Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters

Diese für Audio optimierte Kompaktfassung des täglichen Spotlight-Newsletters ist von einer KI-Stimme eingelesen und von Redakteuren erstellt und geprüft.

Autor Bild Anette Dowideit

Liebe Leserinnen und Leser, 

das Trinkwasser Zehntausender Menschen in der Region Niederrhein ist mit giftigen Chemikalien verschmutzt. Es geht um sogenannte Ewigkeitschemikalien (PFAS), die bereits vor Jahren ins Trinkwasser geraten sind. Wie es dazu kam und weshalb das für ganz Deutschland relevant ist, steht heute im Thema des Tages.  

Außerdem: Lebensmittel im Supermarkt günstiger, weil man ein Amazon-Abo hat? In den USA drängen die Tech-Riesen in die Grundversorgung. In „CORRECTIV ganz persönlich“ schreibt Samira Joy Frauwallner, weshalb auch wir uns darauf gefasst machen sollten.

In der Grafik des Tages: Innenminister Dobrindt wollte die AfD „wegregieren“. Wie sieht’s aus? 

Das heutige Lesergedicht stammt von Werner L.:

Weihnacht
Wenn weihnachtliche Atmosphäre
sich breit macht,
hoffe ich, es wäre
nicht nur einmal Heil´ge Nacht.

Diese Stimmung einzufangen
müsste man befähigt sein,
um dann jeden zu belangen
der zu einem Wunsch sagt „nein“.

Auch beim Wunsch nach stetem Frieden
erfüllt mich das Verlangen,
die, die abschlägig beschieden
unbarmherzig zu belangen.

Würden Sie auch gern Ihr politisches Weihnachtsgedicht im SPOTLIGHT lesen? Dann schicken Sie es mir gern: anette.dowideit@correctiv.org

Thema des Tages: Vergiftetes Trinkwasser

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Grafik des Tages: AfD wegregieren? So haben sich die Umfragewerte entwickelt

Dadurch wurde das Trinkwasser für rund 100.000 Menschen in der Region verseucht. Dem Betrieb wurde 2014 die Entsorgung der giftigen Löschmittel untersagt, doch offenbar ging es danach weiter.

Für unsere heute veröffentlichte Recherche hat Umweltreporter Michael Billig die Hintergründe dieses Skandals ausgegraben.

Grafik: Rose Mintzer-Sweeney, Collage: Ivo Mayr, Montage: Samira Frauwallner

Wer wusste davon?
Der Kreisverwaltung war die Einleitung der Löschmittel bekannt. Aber offenbar informierte sie nicht die fürs Trinkwasser zuständigen Stadtwerke. Sie betrachtete es als ausreichend, 2014 die Einleitung von Löschmitteln zu untersagen. Der Betrieb leitete aber offenbar weiter Chemikalien in die Kanalisation ein.

Die Stadtwerke stellten 2023 dann bedenklich hohe PFAS-Werte im Trinkwasser fest – wussten aber nicht, woran es lag. 

Darin liegt der zweite Skandal:
Die Behörden warnten die Bevölkerung erstmal nicht, weil die entscheidenden Informationen nicht zusammenkamen.

Die Folge: Bis heute sind die Menschen im Landkreis nicht ausreichend informiert, was sie da trinken.

Die örtlichen Stadtwerke haben Proben genommen, aber nicht veröffentlicht. CORRECTIV liegen die Ergebnisse vor. Sie zeigen, dass das Trinkwasser noch immer enorm stark mit PFAS belastet ist.

Warum betrifft das Thema das ganze Land?
Bis heute existiert kein gesetzlich festgelegter Grenzwert für PFAS im Trinkwasser  – was an sich schon bemerkenswert ist. Ab Januar wird es solche Grenzwerte geben.

Gabriele Krone-Schmalz in der Talkshow „Markus Lanz“ im Jahr 2022 – die Journalistin arbeitete zwischen 1987 und 1991 als Russland-Korrespondentin für die ARD
Gabriele Krone-Schmalz in der Talkshow „Markus Lanz“ im Jahr 2022 – die Journalistin arbeitete zwischen 1987 und 1991 als Russland-Korrespondentin für die ARD (Symbolbild: Teutopress / Picture Alliance)

Viele kommentieren das erstaunlich gelassen. Mich hingegen gruselt es. Und es erinnert mich an meine erste Begegnung mit dieser Art der Kundenbindung: In den 2010ern verbrachte ich einige Zeit in Arizona (USA). Nicht nur in den Großstädten, sondern selbst in den abgelegenen Grasslands hatte jeder Truckstore ein Loyalitätssystem. Also ein Abo-Modell, eine Mitgliedskarte. 

Stellen Sie sich vor: Draußen parkten die Rancher ihre staubigen Pick-ups im Schatten, meist mit Rind oder Pferd im Anhänger. Drinnen zückten sie dann an der Kasse ihre grell leuchtenden Mitgliedskarten. Einerseits die weiche, wilde Landschaft, die kernigen Rancher, die seit Generationen fast autark ihr Land verwalteten – und dann diese Form von Konsumbindung. Ich weiß bis heute, wie mich dieses Nebeneinander irritierte. Damals hielt ich das für „typisch Amerika“. Heute ist es überall angekommen.

Für mich ist das wie ein neongelber Warnpfeil: Tech-Unternehmen rücken immer weiter in Bereiche vor, die einmal klar getrennt waren. Ich bin 30 und erinnere mich noch an eine Zeit, als Supermarkt, Streamingdienst und Logistik nicht aus einem Guss stammten. 

Heute fassen die „Tech Bros“ durch die Abonnements, die wir abschließen, tief in unseren Alltag, in unsere Grundversorgung. Dabei sollten wir nicht vergessen: Unsere Abos bedeuten für Tech-Konzerne neben viel Geld vor allem eine fortlaufende Ernte unserer Nutzungsdaten. Ein Geschäftsmodell, zu dem wir beitragen.

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Till Eckert, Samira Joy Frauwallner, Sebastian Haupt und Jule Scharun.