weniger Emissionen ein als versprochen. Das zeigt unter anderem eine Studie der Max-Planck-Gesellschaft aus dem vergangenen Jahr. Viele Medien haben ähnliches berichtet und auch wir haben bereits zu zweifelhaften Zertifikaten und vermeintlich klimaneutralen Erdgastarifen berichtet.

Das Problem am jetzigen Vorstoß der EU: Echte Standards für Zertifikate fehlen bisher. Unklar ist auch, ob und inwieweit der EU-Emissionshandel (EU-ETS) von den internationalen CO2-Zertifikaten betroffen sein wird. Es besteht die Gefahr, dass echter Klimaschutz verhindert oder aufgeschoben wird – wenn Unternehmen die Möglichkeit haben, ihre Emissionen günstig im Ausland zu kompensieren, anstatt teure Zertifikate aus dem EU-Emissionshandel zu nutzen. 

Kritik an diesem Instrument kommt auch von Michael Bloss, Abgeordneter der Grünen im Europaparlament: „Diese Gutschriften sind schwer überprüfbar und öffnen die Tür für Betrug und Rechentricks.“ Ohne klare Standards riskiere „die EU-Kommission erneut einen Rückschritt wie im vergangenen Jahrzehnt, als internationale Gutschriften den CO2-Preis abstürzen ließen“, so Bloss.

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Till Eckert, Samira Joy Frauwallner, Sebastian Haupt und Jule Scharun.