Faktencheck

Nein, diesem Klimaaktivisten soll nicht die Hand amputiert werden

Angeblich sagten Ärzte einem Klimaaktivisten, der sich an eine Straße geklebt hatte, die Hand müsse wahrscheinlich amputiert werden. Das ist frei erfunden. Der Mann hat den Asphalt nach eigenen Angaben mit Öl und Wasser abbekommen.

von Steffen Kutzner

letzte-generation-klimakleber-mainz-hand
Anders als auf Twitter behauptet, konnte der Klimaaktivist seine Hand selbst befreien; es gab keine Notwendigkeit, die Hand zu amputieren (Quelle: Twitter; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Straßenbauer hätten einen Klimaaktivisten befreien müssen, ein Stück des Steins sei noch an seiner Hand. Ärzte sagten, die Wahrscheinlichkeit sei hoch, dass sie amputiert werden müsse.
Bewertung
Teilweise falsch
Über diese Bewertung
Teilweise falsch. Es stimmt, dass ein Aktivist von Bauarbeitern befreit werden musste. Er war aber danach laut eigenen Angaben weder im Krankenhaus noch in ärztlicher Behandlung. Seine Hand habe er selbst vom kleben gebliebenen Asphalt befreit.

In einem Twitter-Beitrag behauptet ein Nutzer, einem Klimaaktivisten müsse laut Ärzten wahrscheinlich die Hand amputiert werden, nachdem er sich an einer Straße festgeklebt hatte und sich der Asphalt angeblich nicht mehr lösen ließe. Dazu werden zwei Fotos als Beleg gezeigt. Der Mann auf dem Bild ist tatsächlich Klimaaktivist und wurde mit Bauwerkzeug von einer Brücke gelöst, aber die Behauptung, seine Hand müsse amputiert werden, ist frei erfunden.

Eine Google-Suche führt zu mehreren Medienberichten über einen Klimaaktivisten der Letzten Generation, der mitsamt Asphalt von der Straße gelöst werden musste. Er hat laut den Berichten seine Hand am 9. Dezember auf die Alicenbrücke in Mainz geklebt. 

In diesem Twitter-Beitrag wird behauptet, dass Ärzte sagten, dem Klimaaktivisten müsse wahrscheinlich die Hand amputiert werden. Doch die Behauptung ist frei erfunden. (Quelle: Twitter; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Die Letzte Generation ist ein Bündnis von Klimaaktivistinnen und -aktivisten, die nach eigenen Angaben durch zivilen Widerstand „den Kollaps unserer Gesellschaft“ aufhalten will. Sie führen häufig Klebeaktionen und Straßenblockaden durch. 

Aktivist war nicht in ärztlicher Behandlung: Amputation stand nie zur Debatte

Wir haben bei der Pressestelle der Letzten Generation nachgefragt, ob man uns bestätigen kann, was auf Twitter behauptet wird. Dort schrieb man per E-Mail, dass die Fotos echt seien. Sie zeigten Raúl S., der sich mit einer Mischung aus Sekundenkleber und Sand festgeklebt habe und mit einem Presslufthammer befreit worden sei. Seine Hand sei aber nicht verletzt und „musste selbstverständlich nicht amputiert werden“. Für diesen Bericht haben wir den Namen des Mannes abgekürzt.

Wir haben per Videoanruf mit dem Aktivisten gesprochen. Er erklärte, dass er an dem Tag zwar mit Sanitätern vor Ort gesprochen habe, die ihn ins Krankenhaus bringen wollten. Dies habe er jedoch abgelehnt. Er habe Erfahrung mit dem spezifischen Kleber-Gemisch und wisse, dass man es mit Öl und Wasser binnen einer halben Stunde rückstandslos entfernen könne. 

Laut eigener Angabe war der Mann danach auch nicht in ärztlicher Behandlung. Die Behauptung, seine Hand müsse laut Ärzten wahrscheinlich amputiert werden, ist folglich erfunden.

Redigatur: Kimberly Nicolaus, Gabriele Scherndl