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Aurum Ventures im Visier der Justiz

Die Hintergründe der Essener Immobilienfirma Aurum Ventures sind weiter unklar. Jetzt ist die Bilanz der Firma ins Visier von Ermittlern geraten. Es geht um einen ominösen Schatz aus Nickeldraht.

von Frederik Richter

Was steckt hinter Aurum Ventures? Die Staatsanwaltschaft durchleuchtet jetzt die Essener Immobilienfirma.© Frederik Richter

Bereits im vergangenen Jahr berichtete CORRECTIV über Merkwürdigkeiten in der Bilanz der Essener Immobilienfirma Aurum Ventures. Jetzt interessiert sich auch die Justiz für das Unternehmen: Die Staatsanwaltschaft Essen ermittelt wegen möglicher Bilanzfälschung gegen drei Personen. Das bestätigte eine Sprecherin der Behörde. „Aurum Ventures unterstützt die Staatsanwaltschaft grundsätzlich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln“, sagte die Firma in einer Stellungnahme. 

Aurum Ventures stellt sich als Investment- und Immobilienfirma dar und gibt in seiner Bilanz an, über ein Eigenkapital von 35 Millionen Euro zu verfügen in Form einer Sacheinlage. Dabei handelt es sich um Nickeldraht, gelagert in einem Depot in Magdeburg.

Doch das Amtsgericht Essen sowie die Buchprüfer der Firma, Ernst & Young und ETL Wirtschaftsprüfung, schauten bei der Bewertung offenbar nicht genau genug hin, wie CORRECTIV berichtete. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft, ob die Angaben von Aurum Ventures zu dem Nickeldraht zutreffen. „Wir prüfen insbesondere, ob das ein realer Wert ist und wer der tatsächliche Besitzer ist“, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. 

Konkret prüfen die Ermittler nach Angaben der Staatsanwaltschaft mögliche Verstöße gegen Paragraf 399 Aktiengesetz und Paragraf 331 Handelsgesetzbuch. Beide Paragrafen stellen es unter Strafe, als Vertreter eines Unternehmens falsche Angaben zu machen. Am 22. März durchsuchte die Staatsanwaltschaft die Geschäftsräume von Aurum Ventures in der Nähe des Essener Hauptbahnhofs. 

Zu den einzelnen Vorwürfen will sich Aurum Ventures auf Anfrage nicht äußern.  

Bestens informiert

CORRECTIV erfuhr von der staatsanwaltschaftlichen Durchsuchung durch Gisbert Klingenberg. Klingenberg wurde 2011 vom Landgericht Dortmund wegen Betrugs und Urkundenfälschung zu knapp fünf Jahren Gefängnis verurteilt, die Strafe konnte aber bisher nicht vollstreckt werden.

Aurum Ventures bestreitet vehement, dass es eine geschäftliche Beziehung zu Klingenberg gebe. Die Geschäftsführerin der Firma gab darüber sogar eine eidesstattliche Versicherung vor Gericht ab. Klingenberg ist über die Vorgänge bei der Firma jedoch informiert. „Auf Deine Lügengeschichten hatte die Aurum heute eine Durchsuchung“, schrieb Gisbert Klingenberg in einer SMS am 22. März an den Autor dieser Zeilen.

Seit der ersten Berichterstattung von CORRECTIV über Klingenberg hat dieser immer wieder versucht, CORRECTIV mit Drohungen einzuschüchtern. Im Internet tauchte eine Webseite mit Anschuldigungen gegen CORRECTIV auf. Es ist nicht klar, wer die Seite erstellt hat. Den Link zur Seite schickte Kingenberg aber an die Redaktion.

Aurum Ventures wiederum beauftragte eine Reihe von Rechtsanwälten, um gegen unsere Berichterstattung vorzugehen. Auch über den Fortgang dieser Rechtsstreitigkeiten zeigte sich Klingenberg in Textnachrichten erstaunlich gut informiert. Fragen von CORRECTIV für diesen Artikel ließ er unbeantwortet.

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In diesem Gebäude in der Nähe des Essener Hauptbahnhofs hat Aurum Ventures seine Büros.

Frederik Richter

Die Berichterstattung von CORRECTIV löste erhebliche Reaktionen aus. Mehr als ein Dutzend Personen, die Bekanntschaft mit den Methoden von Klingenberg gemacht haben, meldeten sich in den vergangenen Monaten in der Redaktion.

Klingenberg selbst taucht immer wieder in Firmen auf. CORRECTIV vorliegende Unterlagen zu den Immobilienfirmen Westdeutsche Haus AG aus Dortmund sowie Thurn und Taxis Assetmanagement deuten daraufhin, dass Klingenberg auch in diesen Firmen aktiv war. Westdeutsche Haus ging 2012 insolvent, die Thurn und Taxis AG Assetmanagement, die Büros in Düsseldorf unterhielt, rutschte 2014 in die Pleite.

Vorstand in der Thurn und Taxis AG war Prinz Karl Friedrich von Thurn und Taxis. Der wohlklingende Adelsname zog bei potenziellen Geschäftspartnern. Doch auch für Prinz Karl Friedrich läuft es in letzter Zeit nicht gut. Offenbar muss von Thurn und Taxis jetzt für verschiedene Schulden gerade stehen, die sich aus seinen Geschäften mit den dubiosen Partnern aus dem Ruhrgebiet ergaben. 

Der Prinz wurde jüngst wegen nicht beglichener Schulden aufgefordert, seine Vermögensverhältnisse offenzulegen, wie er selbst gegenüber CORRECTIV einräumte. Seine Geschäftspartner im Ruhrgebiet hätten ihm jedoch versichert, dass alle Verbindlichkeiten bezahlt worden seien, wie er auf Anfrage mitteilt. 

Doch es spricht einiges dafür, dass rund um Aurum Ventures noch nicht alle Rechnungen beglichen sind.