Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters

Wie umgehen mit Russland? Diese Frage hat eine neue Brisanz gewonnen, seitdem die USA unter Donald Trump kein verlässlicher Partner mehr ist. Dessen Putin-freundlicher Kurs hat bislang nicht für Frieden in der Ukraine sorgen können; das Sterben geht weiter. Doch es heizt die Debatte zwischen und innerhalb der Parteien an, wie Deutschland sich außenpolitisch aufstellen soll. 

Selbst in der Union gab es zuletzt Stimmen, die laut über eine Wiederaufnahme russischer Gaslieferungen nachdachten. Wer sie sind und wie einflussreich – das beleuchtet eine heute erschienene CORRECTIV-Recherche. Im Thema des Tages stellen wir sie vor und fragen, wo die anderen Parteien stehen. 

Außerdem im SPOTLIGHT: Während im Vatikan die Ostermesse vorbereitet wird, recherchieren unsere Kollegen in Rom zum klerikalen Missbrauch und der problematischen Rolle von Papst Benedikt XVI. Und: Forschende finden Hinweise auf Leben außerhalb unseres Planeten.

Ab morgen ist der SPOTLIGHT in der Osterpause. Wir melden uns am Dienstag wieder mit den wichtigsten Nachrichten, Recherchen und Einordnungen des Tages. 

Bis dahin wünscht Ihnen das SPOTLIGHT-Team ein frohes Osterfest. 

Thema des Tages: Wie umgehen mit Russland?

Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste

Faktencheck: AfD im März 2025 bei 51 Prozent in der Sonntagsfrage? Umfrage ist erfunden

Gute Sache(n): Erklärt: Das Aufnahmeprogramm für Afghanen • Tempo-20-Test in Eisenacher Innenstadt • Hinweise auf außerirdisches Leben

CORRECTIV-Werkbank: CORRECTIV im Vatikan

Grafik des Tages: Teure Eier zu Ostern

Die designierte Kanzlerpartei: 
CDU und CSU stehen traditionell für die Westbindung, also ein starkes transatlantisches Bündnis. Friedrich Merz sieht die deutsche Sicherheit durch russische Aggressionen bedroht und will die Ukraine stärken. Er stellte wiederholt Taurus-Marschflugkörper in Aussicht. Doch nicht alle Parteikollegen teilen diese Position.

So fordert der thüringische CDU-Ministerpräsident Mario Voigt mehr Diplomatie und warnt vor einer „moralisch überhöhten Außenpolitik“. Wie weiter nach einem möglichen Kriegsende? Besonders hier verläuft der Riss innerhalb der Union. Eine Wiederaufnahme russischer Gaslieferungen? Für Voigt denkbar, auch für andere Parteimitglieder.

Sind das Einzelmeinungen? Eine neue CORRECTIV-Recherche zeigt: Nicht unbedingt, einige von ihnen haben politisches Gewicht – auch, wenn ihre Haltung zunächst Minderheitsposition bleiben dürfte.

In der CDU gibt es Stimmen, die eine erneute Annäherung an Russland nicht ausschließen. Collage: Ivo Mayr/CORRECTIV (Fotos: picture alliance & unsplash.com)
In der CDU gibt es Stimmen, die eine erneute Annäherung an Russland nicht ausschließen. Collage: Ivo Mayr/CORRECTIV (Fotos: picture alliance & unsplash.com)


Die SPD kämpft mit dem eigenen Erbe:

Die optimistische Russlandpolitik der Vorjahre bewerteten die Genossen in einem Beschluss 2023 als Fehler. Dennoch gibt es weiterhin viele, die sich sehr russlandnah positionieren, etwa Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke. Als Teil der designierten Regierungskoalition trägt die SPD aber Ukrainehilfen und Bundeswehr-Investitionen mit. 

Die AfD:
Die Rechtsaußenpartei wandelte sich schnell von einer Pro-Nato- zu einer Pro-Putin-Partei, wie CORRECTIV hier nachzeichnet: Einige Mitglieder lassen sich bewusst für Kreml-Propaganda einspannen. Die AfD versucht, die kritische Haltung vieler Deutscher zur Aufrüstung für sich zu nutzen.

Dahinter steckt allerdings keine realistische Friedenspolitik; Krah, Höcke und Co. streben eine „multipolare Weltordnung“ an. Das heißt: Loslösen vom Westen und den Werten der liberalen Demokratie. Statt der Herrschaft internationaler Regeln dominieren in diesem Ideal die großen Mächte, welche die Welt in Einflusszonen aufteilen.

