Mafia in Afrika

Der Bankier der Mafia

Vito Roberto Palazzolo hat die kleine sizilianische Cosa Nostra umgewandelt in eine Mafia AG. Millionen, Milliarden hat er von Südafrika aus hin und her geschoben. Jetzt sitzt er ein in Einzelhaft. Wird er reden?

von Cecilia Anesi , Giulio Rubino

Er ist jetzt fast immer allein, eingesperrt in einer winzigen Zelle. Kein Kontakt zu anderen Gefangenen. Keine E-Mails, keine handgeschriebenen Briefe. Nur Stille und Schweigen, und einmal pro Monat darf ein Verwandter kommen, der dann hinter dickem Panzerglas sitzt und über einen Telefonhörer mit ihm spricht.

„41bis“ ist das härteste Gefängnisregime, das es in Italien gibt; manche sagen, die Einzelhaft verstoße gegen die Menschenwürde. Einst kerkerte der Staat so linke Terroristen ein, bis heute werden gefährliche Mafiosi auf diese Weise inhaftiert – damit ja keine Order von ihnen nach außen dringt, sie ja keinen weiteren Schaden anrichten.

41bis: Das ist das Regime, unter dem auch Vito Roberto Palazzolo seit anderthalb Jahren im Gefängnis von Mailand einsitzt. Er steht weit oben in der Hierarchie der Cosa Nostra, der sizilianischen Mafia: Er gilt als einer ihrer wichtigsten Bankiers. Er hat wesentlich dazu beigetragen, die kleine sizilianische Mafia umzuwandeln in eine Mafia AG, präsent auf den internationalen Finanzmärkten.

Millionen, Milliarden hat Palazzolo hin und her geschoben zwischen den Steueroasen dieser Welt, hat das schmutzige Geld der Mafiosi erst gewaschen und dann eingeschleust in die Kreisläufe der legalen Wirtschaft. Geld aus Drogengeschäften, Prostitution, Erpressung, das investiert wurde in Diamantenminen und Luxusimmobilien, das verschoben wurde in Trusts und in Funds, von Liechtenstein auf die British Virgin Islands nach Südafrika, hin und her und her und hin, so lange, bis selbst die gewieftesten Ermittler dessen Spur verlieren.

Palazzolo selbst ist darüber unermesslich reich geworden. Ein kleines Heer von Helfern sorgt dafür, sein Vermögen vor Beschlagnahmung zu retten. Doch noch viel wertvoller sind die Informationen in Palazzolos Kopf. Sein Wissen über die Konten der Mafia, über Finanzströme, über die Verbindungen in Wirtschaft und Politik. Sagte er aus, es würde Italien erschüttern. Mit Nachbeben in etlichen anderen Ländern. Weil Palazzolo so viele korrumpiert hat, bis hinauf zu Ministern, bis hinauf zum Staatspräsidenten.

2006 verurteilte ihn ein Gericht in Palermo in Abwesenheit zu zehn Jahren Haft wegen Geldwäsche. Der Oberste Gerichtshof in Rom bestätigte das Urteil 2009. Doch Südafrika, wohin Palazzolo Mitte der 1980er Jahre geflohen war, weigerte sich beharrlich, ihn auszuliefern, obwohl Italien insgesamt neun Auslieferungsanträge stellte. Palazzolo hatte die Mächtigen Südafrikas glänzend geschmiert und konnte weiter sein Luxusleben führen.

Bis zum März 2012. Da griff Interpol den weltweit Gesuchten auf, am Flughafen von Bangkok, und überstellte ihn nach Italien. Wo er seither in Einzelhaft einsitzt. 41bis. Zunächst schwieg Palazzolo zu den Fragen der Ermittler, anderthalb Jahre lang. Ende 2014 begann er auszuagen. Worüber er mit den Staatsanwälten redet, ist nicht bekannt. Man weiß nur, dass es jene Staatsanwälte sind, die die Verflechtung zwischen der Mafia und dem italienischen Staat untersuchen.

Monatelang sind wir Palazzolos Spuren gefolgt, in Italien, Deutschland, Südafrika, Angola, um erstmals den ganzen Umfang seiner Geschäfte aufzudecken. Wir: Das ist ein internationales Investigativteam aus den Recherchebüros IRPI, Italien, ANCIR, Südafrika, CORRECTIV, Deutschland und Quattrogatti, Großbritannien.

