Nein, in Rheinland-Pfalz wurden keine 600 Kinderleichen in der Flut gefunden
In Sozialen Netzwerken kursiert die Behauptung, nach dem Hochwasser in Rheinland-Pfalz seien 600 Kinderleichen geborgen worden. Das ist laut Polizei frei erfunden.
Es ist eine grauenvoll klingende Nachricht, die auf Facebook kursiert. Eine Nutzerin schreibt am 27. Juli: „Hochwasser in Deutschland: 600 Kinderleichen in der Flut gefunden? In Bad Neuenahr/ Ahrweiler wurden Babyleichen angeschwemmt. Augenzeugen berichten auch von einer Turnhalle, in der rund 600 Kinder- und Babyleichen aufgebahrt sein sollen. Dies soll vor der Öffentlichkeit geheim gehalten werden.“ Auch NTV soll darüber berichtet haben, heißt es in dem Beitrag. Dazu wird ein Screenshot geteilt, der auf den ersten Blick wie die Schlagzeile auf einer Nachrichtenseite aussieht.
Die Behauptung kursiert auch in diversen Blog-Artikeln. Doch der vermeintliche Nachrichtenbeitrag ist ein Fake, die Meldung frei erfunden.
Polizei Koblenz warnt vor Falschmeldungen im Zusammenhang mit der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz
Eine Suche nach der angeblichen Nachrichten-Schlagzeile führt nicht zu Berichten, sondern zu einem Faktencheck. Auch bei NTV findet sich kein Bericht über 600 Kinderleichen, aber in einem Artikel am 29. Juli stellt NTV klar, dass es sich um eine Falschmeldung handelt.
In einer Pressekonferenz zur aktuellen Lage am 29. Juli ging ein Sprecher vom zuständigen Polizeipräsidium Koblenz auf die Behauptung ein und sagte, er wolle sich gegen solche Falschmeldungen stellen (ab Minute 11:11). Aktuell werde in den Sozialen Medien über angeblich 600 Kinderleichen berichtet. „Vertrauen Sie ausschließlich seriösen Quellen. Wir als Polizei informieren Sie jeden Tag über unsere Kanäle über die aktuellen Zahlen und Fakten.“ Er rief dazu auf, sich nicht am „unreflektierten Verbreiten von Meldungen im Internet beteiligen“.
Am 29. Juli, also zwei Tage nach dem Auftauchen der Falschmeldung, lag die Zahl der Todesopfer nach den Hochwassern in Rheinland-Pfalz bei 134, so Stadtfeld. Die Zahl der Vermissten lag bei 69. Auch auf Twitter veröffentlichte die Polizei Koblenz diese Zahlen und warnte vor Falschmeldungen. Bis zum 3. August ist die Zahl der Todesopfer Medienberichten zufolge auf 139 angestiegen.
Auch in zahlreichen Medienberichten wie zum Beispiel von der Deutschen Welle, der AFP, T-Online oder Mimikama wird die Behauptung über die angeblich hunderten Kinderleichen als Falschmeldung bezeichnet.
Redigatur: Tania Röttger, Till Eckert