Das Geschäft mit Dopingtests im Fußball
Der Bayerische Rundfunk berichtete vor einigen Tagen, dass die bisherigen DFB-Dopingkontrolleure auch in Zukunft an den Tests im Fußball beteiligt sind. Obwohl die Kontrollen jetzt – in den den Händen der Nationalen Anti Doping Agentur NADA – angeblich unabhängiger ablaufen sollten. Zwei Kontrollärzte haben eine eigene Firma gegründet, die jetzt den Zuschlag bekommen hat. Die zeitlichen Abäufe werfen Fragen auf.
Die Firma heißt Sports Medical Service (SMS). Die beiden Gesellschafter Jens Kleinefeld und Gregor Weimbs-Ackermann sind bereits seit längerem DFB-Dopingkontrolleure.
Der BR zitiert aus einer internen E-Mail:
„Wie Sie alle wissen, wird der DFB die Dopingkontrollen ab der Spielzeit 2015/2016 an die NADA übergeben. In diesem Zusammenhang haben wir die Firma SMS Sports Medical Service GmbH gegründet, um Ihnen, und uns, weiterhin die Möglichkeit bieten zu können, aktiv am Dopingkontrollprozess im Fußball teilhaben zu können.“
Für die Saison 2015/2016 übernimmt die NADA offiziell nicht mehr nur die Trainingskontrollen, sondern auch die Wettkampfkontrollen beim DFB. Ein gutes Geschäft, der DFB überweist pro Jahr 750.000 Euro.
Die NADA vergab den Auftrag im Frühjahr diesen Jahres tatsächlich an SMS, wählte diese Firma aus drei externen Angeboten aus, wie sie sagt. Interessant dabei ist, dass SMS schon am 2. März, deutlich vor offizieller Verkündung des Auftrags, per interner E-Mail – wieder dem BR zufolge – um Kollegen warb:
„Wir freuen uns, Ihnen hiermit mitteilen zu können, dass die NADA der SMS GmbH nun angeboten hat, alle Wettkampf- und Trainingskontrollen im deutschen Fußball zu übernehmen. Wir möchten Ihnen als langjährige Dopingkontrolleure hiermit vorab und exklusiv die Möglichkeit der Zusammenarbeit anbieten.“
BR-Reporter Sebastian Krause hat uns die Mail freundlicherweise zur Verfügung gestellt.
Wer sich näher mit der Firma SMS beschäftigt, findet im Handelsregister zwei interessante Punkte. Erstens ist die Gründungsurkunde des Unternehmens bereits vom 9. Juli 2014. Die beiden DFB-Kontrolleure gründeten ihre Firma also schon Monate bevor öffentlich bekannt wurde, dass die NADA in Zukunft alle Kontrollen im Fußball übernehmen würde – und damit ein lukrativer Auftrag in Sicht war.
In der Gründungsurkunde ist zudem zu sehen, dass die Kontrolleure den Zweck der Firma bereits klar umrissen haben. Es geht um „die Organisation, Koordination und Durchführung von Dopingkontrollen im In- und Ausland vor allem im Fußballsport aber auch in allen anderen Sportarten; dies sowohl als Trainingskontrollen als auch als Wettkampfkontrollen.“
Zu einem Zeitpunkt, zu dem zumindest öffentlich noch nicht bekannt war, dass es bald eine Ausschreibung für die Wettkampf- und Trainingskontrollen im Fußball geben würde.
„Nachdem im Oktober 2014 in den Medien kommuniziert wurde, dass die NADA die Wettkampfkontrollen des DFB übernehmen werde, haben wir der NADA im Spätherbst 2014 initiativ ein Angebot zur Übernahme der Kontrollen unterbreitet“, schreibt uns dazu Gregor Weimbs, Geschäftsführer von SMS. Bereits im Januar 2013 habe er die Firma als GbR gegründet und im Sommer 2014 die Rechtsform zu einer GmbH verändert. Weiter antwortet uns Weimbs, dass seine Firma sich initial im letzten Sommer für eine Ausschreibung der NADA interessierte, „die den Fußballsport nicht enthielt.“
Die nun auch uns vorliegenden E-Mails geben auch einen Blick auf die Bedingungen frei, unter denen Dopingproben im deutschen Fußball genommen werden. Für eine Wettkampfkontrolle gibt es ein Honorar von 350 Euro brutto plus Reisekosten. Davon muss der Kontrolleur die Umsatzsteuer abziehen und seinen Helfer bezahlen. Für eine Trainingskontrolle gibt es lediglich 50 Euro brutto plus Reisekosten.
„Wettkampf- und Trainingskontrollen unterscheiden sich i.d.R. deutlich durch die Anzahl der getesteten Sportler und den kalkulierten Zeitaufwand. Insofern sehen wir hier keinerlei Diskrepanz bei der Honorierung“, schreibt Gregor Wimbs vom SMS. „Bezüglich der Abhängigkeit der Qualität der Kontrollen von der Höhe des Honorars können wir keine Korrelation herstellen.“
Im neuen Anti-Doping-Code der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA steht, dass Trainings- und Wettkampfkontrollen ab 2015 durch die Nationalen Anti-Doping-Organisationen durchgeführt werden müssen (-> PDF Punkt 6). Dass nun langjährige Kontrollärzte des DFB den Auftrag für Trainings- und Wettkampfkontrollen bekommen haben, ist interessant.
„Etwa ein Drittel dieser Kontrolleure haben vorher selbständige Dienstleistungen als Dopingkontrolleure u.a. für den DFB erbracht“, schreibt uns Weimbs. Da die Kontrolleure einem klar durch die WADA definierten Protokoll folgen würden, sehe er kein Konfliktpotential. „Alle Kontrolleure der SMS GmbH treten im Auftrag und Namen der NADA auf.“