Ein Näschen für gute Deals

Was zuerst auffällt an Vito Palazzolo — oder an „Robert von Palace-Kolbatshenko“, wie er sich in Südafrika nannte – sind seine grün-grauen Augen, die aus einem breiten Gesicht leuchten, das nichts von seiner sizilianischen Herkunft verrät. Für jemanden von mittelgroßer Statur hat er eine überraschend tiefe Stimme. Alles an ihm strahlt die verfeinerte Weltläufigkeit eines Investmentbankers aus. Am liebsten trägt er helle Baumwollhosen und leinene Hemden, „perfekt“ – sein Lieblingswort –für die heißen afrikanischen Sommer. Er isst gern Fisch zu Salat, hat eine Vorliebe für schöne Frauen und alten Whiskey, liebt seine Mercedes-Limousinen und kann, ganz Sizilianer, nicht ohne die Nähe des Meeres leben. Seine Penthouses liegen an der Promenade von Kapstadt, an der atemberaubend schönen Clifton Bay, einige Kilometer weiter, oder am Strand von Swakopmund in Namibia.

In einem fort spricht er in sein Handy und fädelt Deals ein, auf Italienisch, Deutsch, Englisch, Portugiesisch und Französisch. Er ist der perfekte Gastgeber: stets freundlich, stets aufmerksam, und wagt es jemand, ihm vorzuhalten, er sei einer der wichtigsten Männer in der Cosa Nostra, dann antwortet er lachend: Wenn das wahr wäre, warum sollte er dann noch jeden Tag arbeiten, weit jenseits der 60?

„Kronzeugen aus Sizilien behaupten, das ich Mafia-Imperien in Venezuela, Brasilien, Mexiko, Kanada, ja sogar im Fernen Osten unterhalte“, hat Palazzolo einmal zu Protokoll gegeben. „Ich bin vielleicht intelligent und habe einige Fähigkeiten, aber sie gehen ganz sicher nicht so weit, dass ich die Finanzen der Mafia von meinem Haus in Franschhoek aus verwalten könnte.“

Doch genau das hat er getan.

Die Pizza-Connection

Glaubt man den Ermittlern, dann unterzog sich Palazzolo der Punciuta, dem Ritual, das die Zugehörigkeit zur „Familie“ besiegelt, bereits gegen Ende der 1970er Jahre. Man stach ihm in eine Fingerkuppe, verschmierte einige Tropfen Blut auf einem Heiligenbild und verbrannte es, während er seinen Eid sprach. So wurde er zu einem „Mann der Ehre“, der zunächst nach Deutschland entsandt wurde. Er machte eine Lehre bei der Deutschen Bank in Hamburg und arbeitete dann im Diamanten- und Edelsteinbusiness, bei Firmen in Pforzheim und in Konstanz.

1981 hatte er genug gelernt. Seine sizilianischen Bosse beorderten ihn in die Schweiz, wo er fortan ein Team von Bankern anleitete, die Drogengeld waschen sollten – Gewinne aus dem schwunghaften Heroinhandel, den die Cosa Nostra in jenen Jahren betrieb, zwischen der Türkei und den USA. Bis zu vier Tonnen Heroin verschiffte die italienische Mafia pro Jahr aus Europa in den Hafen von Newark, unweit von New York.

1984 flog diese „Pizza Connection“ auf – und zog eines der längsten Gerichtsverfahren nach sich, das es in den USA bis dahin gegeben hatte. 1987 wurden 21 Mafiosi zu zum Teil hohen Haftstrafen verurteilt. Und alle Welt konnte sehen, wie weit der Arm der italienischen Mafia inzwischen reichte.

Schweizer Ermittler konzentrierten sich auf die Geldflüsse der Pizza Connection und wiesen nach, dass mindestens 47 Millionen Dollar Drogengeld in der Schweiz gewaschen worden waren. Palazzolo hatte in den USA Treuhandkonten eröffnet, über die die Drogengewinne in die Schweiz überwiesen werden konnten, von wo aus das Geld dann investiert wurde, vor allem in Immobilien, in New York und Miami, Puerto Rico und Monte Carlo.