Die Grünen:
Die Partei zählt zu den entschiedenen Unterstützern der Ukraine und frühen Kritikern von Putins Politik. In puncto Waffenlieferungen vollzog die einstige Pazifistenpartei ab 2022 eine Kehrtwende. Der vorsichtige Kurs von Olaf Scholz stieß bei den Grünen wiederholt auf Kritik – und sie setzen auf Merz für mehr Engagement. 

Die Linke:
Die Linke hat ihre russlandfreundliche Position ein Stück weit revidiert und bezeichnet Putin als Aggressor. Eine deutsche Aufrüstung lehnt sie aber ebenso ab wie Waffenlieferungen an die Ukraine.

Wir bleiben dran:
Die Präsidentschaft Donald Trumps stellt bisherige Bündnisse in Frage. Deutschland und Europa müssen sich neu aufstellen. Wir bleiben für Sie dran – mit unserem neuen Rechercheschwerpunkt Sicherheitspolitik. Sie haben dazu Hinweise? Schreiben Sie uns gern an spotlight@correctiv.org. 

AfD Thüringen: Viele Bewaffnete im Umfeld der Partei
Etliche Personen, die der Thüringer AfD nahestehen, besitzen scharfe Schusswaffen. Neun Personen aus dem Landesverband haben zudem die staatliche Berechtigung, mit Sprengstoff umzugehen. Das ergab eine Antwort des Thüringer Innenministeriums auf Anfrage der Linken.
spiegel.de

Berlin: Bild zahlt Rekordentschädigung für Rufmord-Artikel
Unter der Überschrift „Die verlorene Ehre der Judy S.“ stellte die Bild eine Berliner Polizistin an den Pranger. Die Redaktion unterstellte ihr den sexuellen Missbrauch zweier Männer mithilfe von Drogen und Penispumpe. Nichts davon stimmte. Nun zahlt die Bild eine Entschädigung von 150.000 Euro. 
tagesspiegel.de

Recherche: Viele jugendliche Rechtsextreme auf Telegram vernetzt 
Eine militante Neonazi-Subkultur im Netz ruft zur Gewalt auf. Laut Spiegel-Recherchen sind dort Hunderte Rechtsextreme aus Deutschland aktiv, viele davon Jugendliche.
spiegel.de (€) / taz.de

Ein Zettel weist den Weg zu einem Wahllokal in einem Altenheim.
(Symbolbild: Christoph Hardt / Panama Pictures / Picture Alliance)

So geht’s auch
Tempo 20 in der Innenstadt verspricht mehr Ruhe und höhere Sicherheit. Die Stadt Eisenach probiert es nun für zwei Jahre aus. 
thueringen24.de

Fundstück
Gibt es Leben außerhalb der Erde? Womöglich ja. Auf einem 124 Lichtjahre entfernten Exoplaneten haben Forschende Anzeichen für chemische Verbindungen entdeckt, die auf der Erde nur von lebenden Organismen produziert werden können.
n-tv.de

Autor Box Marcus Bensmann

Doch die Rolle Ratzingers beim Umgang mit klerikalen Missbrauchstätern überschattet sein Andenken: CORRECTIV recherchiert dazu seit 2018. Es ging der Kirche weniger um Aufklärung, sondern um den Schutz des Papstes. Im Zentrum des Skandals steht der ehemalige Priester Peter H. Ab den 1970er-Jahren bis 2010 schickten ihn die Bischöfe von Gemeinde zu Gemeinde. H. missbrauchte immer wieder Jungen. Die New York Times deckte 2010 auf, dass H. 1980 aus Essen nach München versetzt wurde. Ratzinger war dort Erzbischof. 

CORRECTIV blickte von Anfang der Recherche auf die Verantwortung Ratzingers in dessen Funktion als Präfekt der Glaubenskongregation. H. wurde 1986 in Bayern wegen mehrfachen Kindesmissbrauchs zur Bewährung verurteilt. Die Verantwortlichen des Erzbistums München und Freising setzten H. danach erneut in die oberbayerische Gemeinde Garching an der Alz ein. Dazu benötigte sie die Erlaubnis, dass der verurteilte Priester die Messe statt mit Wein mit Traubensaft feiern konnte – diese Erlaubnis erteilte 1986 Ratzinger. Das Dokument hielt die Kirche trotz aller Aufklärungsversprechen verborgen. 2023 brachte CORRECTIV das von Ratzinger unterschriebene Schreiben ans Licht. 

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Till Eckert und Alexej Hock.