Faktencheck

Nein, diese Vögel starben nicht durch 5G-Strahlung in Kroatien

Auf Facebook kursieren mehrere Beiträge, in denen behauptet wird, dass in Kroatien Vögel plötzlich gestorben seien, als ein 5G-Sendemast eingeschaltet wurde. Die Bilder stammen jedoch aus Italien und zeigen die Folgen eines Sturms.

von Steffen Kutzner

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Screenshot der Bilder auf Facebook. (Quelle: Phillip Jeuring/Facebook, Screenshot: CORRECTIV)
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Falsch. Die Bilder stammen nicht aus Kroatien, sondern aus Italien und zeigen die Folgen eines Sturms.

„Die Öffentlichkeit unter Schock! Vogeltod in Kroatien nach der Installation und Einschaltung des 5G-Turms vor 2 Tagen.“ Mit diesen Worten beginnen auf Facebook mehrere Beiträge von Mitte Mai, die zusammen mehr als 5.000 Mal geteilt wurden. Darin sind Fotos von zahlreichen Vögeln, die am Boden liegen, zu sehen. Es wird behauptet, dass sie kurz nach der Aktivierung eines 5G-Sendemastes in Kroatien „vor zwei Tagen“ gestorben seien. Je nach Beitrag wäre das am 12. oder 16. Mai gewesen. 

Falsch ist beides. Die Bilder toter Vögel, die sich in den Beiträgen finden, sind älter und stammen aus Italien.

Die Bilder wurden bereits am 5. Februar 2020 auf der Facebook-Seite des Mediums Roma Today geteilt. Dort heißt es laut der Übersetzungssoftware DeepL: „Wind in Rom, ein Baum fällt und ein Mann wird verletzt: Es ist ein schweres Massaker an toten Vögeln auf der Straße.“ Die Bilder beziehen sich also auf ein Unwetter in Rom. Dabei wurde ein Mann von dem umstürzenden Baum verletzt, wie Roma Today in dem auf Facebook verlinkten Artikel berichtet. Die Vögel auf der Straße, so heißt es weiter, hätten ihre Nester in dem umgestürzten Baum gehabt. 

Laut der Webseite Ookla, die nach eigenen Angaben den Mobilfunkausbau anhand offizieller Quellen dokumentiert, ist 5G in Rom zwar verfügbar. Jedoch kann der Mobilfunkstandard Tieren und Menschen laut Bundesamt für Strahlenschutz nicht gefährlich werden, sondern lediglich eine Veränderung der Körpertemperatur von weniger als einem Grad Celsius zur Folge haben. Der Tod der Vögel kann also nichts mit dem Mobilfunkstandard 5G zu tun haben. 

Als Bäume getarnte 5G-Masten?

In einem der Beiträge werden zusätzlich einige Fotos von Bäumen gezeigt. Eines zeigt eine Antenne in einem Baum. In diesem Beitrag wird geschrieben, dass in den USA 5G-Antennen als Bäume getarnt würden.

Tatsächlich zeigen die Bilder Funkmasten, die in Bäume integriert zu sein scheinen. Das erste Bild von dem einzelnen Baum an einer Straße wurde im März 2016 auf einer Webseite veröffentlicht, die als Quelle celltowerphotos.com angibt. Dort findet sich das Foto ebenfalls, jedoch ohne Angabe von Zeit oder Ort. Die anderen Bilder der Seite weisen jedoch auf die USA hin. 2016 gab es noch kein 5G – laut Medienberichten begann die schrittweise Einführung erst 2018.

Diese Fotos sollen in Bäume integrierte Funkmasten zeigen. (Screenshot: CORRECTIV)

Die beiden anderen Bilder zeigen ebenfalls Funktürme, die Bäumen nachempfunden sind. Das Bild mit der am Kran hängenden „Baumspitze“ stammt mutmaßlich von einer Webseite eines Herstellers von Funktürmen und Strommasten. Eine Bilderrückwärtssuche mit Tineye gibt als Datum den 22. Oktober 2014 an. Dasselbe Bild war im April auf Facebook veröffentlicht worden mit der Behauptung, die getarnten Masten dienten dazu, Menschen auszuspionieren, was einen Faktencheck von Australian Associated Press (AAP) zur Folge hatte. 

Das Bild mit drei Bäumen, auf dem ein gelb-roter Kranarm zu sehen ist, stammt laut der Rückwärtssuche bei Tineye ebenfalls aus dem Jahr 2014.

Dass Funkmasten in die Landschaft oder in Gebäude integriert werden, dient also nicht dazu, 5G-Masten zu verheimlichen. Seit vielen Jahren gibt es diese Vorgehensweise, die offenbar ästhetische Gründe hat.

Um die 5G-Technologie ranken sich verschiedene falsche Behauptungen, die wir unter anderem hier, hier und hier überprüft haben.