Futter für AfD-Wähler
Vom ehemals linksextremen Jürgen Elsässer über den Verschwörungstheoretiker Ken Jebsen bis zum deutschnationalen Stichwortgeber Götz Kubitschek: In einer siebenteiligen Serie stellt CORRECTIV die Medien der Neuen Rechten und ihre Bedeutung vor.
Im Internet findet heute jeder die Wahrheit, die er sucht. Gerade wenn es um heikle Themen wie Flüchtlinge, Russland oder den Islam geht, stehen sich immer häufiger komplett andere Weltbilder gegenüber. Längst stehen die von den Verächtern so genannten „Mainstream“-Medien, die „Lügenpresse“, unter einem Generalverdacht: Dass sie auslassen, lügen, manipulieren, sich vor den Karren anderer, mächtiger Interessen oder „Eliten“ spannen lassen, gesteuert werden vom US-Geheimdienst CIA, vom israelischen Geheimdienst Mossad oder den Freimaurern.
Die „Beweise“ dafür liefern ein paar wirkmächtige Medien, die sich weit außerhalb des gesellschaftlichen Konsens stellen. Für jede noch so krude Verschwörungstheorie findet sich heute irgendwo ein Artikel, der angebliche Beweise liefert, dazu gibt es vermeintliche „Experten“, die all das bestätigen.
Eine Analyse des Bayerischen Rundfunks (BR) ergibt im Dezember 2016: Pegida-Anhänger informieren sich kaum noch in den klassischen Medien. Sondern bei der „Jungen Freiheit“, bei „Compact“, bei „RT Deutsch“.
In dieser CORRECTIV-Serie stellen wir die einflussreichsten dieser rechten Medien vor. Einige von ihnen, wie KenFM, das Magazin „Compact“, RT Deutsch und der Kopp-Verlag geben vor, den klassischen Konflikt zwischen Rechts und Links aufzuheben. Stattdessen gebe es nun ein „Oben gegen Unten“, kämpfe „das Volk gegen die Eliten“. Die Wochenzeitung „Junge Freiheit“, das Theoriemagazin „Sezession“ und der Blog „PI-News“ hingegen positionieren sich klar rechts, irgendwo jenseits der CDU. Für sie verkörpert die AfD die Hoffnung, ihrer Weltsicht endlich Gehör zu verschaffen. Wobei die Grenzen zwischen rechtskonservativ und rechtsextrem fließend sind.
Wir haben sieben Medien ausgewählt – und müssen alle anderen rechts liegen lassen. Etwa die „Blaue Narzisse“, ein Magazin für „Jugend, Identität und Kultur“, oder „Tichys Einblick“, ein von Roland Tichy gegründetes (Web-)Magazin, in dem der langjährige Chefredakteur der „Wirtschaftswoche“ die angebliche „Manipulation“ durch die etablierten Medien beklagt. Daneben gibt es noch die rechtsliberale Zeitschrift „eigentümlich frei“, die Internetportale „Epoch Times“, „Sputnik Deutschland“ und die „Deutsche Wirtschaftsnachrichten“. Die Szene ist mittlerweile riesig. Und alle diese Medien werden im kommenden Jahr im NRW-Landtagswahlkampf und im Bundestagswahlkampf vermutlich eine wichtige Rolle spielen. Wer die wichtigsten Akteure kennt, weiß auch ihre Botschaften besser einzuschätzen.
Im StudioCORRECTIV spricht Camilla Kohrs über ihre Recherche mit Chefredakteur Markus Grill.
CORRECTIV-Serie über die Medien der Neuen Rechten