Faktencheck

Nein, ein Nasenspray-Impfstoff gegen Grippe für Kinder in Österreich enthält keine Zellen von Affen und Hunden

In Sozialen Netzwerken kursiert die Behauptung, in Österreich sollten alle Kinder mit einem Nasenspray gegen Influenza geimpft werden. Es wird suggeriert, der Impfstoff sei gefährlich, weil darin „genetisch veränderte Organismen“ und Zellen von Affen und Hunden enthalten seien. Das stimmt nicht.

von Steffen Kutzner

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Angeblich sollen in Österreich Kinder mit einem gefährlichen Nasenspray gegen Influenza geimpft werden. (Symbolbild: robin_24/Flickr, CC 2.0)
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Größtenteils falsch. Das Nasenspray enthält zwar genetisch abgeschwächte Viren, jedoch keine tierischen Zellen. Die Impfung ist freiwillig.

Auf dem Messengerdienst Telegram und auf Facebook wird eine Nachricht verbreitet, in der behauptet wird, in Österreich solle jedes Kind mit Fluenz Tetra Nasenspray gegen Influenza geimpft werden. Das Spray enthalte „gentechnisch veränderte Bestandteile“ und Zellen von Affen und Hunden (Cockerspanieln).

Recherchen von CORRECTIV zeigen: Es gibt zwar ein kostenloses Impfprogramm für Kinder in Österreich, das ist jedoch freiwillig. Und das Nasenspray gegen Influenza enthält keine Zellen von Affen oder Hunden. 

Die Nachricht auf Telegram im Channel des rechtspopulistischen Journalisten Oliver Janich wurde mehr als 112.000 Mal gesehen und der Facebook-Beitrag mehr als 1.300 Mal geteilt.

Influenza-Impfung ab Saison 2020/21 Teil des Impf-Programms

Ab der kommenden Saison 2020/21 werde es in Österreich eine kostenlose Influenza-Impfung für Kinder geben, teilte Nina Bauregger, eine Pressesprecherin des Gesundheitsministeriums, CORRECTIV mit.

Der Beitrag auf Facebook erweckt den Eindruck, dass alle Kinder mit diesem Impfstoff geimpft werden müssen, und dass es etwas Neues sei, dass dies „gratis“ geschieht. In Österreich sind jedoch alle Impfungen freiwillig, auch wenn eine Impfpflicht von der Österreichischen Ärztekammer gefordert wird. 

Es gibt seit fast 20 Jahren ein unter anderem vom Gesundheitsministerium finanziertes Impfprogramm, in Zuge dessen viele wichtige Impfungen für Kinder bis zum 15. Lebensjahr kostenlos sind. In dieses Programm wird nun die Influenza-Impfung neu aufgenommen, allerdings laut Bauregger „in einer begrenzten Menge“. 

Auszug aus einer E-Mail des österreichischen Gesundheitsministeriums. (Screenshot und Markierung: CORRECTIV)

Nasenspray enthält weder pflanzliche noch tierische Zellen

Sowohl im Facebook-Beitrag als auch in der Nachricht, die auf Telegram kursiert, ist ein Link zur Gebrauchsinformation, also dem Beipackzettel, angegeben. Darin steht nichts von Zellen von Affen oder Hunden, nur ein Hinweis auf „genetisch veränderte Organismen“. Die Influenzaviren würden in Hühnereiern vermehrt und die Virenstämme in Verozellen produziert. 

Die Behauptung, dass Zellen von Affen in Impfstoffen enthalten seien, wird im Netz häufiger verbreitet und bezieht sich meist auf diese Verozellen. CORRECTIV hat dazu bereits einen Faktencheck veröffentlicht und Informationen des Paul-Ehrlich-Instituts erhalten: Verozellen sind demnach Nierenzellen von grünen Meerkatzen, die für die Vermehrung mancher Impfstoff-Viren verwendet werden. Für den Impfstoff werden die Viren jedoch laut Paul-Ehrlich-Institut gereinigt und Reste der Zellkultur entfernt. Affenzellen sind also keine Bestandteile von Impfstoffen.

In dem Beipackzettel des Fluenz Tetra Nasensprays findet sich auch die Information, dass das Medikament in Europa von der Firma Astra-Zeneca vertrieben wird. Sabine Reinstädler, eine Pressesprecherin von Astra-Zeneca in Deutschland, erklärte CORRECTIV, dass das Medikament keine Zellen enthalte – „keine pflanzlichen und keine tierischen – weder von Affen noch Hunden, oder sonstigen Organismen.“

Auszug aus der E-Mail von Sabine Reinstädler. (Screenshot und Markierung: CORRECTIV)

Das Nasenspray enthält laut Reinstädler jedoch tatsächlich „genetisch veränderte Organismen“, nämlich die Influenzaviren. „Sie sind also dahingehend genetisch modifiziert, dass sie keine influenza-typischen Krankheitssymptome auslösen und sich kaum bei Körpertemperatur vermehren können. Dennoch können diese veränderten Viren zu einer Immunität führen.“ 

Das Spray enthalte zudem „keine Bestandteile, die in der verwendeten Dosierung toxisch sind.“ Anderenfalls hätte das Medikament in Europa keine Zulassung erhalten. Im Facebook-Beitrag und auf Telegram war behauptet worden, das Spray sei mit „mehreren toxischen Stoffen“ versetzt.

Fazit: Das Nasenspray enthält keine Zellen von Affen oder Hunden. Die Impfung gegen Influenza ist, wie alle anderen Impfungen auch, in Österreich freiwillig.