Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters
Autor Bild Anette Dowideit

Liebe Leserinnen und Leser,

unsere Schwerpunktwoche zu den Auswirkungen von Trumps Zollpolitik läuft weiter. Heute schauen wir uns im Thema des Tages an, was derzeit mit den Aktiendepots von Kleinanlegern in Deutschland passiert – die vielleicht ihre Altersvorsorge darauf gebaut haben und nun zusehen müssen, wie das sorgfältig aufgebaute kleine Vermögen wegschmilzt. 

Gestern haben wir leider einen technischen Fehler gemacht: Unsere Umfrage, in der wir Sie gefragt haben: „Was sind Ihre größten Sorgen im Zusammenhang mit Trumps Zollpolitik?“ war nicht verlinkt. Deshalb starten wir heute einen neuen Versuch – per Klick hier oder aufs Bild:

Außerdem heute im SPOTLIGHT: Die medizinische Versorgung im Land ist noch immer mehr auf Männer als auf Frauen ausgerichtet, berichtet unsere Jugendredaktion Salon5. Und: Die Gewalt gegen Journalisten hat in Deutschland deutlich zugenommen – darum geht es in der „Werkbank“ und der Grafik des Tages.

Passend zum Thema Pressefreiheit erklärt außerdem die Chefredakteurin der Wochenzeitung Kontext im „Denkanstoß“, warum sie nach einem Schock-Urteil aus Frankfurt nun vor den Bundesgerichtshof ziehen – für den Quellenschutz.

Sie haben Hinweise auf Korruption oder Machtmissbrauch? Schreiben Sie mir: anette.dowideit@correctiv.org.

Thema des Tages: Trump-Politik frisst Aktiengewinne

Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste

Denkanstoß: Anna Hunger: Warum wir für den Quellenschutz vor den Bundesgerichtshof ziehen

Faktencheck: Taylor Swift hat nicht angekündigt, wegen Elon Musk nach Kanada zu ziehen

Gute Sache(n): Warum das „Normmodell Mann“ ein Gesundheitsrisiko ist • Mehr Erneuerbare in der Ukraine – aus Sicherheitsgründen • Sind Affen die besseren Anleger?

CORRECTIV-Werkbank: Deutschland und die Pressefreiheit

Grafik des Tages: Gewalt gegen Medienschaffende hat stark zugenommen

Heute auf dem Parkett der Frankfurter Wertpapierbörse – nach drei tiefroten Handelstagen. picture alliance/dpa | Arne Dedert

Unsere Wirtschaftsexpertin Gabriela Keller, selbst passionierte Anlegerin, hat sich einmal für Sie angeschaut, was das bedeutet. Sie schreibt:

Bürgerinnen und Bürger sind die Angeschmierten:
Der Absturz der Kurse macht wieder einmal klar: Es sind letztlich die Bürgerinnen und Bürger, die den Preis für politische Spiele bezahlen. Wir alle sollen und müssen fürs Alter vorsorgen. Bloß mit den Minibeträgen, die galoppierende Mieten und steigende Lebenskosten vom Gehalt übrig lassen, ist die Frage: Wie? 

Vor allem in den vergangenen Jahren war das schwierig. In der Niedrigzinsphase, als die Zinsen sogar unterhalb der Inflationsrate lagen, galt: Wer konservativ und mit niedrigem Risiko sparen wollte, also mit Tage- oder Festgeldkonten, der machte damit Verluste. Also rieten Politiker und Experten über Jahre: Investiere, am besten in ETF, also sogenannte Indexfonds. Sie gelten aufgrund ihrer breiten Streuung als vergleichsweise sicher. Nur hilft das eben auch nicht, wenn die gesamte Weltwirtschaft abschmiert. 

Was machen wir jetzt?
Die Antwort ist klar – das sagen die Fachleute einhellig: Schön die Füße still halten. Es wirkt beängstigend, wie jetzt das eigene Ersparte zusammenschmilzt. Aber das Beste, was Kleinanleger machen können, ist: gar nichts. Denn gerade ETF sind ein langfristiges Investment – es geht immer mal aufwärts und abwärts: 

Gerade in den vergangenen fünf Jahren ist der Kurs des beliebtesten ETF, des MSCI World-Index (eine Zusammenstellung von 1.400 Unternehmensanteilen aus 23 Ländern), unnormal steil gestiegen. Das relativiert den jetzigen Absturz ein Stück weit; die Kurse pendeln sich nun wieder auf Normalmaß ein. 

Bisher galt bei Finanzkrisen stets: Wer seine ETF festhält und abwartet, hat bisher nie Verluste gemacht. Deswegen gilt bei ETF weiter die Regel: Kaufen, dann mindestens 15 Jahre lang die App nicht mehr aufmachen. Wer einen Sparplan hat, kann den einfach weiterlaufen lassen.

Das erklärt heute zum Beispiel auch dieser Finanzredakteur von Zeit Online in einem Kurzvideo: Auch er sagt, ETFs würden sich wahrscheinlich mittelfristig doch wieder erholen und gut entwickeln. 

Ein paar Alternativen:
Im MSCI World-Index sind amerikanische Unternehmen aus der Tech-Branche sehr stark vertreten. Wer partout nicht stillsitzen will und Lust auf Experimente hat, kann sein Geld also noch weiter streuen und zum Beispiel ETF mit beimischen, die stärker auf europäische Werte oder Schwellenländer setzen. 

