Nein, Saskia Esken sagte nicht, die Deutschen müssten Verzicht lernen
Auf Facebook kursiert ein Bild mit einem vermeintlichen Zitat der SPD-Vorsitzenden Saskia Esken. Es werde Zeit, dass die Deutschen Verzicht lernen, soll sie gesagt haben. In dem Interview, das als Quelle angeführt wird, findet sich diese Äußerung jedoch nicht.
„Es wird Zeit, dass die Deutschen Verzicht lernen“, soll Saskia Esken laut einem auf Facebook verbreiteten Bild gesagt haben. Die vermeintliche Quelle für das Zitat ist mit angegeben: Ein Interview in der Zeit vom 24. Februar 2021. Darin sagt die SPD-Bundesvorsitzende diesen Satz jedoch nicht.
Das Interview vom 24. Februar ist online zu finden. Darin geht es tatsächlich teilweise um das Thema Verzicht. Esken sagt, dass „Klimaleugner und -bremser einen ambitionierten Klimaschutz gerne als eine Kombination von Verbieten und Verzichten schlechtreden. Das ist es aber doch gar nicht. Wir erkennen die Herausforderung, aber auch das Potenzial, Klimaschutz und Wohlstand und Innovation zusammenzubinden.“
Die Interviewer, Robert Pausch und Bernd Ulrich, sagen daraufhin, niemand glaube ernsthaft, dass sich „allein durch Verzicht“ etwas lösen lasse. Anschließend geht es um das Thema Fliegen innerhalb Deutschlands; Esken sagt, sie sei nicht für ein Verbot, aber sie fliege nicht. Das sei für sie jedoch kein Verzicht, da sie dadurch Zeit gewinne – im Zug könne sie arbeiten oder schlafen.
Das falsche Zitat ist mutmaßlich eine verzerrte Interpretation dieser Aussagen Eskens im Interview, inklusive dieses Satzes: „Wir müssen darüber nachdenken, wie wir von manchem weniger haben können, ohne Lebensqualität zu verlieren, und manchmal sogar welche dazugewinnen. Das gilt fürs Fahren, fürs Fliegen und auch fürs Fleisch.“
Falsches Zitat von Saskia Esken wird bereits seit Februar verbreitet
Aktuell wird das falsche Zitat unter anderem von dem Heppenheimer FDP-Politiker Christopher Hörst verbreitet. Auch der CDU-Politiker Roland Theis veröffentlichte das Bild am 1. September auf Facebook.
Die angebliche Aussage von Saskia Esken kursiert jedoch schon deutlich länger: So stand es schon am 26. Februar 2021, also zwei Tage nach der Veröffentlichung des Interviews in der Zeit, in der Überschrift eines polemischen Beitrags des Blogs Philosophia Perennis. Dort wurde der Satz allerdings nicht in Anführungszeichen gesetzt und somit nicht als angebliches Zitat gekennzeichnet. Einen Tag später findet er sich dann im Teaser eines Artikels des rechten Mediums Journalistenwatch – mit Anführungszeichen.
Redigatur: Matthias Bau, Alice Echtermann