Irreführender Kamerawinkel: Ukrainischer ESC-Gewinner Oleh Psiuk zeigte keinen Hitlergruß
In Sozialen Netzwerken kursieren Bilder und Videos, die angeblich belegen, dass der ukrainische Sänger Oleh Psiuk beim Eurovision Song Contest einen Hitlergruß zeigte. Doch auf den Originalaufnahmen des ESC erkennt man, dass Psiuks Finger gespreizt waren, als er seine Hand hob.
In Sozialen Netzwerken kursiert die Behauptung, ein Mitglied der ukrainischen Band Kalush Orchestra habe beim Eurovision Song Contest (ESC) vor laufender Kamera den Hitlergruß gezeigt. Als vermeintlicher Beleg werden ein Video beziehungsweise ein Standbild aus einem Video geteilt. Allein ein Beitrag auf Telegram wurde mehr als 170.000 Mal gesehen (Stand: 17. Mai). In den Beiträgen sieht man den ukrainischen Sänger Oleh Psiuk, dessen Band den Wettbewerb am 15. Mai gewann.
Kein Hitlergruß: Vollständige Aufzeichnung zeigt, dass Oleh Psiuks Finger gespreizt waren
Die vollständige Aufzeichnung des ESC ist auf Youtube zu finden. Die Szene, die in Sozialen Medien kursiert, ist ab Minute 4:04:18 zu sehen. Der Sänger verlässt die Bühne nach der Auszeichnung und hält die Trophäe in der linken Hand. Die rechte Hand hebt er zum Gruß – mit gespreizten Fingern. Als Psiuk an der Kamera vorbeiläuft, ändert sich die Perspektive: Von hinten sieht es so aus, als wären seine Finger wie beim Hitlergruß geschlossen. Auf einem Bild aus dem Publikum, das ein Nutzer auf Twitter veröffentlichte, sind die gespreizten Finger Psiuks ebenfalls deutlich zu erkennen.
Manche der kursierenden Beiträge sind so manipuliert, dass sie die gespreizten Finger nicht zeigen. Ein Video auf Telegram etwa fängt erst ab dem Moment an, als die Kamera Psiuk von hinten zeigt – die Szene mit den gespreizten Fingern wurde ausgelassen. Eine andere Version des Videos zeigt hingegen schon, wie Psiuk seine Hand hebt, dabei sind allerdings der obere Bildrand und damit die Finger des Sängers abgeschnitten. Dadurch ist die Geste erst dann zu sehen, als sie wie ein Hitlergruß aussieht.
Redigatur: Matthias Bau, Alice Echtermann