Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters

Diese für Audio optimierte Kompaktfassung des täglichen Spotlight-Newsletters ist von einer KI-Stimme eingelesen und von Redakteuren erstellt und geprüft.


eigentlich gab es in der Koalition eine Art Nicht-Angriffs-Pakt zum Thema Rente, doch die Einlassungen von Wirtschaftsministerin Katherina Reiche sorgen für heiße Diskussionen. Sie fordert die Rente mit 70. Auch eine heute erschienene Studie von Wirtschaftsfachleuten drängt auf ein höheres Renteneintrittsalter. Im „Thema des Tages“ geben wir einen Überblick.

Außerdem liefert das CORRECTIV.Faktencheck-Team aufschlussreiche Einsichten zum Thema Polizeiliche Kriminalstatistik. Immer wieder werden mit diesen Zahlen bewusst falsche und rassistische Behauptungen aufgestellt. In der „Werkbank“ und im „Faktencheck“ lesen Sie mehr dazu.
  
Und: In der Rubrik „Gemeinsam aufgedeckt“ blicken wir auf das Thema Bildung. Seit einem Jahr läuft das Startchancen-Programm, das Kindern aus einkommensschwachen Familien helfen soll. Wie läuft es? Meine Kollegin Miriam Lenz fragt nach Ihren Erfahrungen.    

Thema des Tages: Streit um Rente ab 70

Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste

Leserfrage der Woche: Gibt es eine Kleiderordnung für Minister?

CORRECTIV Events: Von Gaming bis Fakenews

Faktencheck: Zahlen, die einen extremen Anstieg von Gewalttaten durch Zuwanderer zeigen sollen, sind falsch

Gute Sache(n): Vibrionen-Bakterien in der Ostsee erklärt • Fleisch aus dem Labor • München: Im Englischen Garten darf wieder gekifft werden

CORRECTIV-Werkbank: Das Problem mit der deutschen Kriminalstatistik

Grafik des Tages: Wer daheim bleibt, wenn das Kind krank ist

Gemeinsam aufgedeckt: Ein Jahr Startchancen-Programm – Wie sind Ihre Erfahrungen?

Wirtschaftsministerin Katherina Reiche. Quelle: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

Das Grundproblem:
Das Rentensystem gerät finanziell unter Druck. Erstens gehen die geburtenstarken Babyboomer in Rente, während die nachfolgenden Jahrgänge deutlich kleiner sind. Zweitens steigt die Lebenserwartung – und damit die Zeit, in der Renten gezahlt werden müssen. 

Aktivrente nicht genug   
Bisher setzt die Bundesregierung auf Freiwilligkeit: Wer kann und will, soll länger arbeiten. Die Idee der Aktivrente haben wir kürzlich hier beleuchtet. Einige Leserinnen und Leser berichteten, dass sie durchaus länger arbeiten möchten – oder es bereits tun. Für viele geht es um das Gefühl, einer sinnvollen Tätigkeit nachzugehen. Andere sind auf das zusätzliche Einkommen angewiesen.

Aber reicht das? Laut Ifo-Institut: Nein. Statt dieser Minireform brauche es grundlegende Änderungen. 

Das schlagen sie vor:
Schluss mit der abschlagsfreien Rente mit 63 – also dass jemand die volle Rente bekommt, obwohl er oder sie vor der regulären Altersgrenze in Pension geht. Zudem sollen Rentenerhöhungen künftig geringer ausfallen dürfen als bislang. Außerdem soll das Rentenalter an die steigende Lebenserwartung gekoppelt werden. Konkret: Da die Lebenserwartung pro Jahrzehnt um etwa ein Jahr steigt, soll das Renteneintrittsalter in den nächsten 30 Jahren um zwei Jahre angehoben werden.

So diskutiert die Bundesregierung:
Wirtschaftsministerin Reiche wirbt für die Rente ab 70. Arbeitgeberverbände begrüßen das. Sozialverbände warnen: Für Menschen mit geringem Einkommen bedeute das faktisch eine Rentenkürzung. Auch die SPD ist dagegen. Gerade in handwerklichen und sozialen Berufen sei oft schon eine Rente mit 67 körperlich kaum machbar. 

Für die Koalition ist das ein heikles Thema. Ein höheres Renteneintrittsalter stünde nicht im Koalitionsvertrag, versuchte Regierungssprecher Sebastian Hille den Vorstoß direkt abzuräumen. Doch die Diskussion läuft – auch, weil Reiche noch einmal nachlegte

Darum ist das wichtig:
Klar ist: Eine Rentenreform ist nötig (einen guten Überblick über mögliche Stellschrauben finden Sie hier). Ohne Änderungen müssten entweder die Rentenbeiträge steigen, das Rentenniveau sinken oder der Staat mehr Steuermittel zuschießen (schöne Grüße an die Haushaltslöcher). Doch zwischen der SPD und der Union verlaufen tiefe Gräben. Schaffen sie eine Reform – oder vertagen sie das, wie viele Regierungen zuvor?

