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Manipulationsverdacht gegen BMW

Ein Motorrad von BMW hat erkannt, ob ein Prüfzyklus durchgeführt wird und dann den Schadstoffausstoß verringert. Das ergab ein Test der Zeitschrift „Motorrad“, durchgeführt im Jahr 2000 – und danach vergessen.

von Frederik Richter

BMW-Logo

BMW-Logo© Ivo Mayr

Im Jahr 2000 testen die Fachjournalisten der Zeitschrift „Motorrad“ eine Reihe von Motorrädern auf die Effizienz ihrer Abgassysteme. Die Redakteure sind überrascht: Auf dem Prüfstand stieß die BMW F 650 GS die niedrigste Menge Schadstoffe aus – und produziert auf der Straße plötzlich 34-mal so viel Kohlenmonoxid. In ihrem Artikel schreiben die Tester: „Erste Verwunderung wurde nach mehreren Versuchen dann schnell zur Gewissheit: Die BMW erkennt aufgrund einiger Parameter den Prüfzyklus.“ Und weiter: „Im vergleichbaren Betrieb auf der Straße tritt eine andere Regelung der Gemischaufbereitung in Kraft.“

Wir haben BMW mit den Ergebnissen von damals konfrontiert. Auf die Frage, ob es zutreffend war, dass das Motorrad einen Testzyklus erkennt und während des Tests geringere Schadstoffmengen emittiert, antwortet der Sprecher von BMW per Email nicht konkret. Er schreibt lediglich, dass „der zu dem Zeitpunkt gültige Testzyklus erfüllt und gleichzeitig ein für die Kunden akzeptables Laufverhalten des großvolumigen Einzylinder-Motors erzielt werden konnte.“  Schon mit dem Modelljahrgang 2001 sei eine neue Software zum Einsatz gekommen.

Auf die Frage, ob eine derartige Technik bei anderen BMW-Motorrädern und BMW-Fahrzeugen eingesetzt wurde oder werde, antwortet der Konzern: „Grundsätzlich gilt: Bei der BMW Group wird nicht manipuliert. Bei unseren Fahrzeugen wird nicht zwischen Rollen- und Straßenbetrieb unterschieden.“

Seinerzeit begründeten die BMW-Ingenieure gegenüber der Zeitschrift „Motorrad“ die vermeintlichen Tricksereien mit einer kryptischen, sehr technischen Erklärung. So führen sie zum Beispiel die „geringe Reibleistung des Motors“, „kurze Einspritzzeiten“ und einen „optimalen Lambdawert“ ins Feld. Außerdem sei der vorgenommene Abgastest nicht zeitgemäß gewesen, weil er die tatsächliche Nutzung des Motorrads auf der Straße nicht widerspiegle.

Schon damals kamen die Fachjournalisten der Zeitschrift „Motorrad“ zu einem eindeutigen Urteil über die Erklärungen der BMW-Techniker: „Eine Logik, die ,Motorrad’ zwar nachvollziehen kann, nicht jedoch die Konsequenz, die BMW daraus zieht: die Grenzwerte des Abgastests mit Tricks zu manipulieren.“ Mit anderen Worten: Sie hielten die von BMW eingesetzte Software für eine bewusste Manipulation.