Faktencheck

Angeblicher CNN-Bericht, dass Putin US-Waffen von der Ukraine beschlagnahmen wolle, ist manipuliert

Auf Facebook kursiert ein Bild, das einen TV-Bericht des US-Nachrichtensenders CNN zeigt. Zu sehen sind eine Moderatorin, der russische Präsident Wladimir Putin und ein Textfeld, in dem steht: „Putin zögert Invasion heraus, bis Biden Waffen in die Ukraine liefert, die Russland dann beschlagnahmen kann“. Das Bild ist jedoch manipuliert.

von Sarah Thust

wladimir putin ukraine krise
Der russische Präsident Wladimir Putin ließ im Februar Truppen an die Grenzen zur Ukraine verlegen (Symbolbild: Picture Alliance / Associated Press / Sergey Guneev)
Behauptung
CNN habe berichtet, Wladimir Putin wolle die Invasion in der Ukraine hinauszögern, bis US-Präsident Joe Biden Waffen an die Ukraine liefere, die Russland dann beschlagnahme.
Bewertung
Manipuliert. Der Beitrag stammt aus dem Jahr 2017. Es ging darin um die angebliche Einmischung Russlands in die US-Präsidentschaftswahl. Mit dem aktuellen Ukraine-Konflikt hat der Beitrag nichts zu tun und der Text im Bild wurde manipuliert.

Ein Bild, das eine Moderatorin und den russischen Präsidenten Wladimir Putin in einem angeblichen TV-Bericht zum aktuellen Ukraine-Konflikt zeigt, verbreitet sich international auf Facebook. Ein Nutzer fasst zusammen, was im Text auf dem Bild behauptet wird: „Putin bummelt bei der Invasion der Ukraine, weil Biden die Waffen noch nicht geliefert hat, die Putin gern beschlagnahmen würde.“ 

Hintergrund ist der seit 2013 schwelende Konflikt um Gebietsansprüche und wirtschaftliche Interessen in der Ukraine, die im Westen an die EU, im Osten an Russland angrenzt, der sich seit Januar 2022 wieder zuspitzt. Russland entsandte im Februar Truppen an die Grenze zur Ukraine. Seitdem wird international über eine vermeintlich bevorstehende militärische Invasion Russlands spekuliert. 

Doch wenn der Bericht echt ist, warum wird statt des CNN-Videos nur ein Screenshot auf Facebook verbreitet? Unsere Recherche zeigt: Das Bild wurde manipuliert. Der Bericht ist nicht aktuell. Er zeigt eine Sendung des US-Nachrichtensenders CNN aus dem Jahr 2017 im Zusammenhang mit der US-Präsidentschaftswahl. Der Text im Bild wurde ausgetauscht.

Standbild CNN Manipuliert
Auf Facebook kursiert dieses Standbild aus einem angeblichen CNN-Beitrag. Doch den TV-Beitrag gibt es in dieser Form nicht. Das Bild wurde manipuliert (Quelle: Facebook; Screenshot am 16. Februar: CORRECTIV.Faktencheck)

Das Bild zeigt einen TV-Beitrag aus dem Jahr 2017 und die Schlagzeile darauf ist laut CNN „frei erfunden“

Zunächst haben wir auf der CNN-Website nach dem Text im Bild gesucht: Die Suchworte „Putin to delay invasion“ führen allerdings zu keinem Bericht, der dem auf Facebook ähnelt. Eine Google-Suche nach einem Faktencheck zu diesem Bild liefert jedoch mehrere Treffer: Demnach wurde das Bild manipuliert.

Wie die US-Faktenchecker von „Check Your Fact“ berichten, ist auf dem Facebook-Bild die CNN-Moderatorin Kate Bolduan zu sehen. Bolduans Pressesprecher, Sydney Baldwin, bestätigte demnach, dass das auf Facebook geteilte Bild „eine frei erfundene Schlagzeile“ sei.

Putin sagte damals: „Lest es von meinen Lippen ab: Nein, wir haben uns nicht in die Wahl eingemischt“

Das bestätigt auch unsere Recherche: Die werktägliche Nachrichtensendung, aus der der Screenshot stammt, heißt „At This Hour“ (unten rechts im Bild zu sehen). Über die Faktenchecks anderer Redaktionen sind wir darauf gestoßen, dass es auf der CNN-Webseite einen Beitrag vom 30. März 2017 (hier) gibt, in dem die Moderatorin Kate Bolduan mit dem russischen Präsidenten spricht. Die beiden tragen dieselbe Kleidung wie auf dem auf Facebook verbreiteten Bild. Dort ist in dem weißen Textfeld aber etwas anderes zu lesen, als in den Facebook-Beiträgen. Aus dem Englischen übersetzt steht dort: „Putin: ‚Lest es von meinen Lippen ab: Nein‘, wir haben uns nicht in die Wahl eingemischt.“

cnn beitrag 2017 zeigt die moderatorin und putin
Das Original-Video von CNN beweist, dass es in dem Bericht nicht um die Ukraine geht – er ist auch nicht aktuell (Quelle vom 30. März 2017: CNN; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Es ging in dem Beitrag darum, dass Putin damals dementierte, Russland habe sich in die US-Präsidentschaftswahlen 2016 eingemischt. Der Screenshot wurde folglich manipuliert. Mit dem aktuellen Konflikt in der Ukraine hat der TV-Beitrag nichts zu tun. 

Übrigens: Der Beitrag kursierte vor allem am 12. Februar 2022, dem Tag, an dem Putin mit US-Präsident Joe Biden telefonierte. Einen Tag zuvor hatte die CIA in den USA vor einem möglicherweise baldigen russischen Angriff in der Ukraine gewarnt. Laut Medienberichten warf der russische Außenminister Sergej Lawrow den USA daraufhin eine „Propagandakampagne“ gegen Russland vor. 

Redigatur: Steffen Kutzner, Uschi Jonas

Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:

  • CNN-Beitrag vom 30. März 2017: Link
  • Chronik des Ukraine-Konflikts von der Landeszentrale für politische Bildung  Baden-Württemberg: Link
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