Im September 1985 wurde Palazzolo zu drei Jahren Haft wegen Geldwäsche verurteilt. Doch schon ein gutes Jahr später, zu Weihnachten 1986, nutzte er einen 36-stündigen Freigang zur Flucht – und setzte sich ab nach Südafrika, dem Land, in das bereits etliche andere Cosa Nostra-Gangster Zuflucht gefunden hatten.

Ein Wirtschaftsimperium

Palazzolo fasste schnell in Südafrika Fuß. Sogleich machte er sich daran, der örtlichen Elite Gefallen zu erweisen und sich so ihrer Loyalität zu versichern. Allen voran hatte er es auf Roelof Frederik „Pik“ Botha abgesehen, den langjährigen Außenminister Südafrikas, eine zentrale Figur im südlichen Afrika, mit seinen Kriegen, seinen Diamantenminen. Palazzolo hatte sich den richtigen Freund gewählt: 1995 half ihm Botha, die südafrikanische Staatsbürgerschaft zu erhalten, obwohl der Mafiosi damals längst auf der von Interpol geführten Liste der weltweit meistgesuchten Verbrecher stand. (Pik Botha bestreitet, dass er Palazzolo half.)

Palazzolo heiratete in Südafrika zum zweiten Mal und kaufte eine Farm, La Terra de Luc, in dem fruchtbaren, malerischen Franschhoek-Tal, ein weitläufiges Anwesen, mit Eichen, Pflaumen- und Birnbäumen, mit Gästehäusern, Pools und allem erdenklichen Luxus. Auf La Terra de Luc, konnte Palazzolo den mondänen Gastgeber geben und seine Gäste, mächtige Männer von Welt, erlesen bewirten: die südafrikanische Elite aus Wirtschaft und Politik, südafrikanische Gangster, Bürgermeister aus Italien, und natürlich seinen besten Freund, den italienischen Graf Riccardo Agusta, Erbe der berühmten Hubschrauber-Fabrikanten-Dynastie, wir werden auf diese Verbindung zurückkommen.

Nach außen war Palazzolo in jenen Jahren ein erfolgreicher Geschäftsmann. In seinem zweiten, verborgenen Leben aber war er der Bankier der Cosa Nostra, zuständig für Offshore-Banking und Geldwäsche. Bargeld, das die italienische Mafia in Italien oder sonstwo erpresst, erdealt, erzielt hatte, floss über eine kleine Bank im malerischen Franschhoek-Tal nach Liechtenstein, nach Manhattan, zu den Brititsh Virgin Islands, vermehrte sich unterwegs um immer neue Summen, um Mafia-Geld, um privates Vermögen von Palazzolo, um am Ende dieser Reise um die Welt wieder daheim anzukommen, in der Von Palace Kolbatshenko Familiestiftung, im Franschhoek Tal, in Südafrika.

1995 begann die italienische Polizei, die Machenschaften der italienischen Mafia in Südafrika zu untersuchen, zunächst unterstützt von der dortigen Regierung; Staatspräsident Nelson Mandela richtete 1996 eine entsprechende Sondereinheit ein, die PITU Presidential Investigative Task Unit, angeleitet von einem Sergeant namens Andre Lincoln.

Die Ermittler stießen rasch auf Ungeheuerliches: Etliche Politiker und Polizisten standen auf Palazzolos Gehaltsliste, wesentliche Schaltstellen der regierenden Partei ANC hatte er korrumpiert. Er hatte Beamte der südafrikanischen Anti-Drogen-Polizei gekauft, den Interpol-Abgesandten Südafrikas in London und, man höre und staune, den Leiter der südafrikanischen Ermittlungseinheit gegen organisierte Kriminalität.

Sergeant Lincoln ermittelte unter strengster Geheimhaltung, es gelang ihm sogar, eine persönliche Beziehung zu Palazzolo aufzubauen. Aber dann sickerte doch durch, was er vorhatte, und viele einflussreiche Leute begannen, sich Sorgen zu machen. 1998 wurde Sergeant Lincoln der Korruption, des Diebstahls und des Betrugs angeklagt, und er musste zurücktreten. Zehn Jahre später wurde er freigesprochen, doch die Untersuchung – wie sehr die Mafia das Establishment durchdrungen hatte – wurde nicht weiter geführt.

