Faktencheck

Nein, Anne Will hat nicht für dubioses Investment in ihrer Sendung geworben

Hat die Deutsche Bundesbank Talkshow-Moderatorin Anne Will verklagt, weil sie in ihrer Sendung für eine Bitcoin-Software warb? Das suggeriert angeblich ein Artikel der Tagesschau – doch der ist gefälscht.

von Sarah Thust

anne-will-archivfoto
Eine gefälschte Tagesschau-Seite verbreitet die Falschbehauptung, die Talkshow-Moderatorin Anne Will habe in ihrer Sendung für ein Finanzprodukt geworben (Symbolbild: Herbert Knosowski / Picture Alliance / Associated Press)
Behauptung
Die Tagesschau habe einen Artikel mit der Überschrift veröffentlicht: „Die Deutsche Bundesbank verklagt Anne Will wegen ihrer Äußerungen im Live-TV“.
Bewertung
Manipuliert. Der Bericht wurde auf einer gefälschten Internetseite veröffentlicht, die nichts mit der Tagesschau zu tun hat und auf ein Finanzprodukt verlinkt.

Über den Chatbot von CORRECTIV.Faktencheck können Menschen Hinweise einreichen – und genau dort erreichte uns im Oktober mehrfach der Link zu einer Internetseite. Sie imitiert die Webseite der Tagesschau und wirbt mit dem Namen von Talkshow-Moderatorin Anne Will für eine Bitcoin-Software. Der Link wurde laut Analysetool Crowdtangle am 12. Oktober 2023 auf Facebook geteilt.

In dem Artikel mit dem Tagesschau-Logo heißt es: Die Deutsche Bundesbank habe Anne Will verklagt, nachdem sie Robert Habeck in der Sendung von einer Bitcoin-Software erzählt habe. „Daraufhin rief die Deutsche Bundesbank die Sendung an. Sie forderte, die Live-Übertragung zu stoppen und zurückzuziehen, weil sie Angst hatte“, heißt es im Text.

Verantwortlich für die Inhalte von Tagesschau.de ist der NDR. Eine Pressesprecherin schrieb uns am 26. Oktober: „Bei diesem Artikel handelt es sich nicht um einen tagesschau.de-Artikel. […] Derartige Seiten melden wir dem Justitiariat, da es sich bei der Verwendung des Tagesschau-Logos um eine Markenrechtsverletzung handelt. Allerdings sind die Urheber besagter Seiten in der Regel nur schwer festzustellen.“

So unterscheidet sich Tagesschau.de von der gefälschten Webseite

Woran sich die Fälschung erkennen lässt, fasste uns die Sprecherin kurz zusammen: Die Schriftarten stimmen nicht mit denen bei Tagesschau.de überein. Auch im Layout gibt es Unterschiede – so findet sich über dem Titelbild keine zusätzliche Überschrift, sondern eine Navigationsleiste, die Lesezeit wird bei Tagesschau.de nicht angegeben und es gibt auch keine Bannerwerbung auf der Seite.

Wir haben hier einige Unterschiede hervorgehoben, die sich erkennen lassen: links die Fälschung und rechts die echte Tagesschau-Webseite.

Links die gefälschte Seite mit einer anderen Schriftart, der Dachzeile über dem Foto und einer Angabe der Lesezeit. Rechts die echte Tagesschau-Seite mit Navigationsleiste über dem Foto, einer Dachzeile unter dem Foto und einer Datumsangabe.
Links die gefälschte Seite mit einer anderen Schriftart, der Dachzeile über dem Foto und einer Angabe der Lesezeit. Rechts die echte Tagesschau-Seite mit Navigationsleiste über dem Foto, einer Dachzeile unter dem Foto und einer Datumsangabe. (Collage, Screenshots und Markierungen: CORRECTIV.Faktencheck)

Webseite ahmt Tagesschau-Layout nach und imitiert auch Medien aus anderen Ländern

Was die Webseite ebenfalls als Fälschung enttarnt: Sie beginnt mit einer völlig anderen Adresse als Tagesschau.de – sie lautet arenalines.com. Sie hat zudem weitere Unterseiten, die zu ähnlichen Artikeln zum Beispiel über einen polnischen Journalisten oder einen Moderator aus Brasilien führen.

Immer wieder tauchen auf dubiosen Internetseiten Artikel auf, in denen für Finanzprodukte geworben wird. Die deutsche Nachrichtenagentur DPA berichtete über mehrere Fälle: Mal hieß es, die Deutsche Bundesbank habe Barbara Schöneberger verklagt. Mal ging es um angebliche Festnahmen von Markus Lanz oder Hape Kerkeling.

Die Seiten haben kein Impressum – ein Hinweis, dass sie nicht vertrauenswürdig sind

Für gewerblich genutzte Seiten ist in Deutschland ein Impressum gesetzlich vorgeschrieben, in dem der Kontakt und die Postadresse eines Verantwortlichen angegeben ist. Solche Angaben fehlen auf der Fake-Webseite. Auch der Link zur Bitcoin-Software in dem Artikel über Anne Will führt zu einer Seite ohne Impressum. Dort wird man aufgefordert, persönliche Daten einzugeben. 

Laut einer Recherche von Zapp wurden durch Betrugsmaschen wie diese bereits hunderte Millionen Euro gestohlen, Ermittlungsbehörden schätzen einen Schaden in Milliardenhöhe.

Transparenzhinweis: CORRECTIV ist seit 2017 in einer Kooperation mit dem Facebook-Konzern Meta, um Desinformation auf dem Sozialen Netzwerk zu bekämpfen. Mehr Informationen zu der Kooperation erhalten Sie hier.

Redigatur: Max Bernhard, Steffen Kutzner