Ja, The Weather Channel-Gründer Coleman leugnete den Klimawandel
In Sozialen Netzwerken kursiert ein CNN-Interview mit dem Gründer des Wetterkanals The Weather Channel. Er leugnet darin den menschengemachten Klimawandel. Das Video ist neun Jahre alt, aber echt. Allerdings fehlt dem Ausschnitt wesentlicher Kontext – und die globale Erwärmung und der menschengemachte Klimawandel sind wissenschaftlich belegt.
Ausgerechnet John Coleman, Mitgründer des US-Wetterkanals The Weather Channel, soll die globale Erderwärmung als Lüge entlarvt haben. Ein Video dazu zeigt einen Ausschnitt aus einem CNN-Interview und wird seit Jahren immer wieder verbreitet. Nun werden die Behauptung und das Video erneut auf Tiktok und Telegram verbreitet.
Das Video ist echt, auch wenn es mehrere Jahre alt ist. Doch in der Version, die in Sozialen Netzwerken kursiert, wurden wesentliche Details weggeschnitten: Im CNN-Beitrag ging es nicht darum, ob es eine globale Erwärmung gibt oder nicht, sondern darum, dass sich der US-Kanal The Weather Channel von seinem Gründer distanzierte – wegen seiner Leugnung des Klimawandels. Denn damit widerspricht Coleman dem aktuellen Forschungsstand der Wissenschaft.
Wettermann stand in der Kritik, CNN-Beitrag drehte sich um einen Streit mit dem Kanal The Weather Channel
John Coleman war tatsächlich einer der Gründer von The Weather Channel, er starb im Januar 2018. Das Video, das in Sozialen Netzwerken geteilt wird, ist fast neun Jahre alt. CNN veröffentlichte das Original-Video und eine Abschrift der Sendung im November 2014.
Das Original-Video ist über neun Minuten lang und damit deutlich länger als der in Sozialen Netzwerken verbreitete Ausschnitt. In der originalen Langversion erklärt Moderator Brian Shelter, dass Coleman im Oktober 2014 in einem offenen Brief den Klimawandel geleugnet und The Weather Channel sich von dieser Ansicht distanziert habe – laut der Nachrichtenseite Media Matters veröffentlichte der Sender kurz nach dem offenen Brief ein Positionspapier auf seiner Webseite, das mittlerweile nur noch archiviert abrufbar ist. Deswegen habe man Coleman und den damaligen CEO des Wetterkanals, David Kenny zur Sendung eingeladen. Der CNN-Moderator widerspricht Colemans Darstellung und sagt: „Die Wissenschaft ist sich einig, dass er (der Klimawandel, Anm. d. Red.) echt ist“ (Minute 1:00 im Originalvideo).
Im Anschluss erklärt Coleman unter anderem, es gebe keine signifikante, menschengemachte Erderwärmung (Minute 2:19). The Weather Channel-CEO Kenny distanziert sich anschließend in seinem Statement ebenfalls von Coleman: „Die Wissenschaft ist da wirklich klar. Und ich mag es nicht, wenn unsere Marke mit etwas in Verbindung gebracht wird, das nicht wissenschaftlich fundiert ist“ (Minute 7:55).
Dass der Klimawandel menschengemacht ist, ist wissenschaftlich belegt
Colemans Aussagen, es gebe gar keinen oder keinen menschengemachten Klimawandel, sind inhaltlich falsch. Wir haben solche und ähnliche Aussagen schon mehrmals überprüft und kamen etwa im Dezember 2022 in einem Faktencheck zu dem Schluss: Die Tatsache, dass die globale Erwärmung der vergangenen Jahrzehnte nicht natürlich ist, sondern menschengemacht, gilt als wissenschaftlich belegt.
Climate Feedback, ein weltweites Netzwerk aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, hat schon 2019 anlässlich des Coleman-Videos in einem Faktencheck den Forschungsstand zusammengefasst. Entgegen Colemans Behauptungen gebe es „eindeutige Beweise für die Existenz des Klimawandels“, heißt es.
Das Netzwerk beruft sich unter anderem auf ein Forschungspapier (PDF) des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), einer von den Vereinten Nationen ins Leben gerufenen Institution, die regelmäßig den Forschungsstand zum Thema zusammenfasst. Darin steht: „Es ist sehr wahrscheinlich, dass der menschliche Einfluss die Hauptursache für die beobachtete Erwärmung seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist.“ Auch im aktuellen IPCC-Bericht (PDF) wird der Klimawandel als „menschengemacht“ bezeichnet.
Einen Überblick mit allen Faktenchecks von uns zum Thema Klima finden Sie hier.
Redigatur: Matthias Bau, Uschi Jonas