Oder man kann stärker auf sichere Staatsanleihen setzen, aber bitte nur mit erstklassiger Bonität, zum Beispiel auf deutsche. Und: Der Crash bietet auch Chancen. Kann sein, dass gerade jetzt ein guter Moment ist, mit dem Aktien- oder ETF-Sparen anzufangen oder sein Portfolio zu vergrößern. Denn da Aktien und Fonds jetzt schön billig sind, kann man für das gleiche Geld jetzt viel mehr davon bekommen.

Achtung!
Ansonsten gilt: Vorsicht vor vermeintlichen Geheimtipps oder Weisheiten selbsternannter Gurus. Denn im Moment sind alle Optionen offen: Wenn Trump morgen einen Rückzieher macht und sagt: War doch nicht so gemeint mit den Zöllen, dann gehen die Kurse schon bald wieder nach oben. 

Anzahl der Hinrichtungen weltweit gestiegen
Nach Angabe der Menschenrechtsorganisation Amnesty International sind 2024 rund 1.500 Todesstrafen vollstreckt worden. Die meisten Todesstrafen, rund 90 Prozent, wurden im Iran, im Irak und in Saudi-Arabien vollstreckt.  
zeit.de

Düsseldorf: Diskussionen über Rüstungsmesse
Der Vorstand der Messe Düsseldorf plant eine Rüstungsmesse für Wehrtechnik. Das Projekt gilt als umstritten, dennoch ist Messechef Wolfram Diener der Meinung, dass eine solche Messe als Stärkung des Standortes Düsseldorf wünschenswert sei. 
t-online 

Recherche: Wie Fotos von Frauen bei Vinted missbraucht werden
Die Secondhand Plattform Vinted wird zunehmend ein Tatort für digitale Übergriffe gegenüber Frauen. Die Fotos, die Nutzerinnen zur Darstellung der Passform dort hochladen, tauchen vermehrt in sexualisierten Telegram-Kanälen auf.
tagesschau.de


Viermal waren wir vor Gericht, zwei Gerichte haben uns umfassend Recht gegeben, nachdem sie sich intensiv mit den 17.000 Seiten ausgedruckter Chatnachrichten befasst hatten. Gegen beide Urteile legte der Kläger Einspruch ein, und behauptete, die zitierten Passagen seien manipuliert. Über die Jahre legten weder der Kläger noch die Zeugen die vermeintlich unmanipulierte Chatkommunikation vor. Dennoch urteilte das Oberlandesgericht Frankfurt nun vollkommen anders als die Gerichte zuvor – und gab dem Kläger recht.

Allerdings befasste sich das Gericht gar nicht mit den Inhalten unserer Beweise. Stattdessen hatte es irritierend viele Fragen zur Quelle der Information. Weil wir die selbstverständlich nicht beantwortet haben, haben wir verloren. Begründung: Der Senat habe sich kein Bild machen können über „die Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit“ der Quelle und damit über die Authentizität der Chats. Nun sollen wir dem Kläger 25.000 Euro Schadenersatz plus Zinsen zahlen und die Gerichtskosten tragen. Das wären insgesamt mehr als 100.000 Euro. 

Taylor Swift im Februar 2025 bei den Grammy Awards in Los Angeles
Taylor Swift im Februar 2025 bei den Grammy Awards in Los Angeles (Foto: Sipa USA / Picture Alliance)

So geht’s auch
Ausgerechnet die Ukraine, die sich im Verteidigungskampf gegen Russland befindet, beschleunigt den Umstieg auf erneuerbare Energien. Das hat auch strategische Gründe: Die dezentrale Erzeugung von Solar- und Windenergie soll die Versorgungssicherheit erhöhen, denn Kraftwerke und zentrale Infrastruktur sind immer wieder Ziel der russischen Angriffe. 
taz.de 

Fundstück
Sind Affen wirklich die besseren Anleger? Das behauptete einst nicht nur Starinvestor Warren Buffett, sondern auch einige Experimente. Anlässlich der aktuellen Börsenentwicklung tauchen die Geschichten um die Börsenaffen gelegentlich in der Berichterstattung auf. Diese zwei (teils älteren) Artikel klären, was dahinter steckt. 
nau.ch / welt.de


Die Nichtregierungsorganisation Reporter ohne Grenzen (RSF) dokumentiert ein erschreckendes Ausmaß an Gewalt: Medienschaffende wurden geschlagen, zu Boden gestoßen, in die Genitalien getreten, mit Kaffeebechern, Eiern oder Pfefferspray attackiert. Weil sie ihrer Arbeit nachgingen.

66 der 89 Angriffe geschahen im Zusammenhang mit politischen Demonstrationen. Besonders auffällig: 38 Fälle allein auf Nahost-Demonstrationen in Berlin, 21 weitere aus dem verschwörungstheoretischen und rechtsextremen Spektrum.

Das ist eine alarmierende Entwicklung. Sie zeigt, wie gefährlich der öffentliche Raum für Journalisten geworden ist, auch in einer Demokratie.

Zahlreiche körperliche Angriffe ereigneten sich auf Nahost-Demonstrationen. Doch auch auf das Konto des verschwörungsideologischen und rechtsradikalen Milieus gingen viele Taten. Dabei dürfte die Dunkelziffer laut Reporter ohne Grenzen noch größer sein, denn nicht alle Betroffenen melden diese Fälle.

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Till Eckert, Sebastian Haupt und Jule Scharun.