Uğur Şahin sprach schon vor Beginn der Impfkampagne von möglicher Dritt-Impfung
Ein Bild auf Facebook suggeriert, Biontech-Chef Uğur Şahin habe anfangs versprochen, dass man vom Biontech-Impfstoff gegen Covid-19 nur zwei Dosen benötige. Ein halbes Jahr später habe er plötzlich seine Aussage geändert. Das stimmt so jedoch nicht.
Auf Facebook kursiert ein Bild von Biontech-Gründer Uğur Şahin: Es ist eine Foto-Collage, die aus zwei Fotos von ihm besteht. Auf dem oberen steht: „Mein Stoff wirkt zu 95 Prozent. Nur zwei Pieks und du bist sicher. Ich schwör.“ Auf dem unteren Bild steht: „Sechs Monate später […] Du brauchst einen dritten Pieks. Vielleicht auch noch einen vierten.“ Damit wird suggeriert, Şahin habe nach sechs Monaten sein Versprechen gebrochen oder verschwiegen, dass weitere Impfungen nötig sein könnten.
Das stimmt so nicht: Şahin hatte schon eine Woche vor Beginn der Impfkampagne in Deutschland am 27. Dezember 2020 in einem Interview gesagt, dass womöglich eine dritte Impfung notwendig werden könne.
Mitte November war für den Covid-19-Impfstoff von Biontech/Pfizer eine Wirksamkeit von 95 Prozent bekannt gegeben worden. Bis Mitte Mai 2021, sechs Monate später, hätte dem Bild zufolge also von einer dritten Impfung keine Rede sein dürfen. Şahin sprach aber schon vorher in Interviews über eine mögliche weitere Impfung.
Şahin sprach schon im Dezember 2020 von etwaiger dritter Impfung
Am 21. Dezember 2020, noch bevor die Impfkampagne in Deutschland begann, hatte der SWR ein Interview veröffentlicht, in dem Şahin erklärt, dass womöglich eine dritte Impfung notwendig werden könne.
Auf die Frage, wie lange man mit der Impfung vor dem Virus geschützt sei, und ob es Auffrischungen geben müsse, wie bei der Grippe-Impfung, antwortete er: „Da wir einen kombinierten Impfschutz haben, gehe ich davon aus, dass wir mindestens für einen Zeitraum von zwölf Monaten einen deutlichen Impfschutz haben werden. Falls es dann notwendig ist, eine erneute Impfung durchzuführen, wäre das kein Problem. Das könnte man dann einfach durch eine Re-Immunisierung entweder mit dem Impf-Antigen, das wir momentan haben, oder – falls notwendig – mit einem aktualisierten Impf-Antigen durchführen.“
Am 23. Februar 2021 erklärte Şahin bei einer Pressekonferenz mit dem Science Media Center (ab Minute 30:15): „Wenn wir sehen sollten, dass eine Variante zunehmend schwächer neutralisiert wird, wäre eine Möglichkeit einfach einen weiteren Boost zu machen.“ (Transkript, Seite 8) Im März berichteten auch verschiedene Medien über die Konferenz und die Möglichkeit von Auffrischungsimpfungen.
Auch andere Wissenschaftler hatten bereits früh die Möglichkeit von Dritt-Impfungen angesprochen, etwa der Immunologe Carsten Watzl im Dezember 2020 (hier).
Redigatur: Matthias Bau, Sarah Thust
Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck: