Doch, das Coronavirus wurde isoliert und PCR-Tests sind validiert
Das Coronavirus sei „noch nirgends isoliert“ und die Tests für den Nachweis nicht validiert worden, wird auf Facebook behauptet. Das stimmt nicht.
„Wie kann man eigentlich einen Corona-Impfstoff herstellen, wenn man das Virus noch nirgends isoliert hat und einen Test zum Nachweis benutzt, der gar nicht zum Nachweis von Viren validiert ist?“, wird auf einem hundertfach auf Facebook verbreiteten Bild gefragt. Dass SARS-CoV-2 nicht isoliert wurde und die Tests nicht validiert wurden, stimmt jedoch nicht, wie wir bereits für einen Faktencheck recherchierten.
Ein Virus zu isolieren bedeutet, dass es in einer Zellkultur gezielt vermehrt werden konnte. Dies ist bei SARS-CoV-2 mehrfach geschehen.
Zum ersten Mal meldeten koreanische Wissenschaftler im Februar 2020, dass sie das Virus isoliert hätten. Dasselbe gelang Mitte März beispielsweise auch Forschern in Kanada und im August in den USA. Auch das Universitätsklinikum Düsseldorf isolierte das Virus.
Die Behauptung, die Tests für den Nachweis des Virus seien nicht validiert worden, ist unpräzise, weil es nicht nur eine Art von Tests gibt: Für Antigen-Tests laufen die herstellerunabhängigen Validierungsverfahren derzeit noch, erklärt das Robert-Koch-Institut auf einer Informationsseite. Aus diesem Grund würden positive Testergebnisse von Antigen-Tests bisher immer durch PCR-Tests bestätigt. Denn PCR-Tests sind validiert. Eine Übersicht von knapp 1.000 SARS-CoV-2-Tests ist auf der Webseite der Foundation for Innovative New Diagnostics verfügbar.
Christian Drosten erklärte Validierung von PCR-Tests mehrmals
Das Gerücht, dass PCR-Tests nicht oder nicht ausreichend validiert worden seien, kursiert seit Beginn der Pandemie im Internet (beispielsweise hier), wurde jedoch bereits von uns widerlegt. Christian Drosten, der den Test entwickelte, hatte in seinem Podcast beim NDR am 18. März das Entwicklungs- und Validierungsverfahren erklärt (ab Minute 9:26).
Man habe, so Drosten, eine Reihe von Tests auf Basis des ersten SARS-Virus gemacht, die eine „riesengroße Diversität von Fledermaus-Coronaviren, also [den] nächsten Verwandten“ beinhalteten. Als in China eine Sequenzinformation des neuen Coronavirus veröffentlicht wurde, habe man die Daten mit den Tests abgeglichen. Es seien zwei Tests ausgewählt worden, die am besten zu dem neuen Virus passten. Diese habe man dann, mit der Universität Hongkong, der Universität Rotterdam, der nationalen Public Health Organisation in London und Patienten in Deutschland weiter validiert. Dazu sei eine große Validierungsstudie mit echten Patientenproben durchgeführt worden, die andere Coronaviren und Erkältungsviren enthielten – und kein einziges Mal habe es eine falsch-positive Testreaktion gegeben.
In der Podcast-Folge vom 30. September erklärte Drosten zudem (ab Minute 4:15), dass es inzwischen auch zusätzliche Validierungen gebe, da die Labore dazu übergegangen seien, „die Tests von Herstellern zu beziehen. Die haben unsere PCR zum Teil übernommen, zum Teil aber auch ein bisschen modifiziert“. Alle Hersteller hätten für den Verkauf der Tests noch einmal eigene Validierungsdaten vorlegen müssen, „denn sonst darf man solche PCRs gar nicht verkaufen. Die muss man zertifizieren lassen“, so Drosten.
Redigatur: Kathrin Wesolowski, Alice Echtermann
Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:
- NDR-Podcast-Folgen vom 18. März 2020 (Link) und 30. September 2020 (Link)
- Informationsseite des Robert-Koch-Instituts zu Covid-19-Testungen (Link)
- Meldungen zur Isolation des Virus aus Korea (Link), Kanada (Link), den USA (Link) und Deutschland (Link)