Weiße Wölfe

Weisse Wölfe Razzia

Mit dem Verbot der Gruppe „Weisse Wölfe Terrorcrew“ will Innenminsterminister de Maizière Stärke zeigen. Die Gruppe soll Anschläge auf Flüchtlingsheime geplant haben. Es gibt Hinweise darauf, dass die Neonazi-Zelle als Nachfolgeorganisation der bereits vor Jahren verbotenen Terrorgruppe „Combat 18“ fungiert hat.   

von David Schraven

Diese Recherche erscheint gleichzeitig in der „Sächsischen Zeitung“ und der „Heilbronner Stimme“. 

Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat am Mittwoch die rechtsextreme Gruppierung Weisse Wölfe Terrorcrew verboten. Die gewaltbereite Organisation wird verdächtigt, Anschläge gegen Flüchtlingsheime vorbereitet zu haben. 15 Wohnungen im Bundesgebiet wurden durchsucht. Leichte Waffen, Elektroschocker sowie Kampfmesser wurden zusammen mit Propagandamaterial sichergestellt. Minister de Maizière sagte: „Das Verbot ist ein deutliches und starkes Zeichen gegen Rechtsextremismus und ein weiterer wichtiger Schritt gegen Hass und Hetze in Deutschland.“

Nach Angaben des Ministeriums führt die Staatsanwaltschaft Bamberg seit Monaten gegen mehrere Mitglieder ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung. Zwei Personen wurden in Untersuchungshaft genommen. Es sollen Anschläge auf Asylbewerberunterkünfte geplant gewesen sein.

Mit dem Verbot der Weissen Wölfe will Innenminister de Maizière härter gegen die rechtsextremen Strukturen vorgehen, und auch deren mögliche Nachfolgeorganisationen angreifen.

Die Weisse Wölfe Terrorcrew (WWT) gibt es sei knapp acht Jahren. Sie berufen sich auf den Dortmunder Neonazi Marco G. und dessen Skinhead-Band Weisse Wölfe. Die Musik der Weissen Wölfe steht wegen Volksverhetzung auf dem Index und darf in Deutschland nicht aufgeführt werden. Zum harten Kern von WWT gehören 25 Personen. Die jetzigen Durchsuchungen richteten sich gegen die Leiter der Ländersektionen in Hamburg, Berlin, Sachsen, Brandenburg, Niedersachen und andere.

Nach Informationen von CORRECTIV versteht sich Marko G. als Kopf der deutschen Gruppe Combat 18. Dies geht aus einer Email von Marko G. an Gesinnungsgenossen hervor. In Dortmund selbst bestand eine Combat 18-Zelle, aus deren Umfeld der Neonazi Michael Berger stammte – der im Jahr 2000 drei Polizisten erschoss, ehe er sich selbst tötete.

Combat 18 ist die verschlüsselte Bezeichnung für Kampfgruppe Adolf Hitler. Die Zahl 18 entspricht dem ersten und achten Buchstaben im Alphabet: A.H. Combat 1 ist der militärische Arm der internationalen Blood & Honour-Szene, mit Ablegern in ganz Europa. Innerhalb der Gruppe werden Waffen und Sprengstoff über Grenzen hinweg verschoben. Sowohl Combat 18 als auch Blood & Honour sind seit Jahren in Deutschland verboten.

Dennoch sieht es so aus, als sei WWT eine Art Nachfolgeorganisation von Combat 18. Die Zellen des WWT waren nach Art von Combat 18 organisiert. Mitglieder von WWT sind auf Fotos mit Logos von Combat 18 zu sehen.

Die Combat 18-Zellen gelten als extrem gewalttätig und bereit zu Terrorakten. Auch die Mitglieder der Gruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU), Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe gingen aus dem Blood & Honour-Umfeld hervor und hatten sich nach Vorbild von Combat 18 organisiert. Sie töteten nach jetzigem Kenntnisstand zehn Menschen und verübten Bombenanschläge und Raubüberfälle in der Bundesrepublik.

WWT-Mitglieder sind in den vergangenen Jahren immer wieder mit Gewalttaten aufgefallen. Wie aus Antworten der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken im Bundestag hervorgeht, wurden seit 2008 mehr als zehn Strafverfahren geführt: wegen gefährlicher Körperverletzung, gemeinschädlicher Sachbeschädigung, Beleidigung und Volksverhetzung. Im Jahr 2001 wurde ein Mitglied der WWT aus der Schweiz verhaftet, weil er dort einen Mann niedergeschossen hatte und dann bewaffnet nach Hamburg geflohen war.