
Diese für Audio optimierte Kompaktfassung des täglichen Spotlight-Newsletters ist von einer KI-Stimme eingelesen und von Redakteuren erstellt und geprüft.
Liebe Leserinnen und Leser,
das Trinkwasser Zehntausender Menschen in der Region Niederrhein ist mit giftigen Chemikalien verschmutzt. Es geht um sogenannte Ewigkeitschemikalien (PFAS), die bereits vor Jahren ins Trinkwasser geraten sind. Wie es dazu kam und weshalb das für ganz Deutschland relevant ist, steht heute im Thema des Tages.
Außerdem: Lebensmittel im Supermarkt günstiger, weil man ein Amazon-Abo hat? In den USA drängen die Tech-Riesen in die Grundversorgung. In „CORRECTIV ganz persönlich“ schreibt Samira Joy Frauwallner, weshalb auch wir uns darauf gefasst machen sollten.
In der Grafik des Tages: Innenminister Dobrindt wollte die AfD „wegregieren“. Wie sieht’s aus?
Das heutige Lesergedicht stammt von Werner L.:
Weihnacht
Wenn weihnachtliche Atmosphäre
sich breit macht,
hoffe ich, es wäre
nicht nur einmal Heil´ge Nacht.
Diese Stimmung einzufangen
müsste man befähigt sein,
um dann jeden zu belangen
der zu einem Wunsch sagt „nein“.
Auch beim Wunsch nach stetem Frieden
erfüllt mich das Verlangen,
die, die abschlägig beschieden
unbarmherzig zu belangen.
Würden Sie auch gern Ihr politisches Weihnachtsgedicht im SPOTLIGHT lesen? Dann schicken Sie es mir gern: anette.dowideit@correctiv.org.
Thema des Tages: Vergiftetes Trinkwasser
Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste
Faktencheck: Virales Tiktok-Video mit Gabriele Krone-Schmalz ist KI-generiert
CORRECTIV ganz persönlich: Warum mich Abo-Modelle beim Lebensmittelkauf gruseln
Grafik des Tages: AfD wegregieren? So haben sich die Umfragewerte entwickelt
Eine Recyclingfirma im Landkreis Viersen (NRW) hat abgelaufene Löschmittel in die Kanalisation entsorgt. Mitarbeitende sägten alte Feuerlöscher auf und kippten den giftigen Inhalt dann einfach ins Abwasser.
Dadurch wurde das Trinkwasser für rund 100.000 Menschen in der Region verseucht. Dem Betrieb wurde 2014 die Entsorgung der giftigen Löschmittel untersagt, doch offenbar ging es danach weiter.
Für unsere heute veröffentlichte Recherche hat Umweltreporter Michael Billig die Hintergründe dieses Skandals ausgegraben.

Wer wusste davon?
Der Kreisverwaltung war die Einleitung der Löschmittel bekannt. Aber offenbar informierte sie nicht die fürs Trinkwasser zuständigen Stadtwerke. Sie betrachtete es als ausreichend, 2014 die Einleitung von Löschmitteln zu untersagen. Der Betrieb leitete aber offenbar weiter Chemikalien in die Kanalisation ein.
Die Stadtwerke stellten 2023 dann bedenklich hohe PFAS-Werte im Trinkwasser fest – wussten aber nicht, woran es lag.
Darin liegt der zweite Skandal:
Die Behörden warnten die Bevölkerung erstmal nicht, weil die entscheidenden Informationen nicht zusammenkamen.
Die Folge: Bis heute sind die Menschen im Landkreis nicht ausreichend informiert, was sie da trinken.
Die örtlichen Stadtwerke haben Proben genommen, aber nicht veröffentlicht. CORRECTIV liegen die Ergebnisse vor. Sie zeigen, dass das Trinkwasser noch immer enorm stark mit PFAS belastet ist.
Warum betrifft das Thema das ganze Land?
Bis heute existiert kein gesetzlich festgelegter Grenzwert für PFAS im Trinkwasser – was an sich schon bemerkenswert ist. Ab Januar wird es solche Grenzwerte geben.
