Faktencheck

Nein, Video belegt nicht, dass Ukrainer Fahrzeuge beschädigt hätten, die an „prorussischem“ Autokorso teilnahmen

Ukrainische Randalierer sollen Autos „zerstört“ haben, die Anfang April in Berlin bei einem Pro-Russland Autokorso teilgenommen hätten, heißt es in Beiträgen online. Dazu kursiert ein Video. Laut Angaben der Polizei stimmt das jedoch nicht.

von Sophie Timmermann

Foto Autokorso Berlin
Aufnahme von dem am 3. April 2022 in Berlin organisierten Autokorso (Quelle: Picture Alliance / DPA / Carsten Koall)
Behauptung
Ein Video belege, dass ukrainische Randalierer in Berlin Autos zerstört hätten, die an prorussischen Autokorsos teilgenommen haben.
Bewertung
Falscher Kontext
Über diese Bewertung
Falscher Kontext. Laut der Polizei Berlin liegen keine Ermittlungen zu Autobeschädigungen im Zusammenhang mit dem Autokorso vor. In dem Video sind laut Polizei die Folgen von Brandstiftung zu sehen, die in keinem Zusammenhang mit dem Russland-Ukraine-Krieg stehen. Ein politisches Motiv sei dort ebenfalls nicht bekannt.

Seit dem 14. April kursiert auf Telegram und Facebook ein Video, das verschiedene beschädigte Autos in einer Straße zeigt. Dazu heißt es: „Ukrainische Randalierer sollen in Berlin Autos zerstört haben, die an prorussischen Autokorsos teilnahmen.“ Der für Desinformation bekannte Telegram-Kanal „Neues aus Russland“ teilte das Video ebenfalls mit dieser Behauptung. Es wurde bisher mehr als 77.600 Mal gesehen. 

Deutschlandweit wurden Anfang April verschiedene „prorussische“ Autokorsos organisiert. Der Anmelder eines Autokorsos in Berlin sagte gegenüber Zeit online, er habe etwas gegen „Hass auf Russen“ unternehmen wollen. In Berlin nahmen am 3. April 2022 laut Angaben der Polizei 900 Personen und 450 Autos an dem Autokorso zwischen dem S-Bahnhof Ahrensfelde und dem Olympischen Platz in Spandau teil. 

Video aus einem Auto
Auf Facebook wird ein Video verbreitet, das mehrere beschädigte Autos zeigt. Hinweise, dass Ukrainerinnen oder Ukrainer an dem Vorfall beteiligt waren, gibt es laut der Polizei nicht. (Quelle: Facebook; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Polizei: Keine Verfahren zu Autobeschädigung wegen prorussischem Autokorso

Wir haben bei der Polizei Berlin nachgefragt, ob es im Zusammenhang mit dem in Berlin organisierten Autokorso Fahrzeugbeschädigungen gab. Die Pressestelle teilte uns mit, es lägen keine Ermittlungsverfahren beim Polizeilichen Staatsschutz der Polizei Berlin vor, die im Zusammenhang mit der Beschädigung von Autos stünden. Zwar gäbe es im Zusammenhang mit dem Autokorso Ermittlungsverfahren; zum Beispiel aufgrund von Beleidigungen oder Bedrohungen. Hinweise auf eine Beteiligung von Ukrainerinnen oder Ukrainern lägen jedoch nicht vor. 

In dem Video hört man Personen auf Russisch sprechen. Doch sie äußern keine Details dazu, was zu sehen ist und stellen auch keine Mutmaßungen darüber an, wer für die Beschädigungen an den Fahrzeugen verantwortlich ist. 

Laut der Berliner Polizei ereignete sich der im Video zu sehende Vorfall am 13. April 2022 in der Straße Am Karlsbad am Tiergarten. Der Ort lässt sich mit Aufnahmen von Google Earth von 2009 verifizieren, die zum Beispiel das unten abgebildete Gebäude zeigen. 

Straße am Karlsbad
Das im Video zu sehende Gebäude (links) findet sich auf Google Earth wieder (Quelle: Facebook / Google Earth; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)

Vier geparkte Autos seien ausgebrannt und zwei weitere Pkw beschädigt worden. Verletzt wurde niemand. Aktuell würden Ermittlungen bei einem Brandkommissariat des Landeskriminalamts der Polizei Berlin geführt, so die Pressestelle. Ein Bezug zum Russland-Ukraine-Krieg sei nicht bekannt.

Ähnliche Behauptungen über angeblich in Hamburg im Zusammenhang mit dem Russland-Ukraine-Krieg beschädigte Autos stellten sich ebenfalls als falsch heraus, wie wir am 11. April in einem Faktencheck berichteten.

Einen Überblick mit allen Faktenchecks von uns im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine finden Sie hier.

Redigatur: Matthias Bau, Uschi Jonas