Doch, Karl Lauterbach hält ein Ende der Corona-Pandemie für möglich
Im Netz wird eine Aussage des Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach sinnentstellend verkürzt. Der Eindruck, Lauterbach habe gesagt, er werde ein Ende der Pandemie verhindern, ist falsch. Im Gesamtkontext seiner Rede sagte er das Gegenteil: Deutschland könne die Pandemie in diesem Jahr „weitestgehend beenden“.
Auf Facebook (hier und hier) und Twitter verbreitet sich ein verkürztes Zitat von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach: „Omikron wird die Pandemie auch deshalb nicht beenden – selbst wenn es tatsächlich so wäre – was wir verhindern werden!“ Durch die Verkürzung wirkt es so, als habe Lauterbach gesagt, die Bundesregierung werde dafür sorgen, dass die Pandemie nicht ende. Das ist falsch.
Karl Lauterbach sagte in seiner Rede vor dem Bundesrat am 14. Januar, dass Omikron nicht die letzte Virusvariante bleiben werde. Weil eine Infektion mit Omikron nicht vor weiteren Virusvarianten schütze, sei die Pandemie nach Omikron auch nicht beendet. Es sei im Herbst damit zu rechnen, dass neue Varianten aufträten, gegen die kein Schutz bestehe. „Verhindern“ wolle er, dass sich alle Ungeimpften mit Omikron anstecken.
Lauterbach: „Wir haben die Mittel, die Pandemie in diesem Jahr weitestgehend zu beenden“
Die Rede von Lauterbach stammt aus einer Sondersitzung des Bundesrates vom 14. Januar 2022 und ist auf Youtube zu finden (Lauterbach spricht ab Minute 19:46).
Darin sagt er zunächst, dass die Pandemie an einer „Schnittstelle“ angekommen sei und man nun die Gelegenheit habe, in den sogenannten „endemischen Zustand“ überzugehen. Als endemisch werden Krankheiten bezeichnet, die innerhalb einer Bevölkerung oder einer Region immer wieder und häufig auftreten. Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie bedeutet der Ausdruck, dass Covid-19 insgesamt weniger gefährlich wird und keine Überlastung des Gesundheitssystems mehr droht.
Die Gelegenheit, die Pandemie zu einer Endemie zu machen, müsse man ergreifen, so der SPD-Politiker. Deutschland habe die Mittel, die Pandemie „in diesem Jahr weitestgehend zu beenden“. Dazu zählt er Kontaktbeschränkungen, eine hohe Impfquote und eine Impfpflicht.
Karl Lauterbach sagte, er wolle verhindern, dass sich alle Ungeimpften mit Omikron anstecken
Ein Problem sei, dass man mit neuen Varianten des Virus rechnen müsse, sagte Lauterbach weiter. In diesem Zusammenhang steht die Aussage, die sinnentstellend und verkürzt in den Sozialen Netzwerken verbreitet wird.
Ab Minute 32:00 in dem Video spricht Lauterbach darüber, dass nur sehr wenige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, mit denen er in Kontakt sei, der Ansicht seien, dass Omikron „die letzte große Variante“ sein werde. Weitere Varianten seien sehr wahrscheinlich: „Wenn es weiter geht, dann müssen auch wir weitermachen, wir können nicht aufhören. Wir können nicht sagen, mit Omikron hören wir jetzt auf. Omikron wird die Pandemie auch deshalb nicht beenden, wenn es jetzt tatsächlich so wäre, was wir verhindern werden, aber wenn es tatsächlich so wäre, die Ungeimpften würden sich alle mit Omikron anstecken, das ist ja auch ein Gedanke, der manchmal vorgetragen wird. Das wird die Pandemie nicht beenden, auch nicht für die Ungeimpften, weil die Infektionen mit Omikron vor weiteren Varianten nicht viel schützt.“
Dass eine Infektion dauerhaft gegen alle Varianten immun mache, gehöre „ins Reich der Fabeln“, erklärte kürzlich auch der Wissenschaftler Martin Stürmer gegenüber ZDFheute. Auch nach einer durchgemachten Corona-Infektion könnten sich Menschen erneut anstecken, insbesondere mit einer anderen Variante.
Das Robert-Koch-Institut schreibt in seinem aktuellsten Wochenbericht allerdings, dass sich auch Geimpfte vermehrt mit der neuen Omikron-Variante infizieren: „In den nächsten Wochen wird mit einer weiteren starken Zunahme der Anzahl von Infektionen mit der Omikron-Variante, die auch bei Geimpften und Genesenen leichter übertragbar ist, gerechnet. Erste Studien deuten auf einen geringeren Anteil an Hospitalisierten im Vergleich zu Infektionen mit der Delta-Variante bei Infizierten mit vollständiger Impfung bzw. Auffrischimpfung hin. Für eine abschließende Bewertung der Schwere der Erkrankungen durch die Omikron-Variante ist die Datenlage aber weiterhin nicht ausreichend.“
Auch die Faktencheck-Redaktionen der DPA und von Mimikama haben sich bereits mit dem verkürzten Zitat aus Lauterbachs Rede befasst und kommen zu dem gleichen Ergebnis wie wir.
Redigatur: Steffen Kutzner, Alice Echtermann
Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:
- Video „Sondersitzung des Bundesrates mit der Abstimmung über Änderungen bei Impf- und Genesenennachweisen“ (Youtube): Link