Es ist davon auszugehen, dass daraufhin vermehrt Fälle wie dieser ans Licht kommen – weil sich dann handfest nachweisen lässt, wenn PFAS-Belastung deutlich über den Grenzwerten liegt.
Politik-Beben in Gelsenkirchen: AfD-Stadtradt wird stellvertretender Oberbürgermeister
Erstmals hat ein AfD-Kandidat in einer westdeutschen Großstadt einen Stellvertreterposten als Bürgermeister bekommen. Norbert Emmerich (AfD) erhielt bei der Wahl drei Stimmen mehr, als seine Fraktion Sitze hat. Das heißt: Drei Ratsmitglieder aus anderen Fraktionen oder drei Einzelmandatsträger gaben dem AfD-Mann ihre Zustimmung. Unser lokales CORRECTIV-Team des SPOTLIGHT Gelsenkirchen hat die entscheidende Sitzung live verfolgt und hier die wichtigsten Infos zusammengefasst.
gelsenkirchen.correctiv.org
Europa einigt sich auf Klimaziele
Die Europäische Union hat sich auf ein neues Klimaziel für 2040 geeinigt. Demnach soll der Ausstoß von Treibhausgasen im Vergleich zu 1990 um 90 Prozent reduziert werden, der geplante CO2-Preis wird jedoch um ein Jahr nach hinten verschoben.
spiegel.de
Selenskyj offen für Neuwahlen trotz Krieg
Unter bestimmten Bedingungen kann sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Neuwahlen trotz Krieg im Land vorstellen. Zum einen müsse eine rechtliche Grundlage geschaffen und zum anderen die Sicherheit für eine Neuwahl gewährleistet werden. Zuvor hatte US-Präsident Donald Trump Neuwahlen in der Ukraine gefordert – etwa in diesem Interview.
tagesschau.de

Faktencheck

In einem Tiktok-Video kritisiert die Journalistin und Autorin Gabriele Krone-Schmalz, Russland sei vom verlässlichen Partner zum Feind erklärt worden. Zwar ist Krone-Schmalz für umstrittene Positionen bekannt, doch das Video ist KI-generiert. Ein Tiktok-Kanal verbreitet gleich mehrere solcher Fakes.
correctiv.org
Endlich verständlich
Die Grundsteuerreform ist verfassungskonform – zumindest das Bundesmodell, das vor dem Bundesfinanzhof verhandelt wurde. Worum es unter anderem ging: Ein Paar hatte geklagt, weil es zwei vergleichbare Wohnungen in Köln in etwa einem Kilometer Entfernung zueinander besitzt, aber darauf sehr unterschiedlich hohe Steuern zahlen muss. Der Grund besteht darin, dass die Immobilien in Zonen mit sehr unterschiedlichen Bodenrichtwerten liegen (einer Art Steuerpreis pro Quadratmeter). Für die Kläger aus Köln, die der Deutschlandfunk für diesen Beitrag besucht hat, verstößt das gegen die verfassungsmäßige Gleichbehandlung. Das Gericht urteilte jedoch: Solche pauschalen und typisierenden Berechnungsgrundlagen sind rechtens. Ähnlich entschied es in zwei weiteren Klagen von Immobilieneigentümern aus Sachsen und Berlin.
n-tv.de / deutschlandfunk.de (Audio)
So geht’s auch
In den Niederlanden bringt traditionell der Gehilfe des Nikolaus (Sinterklaas) Geschenke. Sein Name: der schwarzer Peter („zwarte Piet“). Das Problem: Auf den zugehörigen Paraden wurde er häufig in kompletter Blackface-Maskerade dargestellt – mit Afro-Perücke, knallroten Lippen und übertriebenem Akzent. Gegen diese rassistische Darstellung wehrte sich seit über einem Jahrzehnt eine Protestgruppe – und löste landesweit eine Debatte aus. Erfolgreich. Die Bewegung löst sich jetzt auf, weil sie ihr Ziel erreicht hat: In vielen Orten tritt der „zwarte Piet“ nun mit Ruß verschmiert auf, der durch den Schornstein gerutscht ist, oder auch mal als „Käse-Piet“.
