Faktencheck

Nein, russische Kinder werden nicht aus deutschen Schulen geworfen

Auf Facebook kursiert ein vermeintlicher Artikel des Holsteinischen Couriers. Darin wird behauptet, russische Schülerinnen und Schüler an deutschen Schulen würden ins Homeschooling geschickt. Doch der Artikel ist eine plumpe Fälschung mit zahlreichen Fehlern.

von Viktor Marinov

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Ein gefälschter Artikel über angeblich aus Schulen in Deutschland geworfene russische Kinder kursiert auf Facebook (Quelle: Facebook; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Einem angeblichen Artikel des Holsteinischen Couriers zufolge sollen russische Kinder in Deutschland aus den Schulen geschmissen und im Homeschooling unterrichtet werden.
Bewertung
Frei erfunden
Über diese Bewertung
Frei erfunden. Der Artikel ist eine Fälschung, es gibt keinerlei Belege für die angebliche Nachricht.

Auf Facebook (hier und hier) kursiert ein Screenshot von einem angeblichen Artikel des Holsteinischen Couriers. Darin heißt es, russische Kinder würden aus Deutschlands Schulen rausgeschmissen und müssten stattdessen zu Hause unterrichtet werden. Das soll Bundeskanzler Olaf Scholz mitgeteilt haben. Doch der vermeintliche Artikel weist viele Fehler und Unstimmigkeiten auf. Ein solcher Artikel wurde nicht beim Holsteinischen Courier veröffentlicht und auch sonst gibt es keine Belege für eine solche Nachricht.

Schon auf den ersten Blick liefert der Screenshot mehrere Hinweise dafür, dass es sich um einen gefälschten Artikel handelt. Es gibt mehrere offensichtliche Rechtschreibfehler: In der Überschrift heißt es etwa, russische Kinder würden aus „Deutschlands -Schule geschmissen“, zudem ist Bayern falsch geschrieben. Manche Formulierungen ergeben inhaltlich schlicht keinen Sinn, wie zum Beispiel: „Alle mit russischen Generationen werden aus Deutschland Schulen geschmissen“. 

Der vermeintliche Artikel (rechts) ist voller Fehler. Außerdem sieht er anders aus als die Beiträge des Holsteinischen Couriers.
Der vermeintliche Artikel (rechts) ist voller Fehler. Außerdem sieht er anders aus als die Beiträge des Holsteinischen Couriers. (Quellen: Holsteinischer Courier / Facebook; Markierungen und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)

Der Holsteinische Courier bezeichnet die angebliche Meldung als Fälschung

Vergleicht man den Screenshot mit einem echten Beitrag auf der Webseite des Holsteinischer Couriers, sind deutliche Unterschiede zu erkennen. So ist etwa die Überschrift beim gefälschten Artikel unterstrichen, im echten aber nicht. Bei der Fälschung ist das Titelbild zudem zu klein und steht neben statt über dem Text und es fehlt eine richtige Bildunterschrift. Die Schriftart des gefälschten Beitrags unterscheidet sich zudem von der in Originalartikeln der Zeitung. Auch eine Datumsangabe fehlt. 

Die Zeitung selbst hat in einem Artikel am 5. April die vermeintliche Meldung als Fälschung bezeichnet. „Nein, wir berichten nicht, dass russische Kinder von deutschen Schulen fliegen“, stellte die Redaktion klar. 

Weder auf der Webseite der Zeitung, noch über eine Google-Suche fanden wir Hinweise darauf, dass es eine solche Meldung je gab. 

Redigatur: Uschi Jonas, Sophie Timmermann