Weitere Vorwürfe gegen CDU-Nachwuchspolitikerin 
Caroline Bosbach (CDU) wird ihrem Landkreis vorgeworfen, sich in ihrem Wahlkreis Stimmen erkauft zu haben. Dort war sie in ein Amt gewählt worden, das auch ihr Sprungbrett für eine Bundestagskandidatur war.
t-online.de  

Lokal: Sabotageverdacht nach Bahnstrecken-Brand zwischen Duisburg und Düsseldorf
Nach einem Kabelbrand an einer der wichtigsten Bahnstrecken in Nordrhein-Westfalen geht die Polizei von einer möglichen Sabotage aus. Dabei soll eine Zündvorrichtung im Kabeltunnel platziert worden sein. 
zeit.de 

Recherche: Viele Extremisten im Besitz von Waffen 
Eine Recherche von NDR und WDR zeigt, wo in Deutschland die meisten Extremisten in Waffenbesitz sind. Mindestens 2.500 Schusswaffen sind im legalen Besitz von Extremisten, die meisten von ihnen in Baden-Württemberg. 
swr.de

Symbolbild Leserfrage der Woche

Hierbei geht es nicht nur um Kleidungsstücke, sondern auch um Accessoires. Der Grund für ihre Frage war ein Pressetermin der Ministerin Katherina Reiche, bei dem sie eine Kreuz-Halskette trug. 

Wir haben bei der Bundestagsverwaltung nachgefragt: Bei einer parlamentarischen Debatte im Bundestag gilt, dass diese nur durch Worte geführt werden darf. Darum sind Spruchbänder, Flugblätter und Teile der Bekleidung oder Accessoires als Meinungsäußerungen im Parlament untersagt. (Rauswürfe und Ermahnungen für Abgeordnete des Bundestages gab es ja in letzter Zeit häufiger.)

Bei öffentlichen Auftritten wie Presseterminen, die nicht im Plenarsaal des deutschen Bundestages stattfinden, gibt es aber keine Vorgaben – sondern lediglich eine allgemeine Erwartungshaltung. Das gilt auch für das Tragen religiöser Symbole. 

Polizeibeamte patroullieren durch eine deutsche Fußgängerzone
Fachleute bestätigen: Gewaltkriminalität geht in Deutschland langfristig zurück (Foto: Michael Nguyen / Picture Alliance / NurPhoto)

So geht’s auch
Echtes Fleisch, aber ohne Tierleid?– Forscher sind schon lange damit beschäftigt, das Unmögliche möglich zu machen. An der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) schaffen es Forschungskräfte erstmals, Muskelgewebe aus Rinderzellen im Labor zu züchten.
mdr.de 

Fundstück
Teilsieg für Kifferfreunde: Im nördlichen Teil des Englischen Gartens in München ist ab jetzt Cannabiskonsum erlaubt. Dies entschied der Bayerische Verwaltungsgerichtshof. Verboten ist es weiterhin im Parkteil südlich des Mittleren Rings, im Hofgarten und im Finanzgarten. Wer sich nicht daran hält, dem droht ein Bußgeld. 
muenchen.t-online.de


Wie kann das sein, wenn ein Blick in die Quelle gereicht hätte, um Zweifel zu wecken? Ich sehe zwei Gründe. Den ersten haben die meisten Fälle von Desinformation gemein: confirmation bias. So wird die Tendenz bezeichnet, Aussagen zu glauben, die in unser Weltbild passen. So auch hier: Wer überzeugt ist, dass Geflüchtete das Land unsicherer machen, sieht keine Notwendigkeit, Zahlen zu überprüfen. 

Der zweite Grund ist ein Problem der fehlenden Barrierefreiheit. Die Kriminalstatistik ist ein großer Komplex aus vielen kleineren Statistiken, die teilweise ähnliche, aber nicht identische Zahlen zeigen. In meiner Recherche etwa betrachtete ich an einer Stelle Fallzahlen, an anderer Stelle Tatverdächtigenzahlen. Mal Zuwanderer, mal Nichtdeutsche. Oberkategorien wie Straftaten gegen das Leben und konkrete Delikte wie Mord. Irgendwann sieht man vor lauter Fichten und Tannen den Wald nicht mehr. 


Wir haben bereits zu Finanz-Rechentricks hinter der Bildungsoffensive recherchiert und berichtet, dass das Programm vielerorts schleppend angelaufen ist. 

Jetzt wollen wir mit Ihrer Hilfe herausfinden, was sich nach dem ersten Jahr in den Schulen getan hat, die gefördert werden.

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Till Eckert, Samira Joy Frauwallner und Jule Scharun.