europeancorrespondent.com
Fundstück
Die dunkle Jahreszeit bringt nicht nur Weihnachten, sondern für einige Menschen depressive Verstimmungen. Mit welchen Hausmitteln sich dem vorbeugen lässt, fasst Watson zusammen. Eine große Rolle dabei spielt passendes Licht, denn mangelndes Licht gilt als eine der Hauptursachen für Winterdepressionen. Auch Spazierengehen kann eine große Wirkung entfalten.
watson.de
Stellen Sie sich vor, Sie stehen im Supermarkt und der Preis Ihrer Milch hängt von Ihrem Abo bei einem Tech-Konzern ab. Dieser Gedanke kam mir, nachdem ich auf Linkedin den Beitrag einer Nutzerin gelesen habe: Sie zeigt, wie sie in den USA günstiger einkaufen könnte – wäre sie Mitglied bei (Amazon) Prime.
Viele kommentieren das erstaunlich gelassen. Mich hingegen gruselt es. Und es erinnert mich an meine erste Begegnung mit dieser Art der Kundenbindung: In den 2010ern verbrachte ich einige Zeit in Arizona (USA). Nicht nur in den Großstädten, sondern selbst in den abgelegenen Grasslands hatte jeder Truckstore ein Loyalitätssystem. Also ein Abo-Modell, eine Mitgliedskarte.
Stellen Sie sich vor: Draußen parkten die Rancher ihre staubigen Pick-ups im Schatten, meist mit Rind oder Pferd im Anhänger. Drinnen zückten sie dann an der Kasse ihre grell leuchtenden Mitgliedskarten. Einerseits die weiche, wilde Landschaft, die kernigen Rancher, die seit Generationen fast autark ihr Land verwalteten – und dann diese Form von Konsumbindung. Ich weiß bis heute, wie mich dieses Nebeneinander irritierte. Damals hielt ich das für „typisch Amerika“. Heute ist es überall angekommen.
Für mich ist das wie ein neongelber Warnpfeil: Tech-Unternehmen rücken immer weiter in Bereiche vor, die einmal klar getrennt waren. Ich bin 30 und erinnere mich noch an eine Zeit, als Supermarkt, Streamingdienst und Logistik nicht aus einem Guss stammten.
Heute fassen die „Tech Bros“ durch die Abonnements, die wir abschließen, tief in unseren Alltag, in unsere Grundversorgung. Dabei sollten wir nicht vergessen: Unsere Abos bedeuten für Tech-Konzerne neben viel Geld vor allem eine fortlaufende Ernte unserer Nutzungsdaten. Ein Geschäftsmodell, zu dem wir beitragen.
Hand aufs Herz: Wer kann behaupten, völlig außerhalb solcher Systeme zu leben? Wer kein einziges Abo bei einem großen Konzern hat, werfe den ersten Stein. Mich irritiert trotzdem, wie normal das für uns geworden ist.

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt sprach sich im Frühling deutlich gegen ein mögliches AfD-Verbot aus. Stattdessen müssten Extremisten mit guter Politik wegregiert werden. Der Blick auf die Zustimmungswerte der AfD zeigt: So einfach scheint das nicht zu sein. Im Bund hat die rechtsextreme Partei seit der letzten Bundestagswahl in Umfragen zugelegt, ebenso in zahlreichen Bundesländern.
Wichtig: Wahlumfragen sind keine Prognosen, sie unterliegen Trends und Schwankungsbreiten. Dennoch verdeutlicht die Grafik des Tages, dass die Hoffnung, einfach „etwas besser regieren“ würde den Extremismus schon zurückdrängen, zu optimistisch sein dürfte. Unter anderem, weil dieser Ansatz die grenzüberschreitende Dimension des Rechtsrucks ebenso unterschätzt wie die Macht extrem rechter Netzwerke, die wir von CORRECTIV versuchen, durch Recherchen sichtbar zu machen.
An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Till Eckert, Samira Joy Frauwallner, Sebastian Haupt und Jule Scharun.
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