Gefälschter Artikel wirbt mit Jan Josef Liefers’ Namen für Bitcoin-Software
Eine Facebook-Seite wirbt wochenlang mit dem Namen Jan Josef Liefers für ein dubioses Bitcoin-Programm. Sie verlinkt einen gefälschten Bericht der Tagesschau über eine angebliche Klage gegen Liefers. Was steckt dahinter?
Ein Profil namens Trending Games wirbt auf Facebook für einen Artikel über den Tatort-Schauspieler Jan Josef Liefers. In dem Beitrag heißt es: „Liefers Auftritt im deutschen Fernsehen endete gestern Abend in einer Tragödie“. In der Linkvorschau ist von einem „Verlust für Deutschland“ die Rede.
Aus der Werbebibliothek (Stand 17. November 2023) von Facebook geht hervor, dass der Beitrag zwischen 19. Oktober und 14. November 2023 als Anzeige geschaltet wurde. Laut der dort angegebenen Schätzung erreichte er mehr als 1,6 Millionen Konten in Deutschland. Was steckt dahinter?
Nein, die Deutsche Bundesbank hat Jan Josef Liefers nicht wegen Äußerung über Bitcoin-Software verklagt
Der Link im Facebook-Beitrag führt zu einem Artikel, der aussieht, als sei er von der Tagesschau. Darin geht es aber nicht um einen „Verlust für Deutschland“. Sondern um Bitcoins. Liefers habe Moderatorin Maybrit Illner live im Fernsehen erzählt, wie er mit dem Programm Bitcoineer reich geworden sei, steht in dem Text. Daraufhin habe ihn die Deutsche Bundesbank verklagt.
Der Artikel ist eine Fälschung: Er steht auf einer Webseite mit der Adresse Arenalines, nicht auf tagesschau.de. Eine Google-Suche bestätigt: Es gibt keine Medienberichte über eine solche Klage – auch nicht auf der Website der Tagesschau.
Die Bilder in dem Fake-Artikel sind zudem nicht aktuell. Im Hintergrund ist „#allesdichtmachen“ zu lesen. Eine gezielte Stichwortsuche ergibt, dass sie aus der Talkshow vom 29. April 2021 stammen. Liefers sprach in der Sendung über seine Aussagen zur Aktion #allesdichtmachen, der sich einige deutsche Schauspielerinnen und Schauspieler angeschlossen hatten und die sich gegen die damaligen Corona-Maßnahmen richtete. Um Investments oder Finanzprodukte ging es in der Sendung nicht.
Urheber solcher Seiten sind in der Regel schwer festzustellen – in diesem Fall steckt Phishing dahinter
Für gewerblich genutzte Seiten ist in Deutschland ein Impressum gesetzlich vorgeschrieben, in dem der Kontakt und die Postadresse eines Verantwortlichen angegeben ist.
Die Facebook-Seite Trending Games, die für den gefälschten Artikel warb, listet Kontaktdaten und eine Adresse in den USA auf. Auf unsere Anfragen per Mail und auf Anrufe erhielten wir keine Antwort. Auf Google Maps sieht man an der Adresse in Orlando kleine Häuser, aber kein Bürogebäude.
Auf der Fake-Webseite mit dem Artikel über Jan Josef Liefers’ angeblichen Finanztipp fehlen Impressum und Kontaktdaten. Auch der Link zur App Bitcoineer führt zu einer Seite ohne Impressum. Dort wird man aufgefordert, persönliche Daten einzugeben.
Pressesprecherin Thalissa-Jennifer Klaps vom Verein Deutschland sicher im Netz schreibt auf Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck: Die Seite sei eine Phishing-Webseite, die vor allem auf Facebook und X beworben werde. Es gebe identische Artikel über andere Prominente.
Die Software Bitcoineer existiere – jedoch seien „keine klaren Informationen über die Eigentümer oder Entwickler“ bekannt. Es gebe „keine Garantie für die Richtigkeit oder Zuverlässigkeit der Handelsergebnisse“. Die unabhängige Informationsplattform Watchlist Internet warnt vor Bitcoineer und bezeichnet den Dienst als Finanzbetrug.
Website veröffentlicht öfter gefälschte News-Artikel über Promis, die angeblich für ein Finanzprodukt warben
Dass die Seite Arenalines gefälschte Medienberichte über Bitcoineer veröffentlicht, haben wir bereits in einem anderen Faktencheck berichtet. Sie veröffentlicht in mehreren Sprachen gefälschte News-Berichte, darunter auch Fälschungen von Medien aus Brasilien oder Polen.
In dem Fall, den wir im Oktober prüften, wurde der Name der Talkshow-Moderatorin Anne Will für einen ähnlichen Tagesschau-Fake genutzt.
Immer wieder tauchen angebliche Artikel auf, in denen für dubiose Finanzprodukte geworben wird. Die deutsche Nachrichtenagentur DPA berichtete über mehrere Fälle: Mal hieß es, die Deutsche Bundesbank habe Barbara Schöneberger verklagt. Mal ging es um angebliche Festnahmen von Markus Lanz oder Hape Kerkeling.
Laut einer Recherche von Zapp wurden durch Betrugsmaschen wie diese bereits hunderte Millionen Euro gestohlen, Ermittlungsbehörden schätzen einen Schaden in Milliardenhöhe.
Transparenzhinweis: CORRECTIV ist seit 2017 in einer Kooperation mit dem Facebook-Konzern Meta, um Desinformation auf dem Sozialen Netzwerk zu bekämpfen. Mehr Informationen zu der Kooperation erhalten Sie hier.
Redigatur: Max Bernhard, Gabriele Scherndl