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Facebook: Fact-Checking reduziert Reichweite von Fake-News um 80 Prozent

Facebook hat zum ersten Mal veröffentlicht, wie effektiv der Kampf des Unternehmens gegen falsche Nachrichtenmeldungen ist: noch nicht effektiv genug.

von Kiyo Dörrer

Wie effektiv sind die Bemühungen von Facebook gegen Fake News? Der Konzern hat jetzt erstmals Zahlen vorgelegt.© Collage von Ivo Mayr / Correctiv

Laut Angaben des sozialen Netzwerks verlieren Fake News 80 Prozent ihrer Reichweite, wenn sie ein Kooperationspartner sie als solche kennzeichnet. Das teilte der Chef der Facebook-Abteilung News Partnerships Jason White in einer Email an die Kooperationspartner der Fact-Checking Initiative mit. Auch CORRECTIV erhielt die Email.

Die Kennzeichnung von Fake News durch die Mitglieder der Fact-Checking Initiative ist ein zweistufiger Prozess. Zunächst meldet ein Fact-Checker einen Post als Fake News. Dann kennzeichnet Facebook den Post als Fake News. Die Kennzeichnung als „false news“, wie Facebook Fake News bezeichnet, dauere allerdings meist drei Tage, so White. Bis dahin hat ein Post schon den Großteil seiner Leserschaft erreicht.

Das soziale Netzwerk steht seit einiger Zeit in der Kritik, weil sich über die Plattform falsche Nachrichtenmeldungen weltweit verbreiten. Als Gegenmaßnahme kündigte Facebook im Dezember 2016 eine Zusammenarbeit mit unabhängigen Medienpartnern an. Die Kooperation sollte schnell Falschmeldungen als solche kennzeichnen und ihre Verbreitung eindämmen. CORRECTIV ist seit April 2017 der einzige deutsche Partner in der Initiative. Die Kooperation ist nur ein kleiner Teil der Arbeit des Faktencheck-Team von CORRECTIV. Das Team sucht auch in anderen sozialen Netzwerken nach Fake News und berichtet auch über die Hintergründe der Verbreitung von Desinformationen.

Ein langsamer Prozess

Kooperationspartner wie CORRECTIV schauen sich diejenigen Posts genauer an, die von Nutzern und von Facebook als überprüfungswürdig eingestuft wurden.

„Wir haben über mehrere Wochen die Daten genau analysiert. Daraus haben wir gelernt, dass wenn einer unserer Fact-Checking Partner eine Nachricht als falsch einstuft, wir die zukünftigen Impressionen um 80 Prozent reduzieren können“, so White.

Allerdings dauere der Prozess des Fact-Checkings meist mehr als drei Tage. Oft werden Posts nicht sofort von Usern gemeldet. Auch kann je nach Thema die Recherche sehr aufwendig sein. Wie schnell das Ergebnis des Kooperationspartners bei Facebook verarbeitet wird, ist auch eine Unbekannte. Die größte Reichweite hat ein Post aber in den ersten Stunden und Tagen nach der Veröffentlichung. „Unsere erste Priorität ist es, diese Falschmeldungen früher zu erkennen“, schreibt White.

Zweifel an der Effektivität

Allerdings dürfe die Genauigkeit nicht darunter leiden. „Es ist wichtig, die Geschwindigkeit und Effektivität zu erhöhen, es ist aber genauso wichtig, dass wir es richtig machen und legitime Meinungsäußerungen nicht einschränken.“

Seit dem Anfang der Kooperation hat es bereits Zweifel an der Effektivität der Initiative gegeben. Eine im September veröffentlichte Studie der Yale Universität zeigte, dass die Kennzeichnung eine sehr geringe Auswirkung auf die Wahrnehmung der User hatte. Die britische Zeitung „Guardian“ berichtete, dass die Einstufung von Facebook in einem Fall zu deutlich mehr Klicks und Shares für einen Artikel geführt hat.

Facebook hatte dagegen von einer erfolgreichen Strategie gesprochen, jedoch bis jetzt keine konkreten Zahlen geliefert.