Video über angeblichen Minenkauf von Selenskyj ist ein Fake
Auf X und Telegram kursiert ein angeblicher Videobericht eines südafrikanischen Senders, wonach Selenskyj für 1,6 Milliarden Dollar eine dortige Platinmine gekauft habe. Doch die Geschichte stimmt nicht, das Video ist gefälscht.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj soll – so heißt es online in Beiträgen auf Deutsch, Russisch, Englisch und Niederländisch – eine Mehrheitsbeteiligung an einem der größten Platinbergbau-Unternehmen in Südafrika gekauft haben. Der Kaufpreis für die Anteile an der Northam Platinum LTD habe 1,6 Milliarden US-Dollar betragen. Geteilt wird dazu ein Video, das von dem südafrikanischen Sender SABC News stammen soll. Auch die für russische Propaganda bekannte Influencerin Alina Lipp veröffentlichte das Video auf Telegram und erreichte dort über 40.000 Aufrufe.
Grund für den Kauf Selenskyjs soll das Mineralabkommen zwischen den USA und der Ukraine sein, das eigentlich am 28. Februar 2025 hätte unterschrieben werden sollen, dann aber aufgrund eines Eklats im Weißen Haus scheiterte. Die US-Regierung fordert für ihre militärische Unterstützung unter anderem Zugang zu Rohstoffvorkommen der Ukraine. Aktuell verhandeln beide Seiten erneut.
Doch hat Selenskyj zeitgleich ein Bergbauunternehmen in Südafrika gekauft?

Video über Selenskyjs Kauf der Platinmine in Südafrika ist gefälscht
Nein, das Video in Sozialen Netzwerken ist gefälscht. Der Sender SABC News distanzierte sich davon auf X und bezeichnete es als „Fake News“. Auch auf der Webseite und auf anderen Kanälen des Senders findet sich kein solcher Bericht (Facebook, Instagram, Youtube, Tiktok).
Das Bergbauunternehmen Northam Platinum LTD erklärte gegenüber den Faktencheck-Redaktionen von Lead Stories und Politi Fact, dass die Behauptungen falsch seien und es keinen Kauf durch Selenskyj gegeben habe. Im Video heißt es, Selenskyj habe über drei Holding-Unternehmen 51 Prozent der Anteile erworben. Doch die drei genannten Unternehmen tauchen in einer Liste der größten Shareholder nicht auf. Northam Platinum bestätigte gegenüber Lead Stories, dass die Beteiligung des Unternehmens gleich geblieben sei.

Video offenbar Teil der russischen Desinformationskampagne „Storm-1516“
Ab Sekunde 14 ist im Video ein Bericht über den angeblichen Kauf der Nachrichtenseite „News Day“ aus Simbabwe zu sehen – mittlerweile ist der Artikel nicht mehr online, zwischenzeitlich war er aber auf der Seite. Auffällig ist: Der Artikel erschien in der dafür unüblichen Kategorie „Meinung & Analyse“ und nennt keine Quellen. Laut der Faktencheck-Redaktion Lead Stories spricht einiges dafür, dass der Artikel im Video sowie die gesamte Audiospur des Videos mit einer KI erstellt wurde.
Ab Minute Eins im Video spricht der Sender SABC News angeblich mit einem Arbeiter von Northam Platinum, der behauptet, dass Selenskyj das Unternehmen gekauft habe. Das Interview von SABC News hat es aber – wie oben beschrieben – nie gegeben.
Dieses Vorgehen erinnert an die russische Desinformationskampagne „Storm-1516“. Wie wir im Januar berichteten, ist es ein Merkmal der Kampagne, Artikel in etablierten Medien zu platzieren – in diesem Fall bei „News Day“ – und teilweise dafür zu bezahlen. Die Artikel sollen die Glaubwürdigkeit der gefälschten Videos erhöhen. Ähnlich ging die Kampagne bei einem Fake-Artikel über ein Migrationsabkommen Deutschlands mit Kenia vor. Ein weiteres Muster der Kampagne: Deepfakes oder Fake-Interviews mit Personen, die die Behauptungen stützen sollen – in diesem Fall der angebliche Arbeiter aus der Mine.
Neben den gestalterischen Ähnlichkeiten gibt es einen weiteren Hinweis auf die Desinformationskampagne Storm-1516: Das Online-Rechercheprojekt Gnida schreibt uns, das Video sei zuerst von einem Profil verbreitet worden, das schon in der Vergangenheit mehrfach Inhalte der Kampagne geteilt hat. Auch andere Influencer mit Verbindungen zu „Storm-1516“ hätten das Video auf X und Telegram verbreitet.
Einen Überblick mit allen Faktenchecks von uns zum Krieg in der Ukraine finden Sie hier.
Redigatur: Max Bernhard, Gabriele Scherndl