Faktencheck

Bonn: „Wehrt euch”-Plakat ist offenbar Satire

Ruft ein Plakat dazu auf, bei der Bundestagswahl „beide Zweitstimmen“ der AfD und NPD zu geben? Ja. Es handelt sich offenbar um sogenanntes Adbusting – in diesem Fall um eine Handlungsanweisung, die dazu führen würde, dass die Zweitstimme ungültig wird.

von Steffen Kutzner

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Dieses Plakat hing Anfang September an einer Bushaltestelle in Bonn. Laut Polizei handelt es sich um Adbusting. (Quelle: Facebook / Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ein Plakat rufe dazu auf, „beide Zweitstimmen“ der AfD und der NPD zu geben.
Bewertung
Richtig. Das Plakat hing am 9. September in einer Haltestelle in Bonn. Es handelt sich vermutlich um Satire.

Ein Foto von einem Plakat mit der aus der Nazi-Zeit stammenden Parole „Deutsche, wehrt Euch!“ kursiert auf Facebook. Das Foto ist echt; das Plakat hing tatsächlich an einer Haltestelle in Bonn. Laut Polizei handelt es sich um sogenanntes Adbusting und damit um politische Satire; denn man hat bei der Bundestagswahl lediglich eine Zweitstimme. Macht man in dieser Spalte zwei Kreuze, würde das die Zweitstimme ungültig machen

Per Bilderrückwärtssuche finden wir das Foto unter anderem auf Twitter, wo das Foto am 10. September auftauchte. Bei Reddit findet es sich schon am Abend des 9. September. 

Die größere Version des Bildes lässt erkennen, wo es aufgenommen wurde.
Die größere Version des Bildes lässt erkennen, wo es aufgenommen wurde (Quelle: Twitter)

Die dort veröffentlichte Version bekam 5.400 positive Reaktionen und ist etwas größer als auf Facebook: In der oberen rechten Ecke sind die Nummern zweier Buslinien, 631 und 632, und teilweise deren Endhaltestellen zu erkennen. Eine davon lautet Beuel – ein Stadtteil von Bonn.

Polizei: Plakat hing Anfang September in Bonn

Um herauszufinden, welche Haltestelle das Foto zeigt, haben wir die Haltestellenpläne der Buslinien 631 und 632 in Bonn verglichen und uns die Haltestellen, die von beiden Bussen angefahren werden, auf Google Street View angeschaut. Das Ergebnis: Das Foto zeigt ein Plakat an der Haltestelle Magdalenenplatz im Bonner Stadtteil Endenich. 

Haltestelle Magdalenenplatz in Bonn
Haltestelle Magdalenenplatz in Bonn (Quelle: Google Street View / Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Wir haben bei der Stadtverwaltung in Bonn und bei der zuständigen Polizeidienststelle gefragt, ob an der Haltestelle das fragliche Plakat hing. Eine Referentin der Stadtwerke Bonn bestätigte auf Nachfrage, dass das Plakat tatsächlich dort gehangen habe. Außerdem sei es nicht das einzige gewesen: „Diese Plakate hingen maximal einen Dreivierteltag, und zwar an den Haltestellen Markt, Magdalenenplatz, Beuel Bahnhof, Konrad-Adenauer-Platz und an der Römerstraße.“

Ein Referent der Pressestelle der Polizei Bonn erklärt uns telefonisch, dass die Plakate am Vormittag des 9. September gemeldet worden seien. Die Betreiberfirma der Werbeflächen habe die Plakate daraufhin entfernen lassen. Ein strafbarer Hintergrund habe jedoch nicht vorgelegen, da die Glaskästen, in denen die Plakate angebracht waren, nicht beschädigt worden seien. 

Es handele sich, so der Referent der Polizei, um einen Fall von Adbusting, also um meist gegen spezifische Parteien gerichtete Satire. Einen ähnlichen Fall gab es kürzlich, ebenfalls in Nordrhein-Westfalen, bezogen auf die CDU, und, gegen die SPD gerichtet, im Juni in Leipzig. Dass das Plakat offenbar satirisch gemeint ist, lässt sich aus dem Inhalt ableiten: Das Plakat ruft dazu auf, am 26. September, also bei der Bundestagswahl, „beide Zweitstimmen“ der AfD und NPD zu geben. 

Redigatur: Matthias Bau, Tania Röttger