177 Fälle in der Datenbank
FIFA und UEFA führen keine Listen
Irgendwann waren Trond Huso all die Texte über Dopingfälle viel zu oberflächlich und er beschloss, etwas dagegen zu tun. Huso startete die Anti-Doping-Database, eine Datenbank für alle Dopingfälle der Welt, auch im Fußball. 177 Fälle hat er gesammelt, davon allein 37 mit dem anabolen Steroid Nandrolon. Husos Datenbank hat Lücken, so hat er für Deutschland lediglich acht der 19 Fälle aufgeführt. Aber die Statistik vermittelt einen Eindruck von der Menge an Dopingfällen, die bisher aufgelaufen sind.
Die größten Löcher in Husos Datenbank gründen auf Datenschutzrechten und den selbst auferlegten Regeln der Anti-Doping-Agenturen. Aus den Niederlanden, Belgien, Spanien, Portugal und Italien hat Huso deshalb kaum Fälle. Deutschland ist für seine Statistik ebenfalls kein leichtes Land, weil jeder Verband seine eigene Sportgerichtsbarkeit hat und Fälle nicht zentral, sondern auf den Webseiten der Verbände veröffentlicht werden.
Huso sammelt einige Dopingfälle bei Nationalen Anti Doping Agenturen, einen Teil seiner umfangreichen Statistik fand er zu Beginn seines Projektes auf bereits existierenden Listen. Außerdem bekommt er Benachrichtigungen von Google, wenn neue Dopingartikel veröffentlicht werden. „Zeitungen sind wichtige Quellen“, sagt Huso.
FIFA und UEFA führen keine Listen
Besonders im Fußball fällt es Huso nicht leicht, die Datenbank auf dem neuesten Stand zu halten. Einige Fälle hat er auch auf den Seiten von FIFA und UEFA gefunden, mit speziellen Suchtechniken. Die Verbände selbst führen jedoch keine öffentliche Liste mit Dopingfällen. Ich habe bei der FIFA angefragt, warum sie keine Liste führt, bislang aber keine Antwort erhalten. die UEFA schreibt: „Die relevantesten Entscheidungen der UEFA Kontroll- und Disziplinarkammer werden auf uefa.com veröffentlicht, was zum Beispiel auch finale Entscheidungen in Dopingfällen betreffen kann. Gesamtlisten sind nicht verfügbar, Entscheidungen sind aber auf explizite Anfrage erhältlich.“ Für Husos öffentliche Statistik keine einfache Situation.
Huso ackert, um seine Datenbank zu füllen. Knapp 5000 Fälle hat er mittlerweile. Alle sind per Hand eingefügt. „Wie man sich vorstellen kann, frisst das ganz schön Zeit“, sagt der Norweger. Weil Doping-Agenturen bislang kaum mit ihm kooperieren, kann er keine automatische Sammlung programmieren. Der Norweger würde sich freuen, wenn ihn Verbände und Doping-Agenturen häufiger mit Informationen unterstützen könnten.
Bei FIFA und UEFA ist Huso nicht immer erfolgreich, wenn er zu Dopingmeldungen weitere Infos bekommen möchte, sie reagieren auf seine Anfragen manchmal einfach nicht, sagt er. Huso schreibt, 65 internationale Sportverbände hätten auf ihren Webseiten einen Anti-Doping-Bereich, 15 veröffentlichen eine Liste mit verbotenen Substanzen. „Die FIFA hat keins von beiden.“ Im Anti-Doping-Code der FIFA steht, sie oder ihre Mitgliedsverbände können Dopingfälle und deren Einzelheiten veröffentlichen, sie müssen es aber nicht.
Einige Verbände, wie der Leichtathletik-Verband IAAF, haben Listen mit derzeit gesperrten Athleten. Der Gewichtheberverband zählt sogar in der Vergangenheit gesperrte Sportler auf. Auch die Nationalen-Anti-Doping-Agenturen arbeiten unterschiedlich. Einige veröffentlichen die gefundene Substanz. „Der Basketball-Verband veröffentlicht zum Beispiel die juristischen Papiere zu den einzelnen Fällen“, schreibt Huso. Andere verweigern dies mit Verweis auf den Datenschutz.
Dopen nur Nordkoreas Frauen?
Huso wundert sich, dass bei den Männern seit 1994 kein Spieler mehr bei einem großen Turnier positiv getestet wurde. „Wie kommt es, dass die Nordkoreanerinnen 2011 bei der Frauen-WM positiv getestet wurden, die Männer im Jahr zuvor aber nicht? Dopen in Nordkorea nur Frauen?“ Huso ist immer wieder überrascht, wenn er hört, die FIFA mache 30.000 Kontrollen im Jahr. „Das ist nicht richtig. Die FIFA macht nicht 30.000 Kontrollen, der gesamte Fußball macht 30.000 Kontrollen. Das ist ein großer Unterschied.“
Trond Huso ist 41 Jahre alt und ehemaliger Sportjournalist. Er arbeitet als Entwickler für die Norwegische Nachrichtenagentur NTB. Huso berichtete früher auch über Sportpolitik und Doping und versuchte sich an investigativem Sportjournalismus. Die Anti-Doping-Datenbank betreibt er heute neben seinem Job als Entwickler für NTB. Nutzen kann man die Statistiken nur gegen eine Gebühr, der Newsletter ist allerdings kostenlos.
Hier geht es zur Anti-Doping-Database