Faktencheck

Kino hat Bully Herbigs Film „Das Kanu des Manitu“ nicht aus dem Programm genommen

Angeblich hat „Filmpalast24“ den Kinofilm „Das Kanu des Manitu“ wegen kultureller Aneignung aus dem Programm genommen. Es gibt aber weder die Kinokette, noch wurde der Film soweit bekannt irgendwo aus dem Programm genommen.

von Steffen Kutzner

Weltpremiere - Das Kanu des Manitu
Michael Bully Herbig bei der Weltpremiere von „Das Kanu des Manitu“ in München (Foto: Sven Hoppe / DPA / Picture Alliance)
Behauptung
Die Kinokette „Filmpalast24“ habe Michael Bully Herbigs Film „Das Kanu des Manitu“ wegen kultureller Aneignung aus dem Programm gestrichen.
Bewertung
Falsch. Es gibt keine Kinokette namens Filmpalast24 und der Film wird laut einem Branchenverband in allen Kinos gezeigt, die ihn zeigen wollen. Der ursprüngliche Verbreiter sprach später von Satire.

Kurz vor Kinostart des Bully-Herbig-Films „Das Kanu des Manitu“ geht in Sozialen Netzwerken ein Bild um, das einige Gemüter erhitzt. Es heißt, „FilmPalast24“ habe den Film aus dem Programm genommen. „Er ist eine kulturelle Aneignung und nicht mehr zeitgemäß. […] Unser Haus versteht sich als sicherer Raum, in dem weder Humor noch unbeaufsichtigte Pointen geduldet werden.“ 

Dass „Filmpalast24“ erfunden ist und dahinter wohl Satire steckt, entgeht jedoch etlichen Nutzerinnen und Nutzern. 

Diese Meldung hielten Nutzerinnen und Nutzer für echt – und verbreiteten sie in anderen Sozialen Netzwerken (Quellen: X; Screenshots und Markierungen: CORRECTIV.Faktencheck)

Profile rudern zurück und sprechen von Satire

Verbreitet wurde die angebliche Meldung erstmals von einem X-Profil, das zunächst nicht auf die satirische Absicht hingewiesen hat. Ein anderes X-Profil lieferte noch einen erfundenen Medienbericht, ebenfalls ohne Satire-Hinweis. Kurz darauf stellten beide auf X richtig: Die Meldung ist erfunden. 

In unserer Satire-Richtlinie können Sie nachlesen, warum ungekennzeichnete Satire problematisch ist. Der Fall von „Das Kanu des Manitu“ zeigt, wie schnell Falschbehauptungen verfangen: Der erste X-Beitrag mit der Falschmeldung erhielt mehr als 212.000 Ansichten, die Richtigstellung wurde aber nur knapp 700 Mal gesehen. Indes verbreiteten Nutzerinnen und Nutzer die Falschmeldung auf Facebook, Instagram, Telegram und Tiktok weiter. 

Angebliches Kino namens Filmpalast24 gibt es nicht

Dass es die Kinokette „Filmpalast24“ nicht gibt, zeigt eine Google-Suche. Die Suche nach dem Begriff führt stattdessen zu Medienberichten von etwa Giga oder AFP, die sich der erfundenen Meldung widmen.

Wir haben beim Hauptverband Deutscher Filmtheater (HDF) nachgefragt, ob dort Kinos bekannt sind, die den Film aus dem Programm genommen haben. Der HDF ist einer der größten Branchenverbände von Kino-Betreibern in Deutschland. Jonas von Fehrn-Stender, zweiter stellvertretender Vorstand, antwortete: „Unseres Wissens nach wurde der Film in keinem Kino, das geplant hatte, den Film zu zeigen, wieder aus dem Programm genommen.“ Er schreibt auch: Eine Kinokette namens Filmpalast24 gebe es in Deutschland nicht.

Der Film spielt, wie auch sein sehr erfolgreicher Vorgänger „Der Schuh des Manitu“ von 2001, in einer fiktionalisierten Version des wilden Westens. Zu den Helden gehören ein homosexueller Protagonist und ein „Apache“, den der deutsche Michael Bully Herbig spielt. Laut Herbig wurde der Film als rassistisch und homophob kritisiert. Welt schrieb bereits vor dem Filmstart, dass der Film eine neue Debatte um kulturelle Aneignung anfeuern könnte.

Herbig erklärte in einem Interview mit dem Spiegel, dass der Film einfach witzig sein soll und keine Rücksicht auf etwaige „woke“ Bedenken gelegt worden sei. „Wir nehmen die Debatte wahr, aber wir kapitulieren nicht vor ihr. […] Wir fühlten uns von der Auseinandersetzung zur kulturellen Aneignung inspiriert.“

Redigatur: Sarah Thust, Gabriele Scherndl

CORRECTIV im Postfach
Lesen Sie von Macht und Missbrauch. Aber auch von Menschen und Momenten, die zeigen, dass wir es als Gesellschaft besser können. Täglich im CORRECTIV Spotlight.