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Bayern legt seine Beamtenpensionen in Panzer, Öl und Zigaretten an

Auch die CSU-Landesregierung redet immer wieder davon, dass der Klimawandel verlangsamt werden müsse. Warum investiert der Pensionsfonds des Landes dann aber in ausgewiesene Klimasünder? Und, darüber hinaus, in Rüstungskonzerne? Die Seehofer-Regierung antwortet darauf nur schmallippig, das Geld sei „gut und sicher” angelegt.

von Fabian Löhe

© Ivo Mayr

„Mir san mia“, so schmettern es die Bayern gerne mal dem Rest der Republik entgegen. Von einem ähnlich unbekümmerten Geist sind auch die Investitionen des über 2 Milliarden Euro schweren Pensionsfonds. Einerseits schreibt die CSU-geführte Landesregierung in ihrem „Klimaprogramm Bayern 2020“, dass es „ökologisch wichtig und ökonomisch richtig“ sei, fossile Energieträger einzusparen. Trotzdem fließen nach Berechnungen von CORRECTIV gut 32 Millionen Euro in klimaschädliche Unternehmen, die mit Öl, Gas oder Kohle ihr Geld verdienen. Die Rechnung basiert auf dem Geschäftsbericht zum Pensionsfonds des Münchener Finanzministeriums.

Am meisten profitiert mit rund 10,4 Millionen Euro der französische Ölriese Total. Dahinter: der spanische Energieversorger Iberdrola, der italienische Ölkonzern Eni, der deutsche Kohleverstromer RWE und HeidelbergCement, das eine CO2-intensive Zementherstellung betreibt.

Auch diese Konzerne geben gerne das eine oder andere Umweltschutzbekenntnis ab, sind aber alles andere als Musterknaben in puncto Klimaschutz und Ethik: Eni stößt jährlich etwa so viel CO2 in die Atmosphäre wie 12 Millionen Autos. Total pustet ähnlich viel davon in die Luft und hat mit Schmiergeldvorwürfen in Italien, Iran und Irak zu kämpfen.

Aus dem bayrischen Finanzministerium heißt es dazu lakonisch, das Vermögen sei „gut und sicher“ angelegt.

Diese Einschätzung ist nicht nur auf das Klimasünder-Portfolio bezogen: Die Bayern haben auch etwa 400.000 Euro in Philip Morris und 130.000 Euro in Japan Tobacco investiert. Und das, obwohl sie erst kürzlich im Bundesrat der Einführung von Schockbildern auf den Zigarettenschachteln zugestimmt haben. Das Ziel der Ekelfotos von fast abgestorbenen Füßen und vergammelten Zähnen: Immer weniger Menschen sollen zum Glimmstängel greifen. Und zugleich investiert der bayerische Pensionsfonds in Marlboro und Camel.

Es gibt weitere ethisch fragwürdige Finanzenscheidungen: Rund 400.000 Euro hat Bayern in Rheinmetall gesteckt und 174.000 Euro in Lockheed Martin, zwei Rüstungkonzerne, die Panzer, Kampfflugzeuge und Raketen herstellen.

Offenlegung: Der Autor Fabian Löhe hat diesen Artikel als Privatperson ehrenamtlich während seiner Elternzeit recherchiert und geschrieben. Hauptberuflich arbeitet er als Pressesprecher beim gemeinnützigen Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change.