Geplanter Windpark: Nur ein kleiner Teil des Reinhardswalds soll weichen
Aktuell heißt es in Sozialen Netzwerken, der Reinhardswald in Hessen werde für den Bau von Windrädern „geopfert“. Tatsächlich werden dafür aber nur 0,15 Prozent der Fläche des Waldes freigegeben.
Für einen „wahnsinnige Ideologie, für Macht, für Geld“ werde der Reinhardswald geopfert, heißt es aktuell etwa in einem X-Beitrag, der über 200.000 Nutzerinnen und Nutzer erreichte. „Ganze Wälder abgeholzt, den Reinhardswald niedergemäht“, schreibt ein anderer X-Nutzer. Auch AfD-Vertreterinnen griffen das Narrativ auf, so teilte etwa Nadine Hoffmann, Landtagsabgeordnete in Thüringen, einen derartigen Beitrag. Auch AfD-Chefin Alice Weidel sagte kürzlich im ZDF-Interview, der Reinhardswald werde „abgeholzt“.
Behauptungen wie diese halten sich seit Jahren hartnäckig – doch was ist dran an der angeblichen Abholzung des Reinhardswaldes?
Windkraft-Ausbau im hessischen Reinhardswald beansprucht 0,15 Prozent der Waldfläche
Es ist nicht geplant, den gesamten Reinhardswald abzuholzen. Es wurde lediglich eine sehr geringe Fläche für den Bau von 18 Windkraftanlagen freigegeben, wie wir auch schon 2024 berichteten. Sie werden etwa 0,15 Prozent der Fläche des 20.000 Hektar großen Waldes beanspruchen. Wann sie tatsächlich gebaut werden, ist jedoch unklar, wie es auf der Webseite des Naturparks Reinhardswald heißt: „Klagen sind bereits anhängig, sodass der tatsächliche Bau noch nicht absehbar ist.“
Der Pressesprecher des Kasseler Regierungspräsidiums, Hendrik Kalvelage, schrieb uns am 30. Januar 2025, dass an den „Aufstellflächen der Windenergieanlagen sowie an der Zuwegung“ bereits Bautätigkeiten stattgefunden haben. Der Verwaltungsgerichtshof habe teilweise verfügt, die Arbeiten vorübergehend einzustellen.
Wie wir bereits 2018 berichteten, waren an der Entscheidung für die Windradflächen nicht nur die Grünen, sondern auch CDU und die SPD beteiligt. Die Genehmigung für den Bau der Anlagen erteilte das Regierungspräsidium Kassel.
Regierungssprecher Kalvelage schrieb uns für einen früheren Faktencheck, dass überwiegend Flächen zum Bau ausgewählt wurden, auf denen Nadelholzbäume stünden, die forstwirtschaftlich genutzt würden oder die durch Sturmschäden oder Borkenkäfer geschädigt seien.
Redigatur: Gabriele Scherndl, Uschi Jonas