Gefährliche Keime

Kritik der taz – wir antworten

von Daniel Drepper

Die taz berichtet heute über unsere Recherche zum Thema „Tödliche Keime“. Ohne auf den Hintergrund der Geschichte einzugehen, wirft uns die taz vor, schlecht recherchiert zu haben. Wir wollen mit Kritik offen und transparent umgehen. Gerne geben wir auch Fehler zu und korrigieren diese. Deshalb ein paar Sätze zur taz.

Wir haben in unserem Text geschrieben, dass laut Bundesgesundheitsministerium in Deutschland jedes Jahr 7500 bis 15000 Menschen an Infektionen mit multiresistenten Erregern im Krankenhaus sterben. Die taz merkt an, dass sich die Zahlen des Ministeriums auf Infektionen insgesamt beziehen würden und nicht nur auf die Infektionen mit multiresistenten Erregern. Das ist grundsätzlich richtig. Deshalb haben wir das Wort multiresistente Erreger in diesem Satz nach der Anfrage der taz auch entfernt.

Wir hätten es aber auch stehen lassen können, denn diese tödlichen Infektionen werden überwiegend von multiresistenten Erregern verursacht.

Das sagen nicht nur viele Wissenschaftler, mit denen wir gesprochen haben. Das blieb auch bei unserer Anfrage an das BMG unwidersprochen und findet sich unter anderem in einer Stellungnahme der Nationalen Akademie der Wissenschaft sowie der Akademie der Wissenschaften in Hamburg oder auch im aktuellen Antibiotika-Report der DAK.

Übrigens: Je weniger der bislang geschätzten 7500 bis 15.000 tödlichen Infektionen des BMG tatsächlich durch multiresistente Erreger zustande kommen, desto kleiner wird die Zahl des Ministeriums – und desto größer der Unterschied zwischen den offiziell verlautbarten Zahlen des Ministeriums und dem tatsächlichen Problem. Wenn man also der Argumentation der taz folgt, verschärft sich das Problem sogar noch.

Dann kritisiert die taz auch, wir hätten die von Walter Popp gemachte Aussage zu den 30.000 bis 40.000 Infektionen falsch dargestellt. Es handele sich auch bei seiner Forschung lediglich um Infektionen generell, nicht um multiresistente Infektionen. Es mag sein, dass wir das im Zusammenhang nicht präzise genug dargestellt haben — aber: Wir schreiben nirgendwo, dass es bei Popps Studie um multiresistente Erreger geht. Das hat die taz falsch beobachtet.

Professor Popp hat sich über unsere Recherchen im Übrigen gefreut und auch darüber, dass sich jetzt etwas bewegt in Sachen Krankenhaushygiene.

Zu guter Letzt schreibt die taz: „Die Autoren suggerieren, dass sie aufwendiger recherchierten, als sie es taten.“ Das ist falsch.

Wir schreiben, dass wir „die Abrechnungsdaten aller deutschen Krankenhäuser ausgewertet“ haben. Nirgendwo schreiben wir, wir hätten die Daten von allen 2000 deutschen Krankenhäuser einzeln besorgt. Das wäre nicht nur logistisch schwierig. Es wäre auch erstens kaum möglich, da die Krankenkassen diese Daten für die einzelnen Häuser nicht freigeben und zweitens extrem unökonomisch, weil die Daten zentral gesammelt werden: beim statistischen Bundesamt.

In der Datenbeschreibung schreiben wir genau das unter der Überschrift „Woher kommen die Daten?“ eindeutig: „Die Daten sind eine Sonderauswertung des Statistischen Bundesamtes und kommen von den knapp 2000 deutschen Krankenhäusern, die am offiziellen DRG-Abrechnungssystem teilnehmen. Das sind mit ganz wenigen Ausnahmen alle deutschen Krankenhäuser. Auf dieser Grundlage werden die Behandlungen vergütet. Das Statistische Bundesamt bekommt einen Abzug dieser Daten.“

Das wusste auch der taz-Autor.

Wir haben diese tausenden Datenreihen vom Bundesamt mit mehreren Fachleuten analysiert und geschaut, was man damit machen kann. Welche Datensätze brauchbar sind, welche nicht, welche Daten verglichen werden können und welche nicht, was diese Daten aussagen – und was nicht. Das war eine aufwändige Arbeit, die bislang kaum jemand macht.

Wir freuen uns, dass die Recherche so viel Wirbel gemacht hat und jetzt auf Bundesebene mehr Druck gemacht wird, um ein härteres Infektionsschutzgesetz zu schaffen. Das wird Menschenleben retten.

Die Kritik der taz zur „Blamage im Großformat“ nehmen wir zur Kenntnis. Einen Beitrag zur Sache leistet sie nicht.

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