Allianz-Chef verteidigt fossile Investitionen des Tochterunternehmens PIMCO
Während der heutigen digitalen Hauptversammlung der Allianz stellte die Nichtregierungsorganisation Urgewald Fragen zu den CORRECTIV-Berichten von Anfang der Woche. Vorstandsvorsitzender der Allianz, Oliver Bäte, reagierte auf die Vorwürfe: „Wir können Kundenmandate nicht ablehnen, nur weil sie unseren Vorstellungen nicht entsprechen“.
PIMCO, einer der größten Vermögensverwalter der Welt und Tochterunternehmen der Allianz, bietet Kunden Investitionen in fossile Unternehmen an, obwohl sich die Konzernmutter als Klimaschutz-Vorreiter darstellt. Oliver Bäte, Vorstandsvorsitzender der Allianz, sagte dazu, dass man „Kunden den eigenen Willen nicht aufzwingen kann“ – das sei in den USA sogar strafbar. Investoren aus dem Republikaner-nahen Lager boykottierten zuletzt Vermögensverwalter, die sich Ausschlusskriterien für Kohle, Öl und Gas auferlegen. Der Vorstandschef mahnte außerdem: „Man muss sehr aufpassen mit dem Thema ‘Am deutschen Wesen soll die Welt genesen’.“
Kohle-Deals in Höhe von 12,2 Milliarden USD
Wenn der Vermögensverwalter PIMCO Versicherungsprämien der Allianz auf dem Finanzmarkt anlegt, gibt es vergleichsweise strenge Vorgaben für Investments in fossile Energieträger. Anders ist das bei Drittkunden, wie Pensionsfonds oder Zentralbanken, die PIMCO ihr Vermögen anvertrauen: Diese Gelder kann PIMCO weiterhin uneingeschränkt in Kohle-, Öl-, oder Gasunternehmen investieren.
CORRECTIV hatte am Dienstag darüber berichtet, wie stark der Vermögensverwalter mit Investments in fossile Unternehmen die Klimakrise befeuert. So waren PIMCO und ein weiterer Vermögensverwalter der Allianz im vergangenen Jahr an Kohle-Deals in Höhe von mindestens 12,2 Milliarden US-Dollar beteiligt, zeigt eine Auswertung von Reclaim Finance, einer französischen Nichtregierungsorganisation.
Allianz: „Flüssiggas spielt eine wichtige Rolle“
Auf der Hauptversammlung äußerte sich Allianz-Chef Bäte auf Nachfrage von Tilman Massa vom Dachverband kritischer Aktionäre auch zur Versicherung von Infrastruktur, über die russisches Gas nach Europa gelangt. Am Montag hatte CORRECTIV diese Versicherungen öffentlich gemacht.
„Europa kommt gerade aus einer der größten Energiekrisen seiner Geschichte“, rechtfertigt Klaus-Peter Röhler, Vorstandsmitglied der Allianz, das Engagement des Konzerns. „Flüssiggas spielt da eine wichtige Rolle, deswegen ist ein sofortiger Austritt gar nicht möglich.“ Die Allianz prüfe außerdem jedes neue Geschäft auf Nachhaltigkeitsfaktoren und darauf, ob es Verbindungen nach Russland gäbe, „die berücksichtigt werden müssten“. Aus der direkten Geschäftstätigkeit in Russland habe sich die Allianz bereits zurückgezogen.
Auch zwei LNG-Terminals in US-Bundesstaaten Louisiana und Washington versichert die Allianz aktuell, zeigt eine im Februar veröffentlichte CORRECTIV-Recherche. Versicherungen von neuen Öl- und Gasfeldern schließt der Konzern seit 2023 allerdings aus.