1999 ermittelte die südafrikanische Polizei erneut gegen Palazzolo, dieses Mal wegen Geldwäsche, und fand heraus, dass Millionen Rand von Südafrika über Liechtenstein und wieder zurück geflossen waren, über Konten in den USA, Großbritannien und mehrere tropische Steuerparadiese. Aber auch diese Ermittlungen führten zu nichts: 2001 sprach der Oberste Gerichtshof in Südafrika Palazzolo vom Vorwurf der Geldwäsche frei — warum auch immer.

Das Geld aus dem Offshore-Banking legte Palazzolo klug an. Nicht nur, dass er zig Luxusimmobilien und hochwertige Farmen im südlichen Afrika kaufte.

Er gründete auch eine Abfüllanlange für hochwertiges Mineralwasser, La vie de Luc, daheim im Franschhoek-Tal – mehrere Fluglinien, darunter South African Airways, servieren das Mafia-Wasser bis heute ihren Gästen.

Diamonds are forever

Ähnlich wie in Südafrika machte sich Palazzolo Angola untertan – erst kaufte er die lokalen Eliten, dann machte er dort seine Geschäfte, zum Schaden des Landes. Das südliche Afrika erwies sich für den Mafioso aus Europa als eine Art kriminelles Paradies.

Angola ist ein Land, in dem lange Krieg herrschte. Nach der Unabhängigkeit von Portugal 1975 begann ein verheerender Bürgerkrieg, der letztlich bis 2002 dauerte.

1994, nach einem ersten Friedensabkommen, begannen wagemutige Unternehmen wieder im Land zu investieren – unter ihnen Palazzolo. Sein Trick: Er besetzte die Aufsichtsräte der von ihm gegründeten Unternehmen mit der Crème-de-la-Crème des angolanischen Establishments, mit Generälen, Ministern, ja, mit Präsidenten Eduardo Dos Santos selbst. Auf diese Weise gelang es ihm, fünf Konzessionen für Diamantenabbau in Lusaka Nord zu erwerben, jener angolanischen Provinz, die traditionell die beste Edelsteinqualität hervorbringt.

Wie viel Umsatz, wie viel Gewinn die Minen abwerfen, ist unbekannt. Aber eine Zahl gibt es: der Wert der Lagerstätten. Er wird mit rund 280 Millionen US-Dollar beziffert.

Diamantenminen und Offshore-Banking erwiesen sich als perfekte Kombination: Palazzolo konnte so im Verborgenen agieren – bislang war nicht bekannt, das er diese Minen besaß – und konnte zudem in großem Stil Steuern hinterziehen, wie ein bislang nicht veröffentlichter Fall von 1996 zeigt.

1996 erwarb Palazzolo Anteile an der russischen Lemonosov-Mine, der größten Diamantenmine in Europa. Zuvor hatte er, über eine Scheinfirma auf den British Virgin Islands, gemeinsam mit dem australischen Bergbau-Riesen Ashton Mining ein ein Joint-Venture gegründet; gemeinsam brachten sie 2,5 Millionen Dollar ein in die russische Mine. Mafia-Geld, über Steueroasen eingespeist in legale Investitionen: Willkommen in der weltweit agierenden Mafia AG.

Vergiss nicht, woher du kommst

1996 beherbergte Palazzolo einige Mafiosi, die aus Italien geflohen waren, allen voran Giovanni Bonomo, Chef eines mandamento, eines großen Gebietes der Cosa Nostra, jener Gruppe, der auch Palazzolo angehörte. Bonomo übernachtete auf Palazzolos Farm in Südafrika, ehe er sich in dessen Mercedes hinüber nach Namibia stahl – und sich dort auf einer von Palazzolos Farmen versteckte.

Bonomo blieb in Namibia von 1996 bis Anfang 2002 – genau zu jener Zeit, in der die Cosa Nostra die Küste von Namibia nutzte, um einen schwunghaften Kokainhandel zu betreiben, zwischen Kolumbien und Italien. 2004 wurde Bonomo im Senegal festgenommen.

Ein Makler für Finmeccanica

Es gibt einen Konzern in Italien der ist besonders. Finmeccanica heißt er — einer der größten Industriekonzerne Italiens. In die ehemalige Staatsholding wurden in den 1990er Jahren fast alle italienischen Rüstungs-, Luft- und Raumfahrtunternehmen eingegliedert. Sein Umsatz über 15 Milliarden Euro. Der größte Aktionär: Italien selbst.

Und ausgerechnet dieser besondere Konzern pflegte Kontakte zum Sizilianer.

2009 gab der italienische Botschafter in Angola ein Ehrendinner für eine Delegation italienischer Industrieller in seiner Residence in Luanda. Unter den anwesenden Managern, eine Gruppe der Waffenschmiede Finmeccanica.

Sie hatten ein besonders Angebot im Gepäck. Den Hubschrauber Westland „Lynx“, der Marke Agusta Westland. Er gilt als einer der schnellsten Hubschrauber der Welt. Armeen aus 13 Ländern benutzen die Höllenmaschine. Darunter Deutschland und Großbritannien.

Palazzolo hatte eine frühe Beziehung zum Hubschrauber-Fabrikanten. Der Vater von Palazzolos Freund, Graf Riccardo Agusta, hat das Unternehmen gegründet, es hat Niederlassungen in Südafrika.

Auf dem Ehrendinner in Luanda war, Vito Roberto Palazzolo Ehrengast. Es heißt, er sei von der Südafrikanischen Niederlassung von Agusta Westland eingeladen worden. Der Mafia-Flüchtling saß mitten unter den Waffen-Managern. Und schwärmte von einem grandiosen Flottengeschäfte, erinnern sich Teilnehmer des Treffens.

Zuvor soll Palazzolo einige Tage mit Finmeccanica-Managern in Pretoria verbracht haben, der Hauptstadt von Südafrika. Sie haben ihn herumgeführt, und ihn vorgestellt als „ großartigen Agenten für gute Geschäfte südlich der Sahara.“ Sie sagten, er habe dem Unternehmen ein Vermögen eingbracht. Aber von welchem Vermögen, von welcher Flotte ist hier die Rede?

Tatsächlich hatte AgustaWestland im Jahr 1999 etwas zu feiern gehabt. Das Unternehmen hatte der südafrikanischen Armee Waffen und Helikopter im Wert von 300 Millionen Euros verkauft.

Alle Konkurrenten konnte AgustaWestland aus dem Markt schlagen. Und wie? Die Italiener heuerten früheren Generälen der südafrikanischen Armee an, um für sie Lobbyarbeit zu betreiben. Die südafrikanischen Justiz nennt das Korruption und ermittelt in Sachen AgustaWestland. Italien hat sich angeschlossen. Auch hier untersuchen Ermittler den Deal – nachdem ein AgustaWestland-Manager offenherzig davon gesprochen hat, einen „schwarzen Topf“ aufgestellt zu haben, um Afrikanische Minister zu bestechen.

Hat Palazzolo bei diesem Deal geholfen? Ist er involviert in den Fall? War das der Deal mit der „Flotte“, bei dem ein „Vermögen“ gemacht wurde, von dem die Rede war, bei dem Ehrendinner in Luanda? Die Szene ist jedenfalls bestechend: Auf einer Party stoßen im Kerzenschein Top-Manager einer der größten Waffenschmiede der Welt mit einem Mafioso an und feiern beim Champagner ihre Fähigkeiten Vermögen zu verdienen. Während daheim die Ermittler versuchen, den Flüchtling zu fassen.

Finmeccanica sagt, das Unternehmen weiß von keinen „Gerichtsdokumenten“ zu dem Fall und verweigert deswegen jeden Kommentar.

Palazzolo hat eine Fähigkeit. Als damals 1992 der Pakt zwischen Staat und Mafia in die Luft gesprengt wurde, war er einer der wenigen, der die Gefahr kommen sah und denen es gelang, dem Feuer zu entkommen.

Nun im Knast redet er wieder. Er scheint wie ein gehetztes Tier, dass verzeifelt einen Weg sucht, erneut den Flammen zu entgehen.

Autoren: Giulio Rubino, Cecilia Anesi

Redaktion: Ariel Hauptmeister

Zusätzliche Recherche: John Grobler